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Wirtschaft: Quatsch mit Soße

Diese Geschichte hat es noch nicht auf die Titelseiten der Zeitungen gebracht, und auch auf den EU-Webseite steht nichts. Aber laut einem Bericht der Londoner "Times" trifft sich in aller Stille ein wenig bekanntes Gremium der EU, um festzulegen wie viele Gemüsestückchen in Soßen zulässig sind.

Diese Geschichte hat es noch nicht auf die Titelseiten der Zeitungen gebracht, und auch auf den EU-Webseite steht nichts. Aber laut einem Bericht der Londoner "Times" trifft sich in aller Stille ein wenig bekanntes Gremium der EU, um festzulegen wie viele Gemüsestückchen in Soßen zulässig sind. Stimmt wirklich! Fern vom Rampenlicht arbeitet eine Unterabteilung des Zollausschusses unter Vorsitz von EU-Binnenmarkt-Kommissar Fritz Bolkestein die sicherstellen soll, dass als Soße getarntes Gemüse nicht in EU-Länder importiert wird.

Wie Sie vielleicht bereits ahnen, gilt hier das Interesse nicht der Soße selbst. Auch wird die Arbeit der EU-Kommission nicht von der Befürchtung getrieben, unwissende Kinder oder alte Menschen könnten aufgrund der Soßen-Stückchen den plötzlichen Erstickungstod sterben. Es ist vielmehr ein klassischer Fall von Regulierung, die noch mehr Regulierung nach sich zieht. In diesem Fall sind die gemeinsame Agrarpolitik und die protektionistischen Zölle Schuld. Zweck dieser Zölle ist, den Import bestimmter Produkte aufs Unerschwingliche zu verteuern und dadurch europäische Konsumenten zu zwingen, die eigentlich teureren heimischen Produkte zu kaufen. Ohne diese Zölle würde die EU unter der Last ihrer Agrarpolitik zusammenbrechen. Denn bei einem freien Wettbewerb mit Landwirten aus Nicht-EU-Ländern würden die EU-Bauern wegen ihrer hohen Preise auf ihren Erzeugnissen sitzen bleiben. Doch werden solche hohen Zölle (laut Times bis zu 288 Prozent) nur auf die Naturerzeugnisse selbst erhoben, nicht aber auf Produkte, die aus ihnen hergestellt werden, wie beispielweiße Würze und Soßen. Hier beträgt die Zollhöhe nur 20 Prozent.

Um sicherzustellen, dass niemand dem Radarbildschirm der Zollboote entgeht, um Perlzwiebeln ins Land zu schmuggeln, gibt es nun eine Limitierung der Gemüsestückchen in Soßen. Dies ist zumindest die Version der Times. EU-Sprecher Jonathan Faul bezeichnet den Bericht der Times als "unverantwortlich und nicht zutreffend", bestreitet aber nicht, dass die EU die Stückchenzahl in Soßen reguliert. Dabei folge die EU nur einer Anordnung der Welt-Zoll-Organisation. Bald werde jeder Staat so verfahren. Hoffentlich nicht! Die Welt hat doch Besseres zu tun.

Aus dem \"Wall Street Journal\" übersetzt, g

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