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Quartalszahlen: Starker Euro bremst SAP

Softwarekonzern leidet unter Wechselkurseffekten. Aber das Geschäft zieht wieder an.

Berlin - Die Ausspäh-Affäre um den US-Geheimdienst NSA hat viele Unternehmen verunsichert. Und das hat Folgen für die Anbieter von Informationstechnik. In einem Brief an die US-Regierung schrieben unlängst mehrere amerikanische IT-Verbände, dass der Branche bis 2016 Umsätze von 35 Milliarden Dollar verloren gehen könnten, wenn Käufer nicht mehr auf die Sicherheit von Computern und Software zählen könnten. Die Marktforscher von Forrester Research gehen sogar von 180 Milliarden Dollar Einbußen aus. SAP wiederum könnte von dieser Unsicherheit profitieren. Europas größter Softwarekonzern verspürt eine rege Nachfrage nach Produkten aus der Cloud, bei denen die Daten und Programme der Kunden in den Rechenzentren von SAP gespeichert werden.

Es sei ein enormer Wettbewerbsvorteil, dass SAP in Europa strengsten Datenschutz anbieten könne, sagte Co-Chef Jim Hagemann Snabe am Montag bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Die Unternehmen seien sich des Themas Sicherheit stärker bewusst und interessierten sich zunehmend für „Cloud made in Europe“.

Dabei gab sich SAP auch für das Gesamtjahr optimistischer als zuletzt Konkurrenten wie IBM und Oracle. Nachdem das Geschäft von SAP vor allem wegen der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in China im ersten Halbjahr hinter den Erwartungen zurückblieb, fielen die Zahlen nun wieder besser aus. Allerdings leidet SAP unter den starken Wechselkursschwankungen. Weit mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht der Weltmarktführer bei Firmensoftware außerhalb der Euro-Zone. Vor allem die Entwicklung von Dollar und japanischem Yen, die sich zum Euro abschwächten, hätten sich negativ auf die Umsätze ausgewirkt, sagte Finanzvorstand Werner Brandt. In den ersten neun Monaten habe das SAP insgesamt 458 Millionen Euro Umsatz gekostet. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um zwei Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. Ohne den Wechselkurseffekt hätte das Wachstum neun Prozent betragen. Das Betriebsergebnis wuchs wechselkursbereinigt sogar um 15 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg auch wegen Kostensenkungen um zwölf Prozent auf 933 Millionen Euro.

Die Reaktion der Börse war eindeutig: In der Spitze legte die Aktie der SAP am Montag um mehr als acht Prozent zu. Damit gelang dem Softwarekonzern ein positiver Start in die Bilanzsaison.

In den Monaten von Januar bis September schaffte es SAP bereits, den Umsatz mit Diensten und Produkten aus der Cloud im Vergleich zum Vorjahr auf 547 Millionen Euro zu verdreifachen. Das sind zwar erst 4,6 Prozent der Gesamterlöse von 11,8 Milliarden Euro – doch bis 2015 will SAP mit zwei Milliarden Euro schon zehn Prozent des dann erhofften Jahresumsatzes damit erzielen. Die Zahl der Cloud-Kunden, die sich bei SAP zur Datenspeicherung oder für Anwendungen über das Internet Server-Kapazitäten mieten, stieg im abgelaufenen Quartal um drei auf 33 Millionen. Große Erwartungen setzt SAP auch in seine Datenbankplattform Hana, die in Potsdam entwickelt wurde und die eine Analyse großer Datenmengen in Echtzeit erlaubt. 149 Millionen Euro setzte SAP damit im dritten Quartal um (ein Plus von 90 Prozent). Mittelfristig soll der Jahresumsatz auf eine Milliarde Euro steigen. mit rtr

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