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Rabatte: Die andere Abwrackprämie: für Anzüge

Viele Händler ahmen den Bonus für alte Autos nach. Auch bei F ahrrädern, Töpfen und Uhren gibt es Rabatt beim Neukauf

Berlin - Sie sind hässlich und verschandeln unsere Umgebung. Dank der Umweltprämie sind sie nun weg: „Hässliche Herrenanzüge und Mäntel mussten möglichst schnell von der Straße“, heißt es beim Herrenausstatter Herr von Eden in Berlin-Mitte. Bis Ende dieser Woche gab es bei ihr Abwrackprämien für alte Anzüge. Wer beim Kauf eines neuen einen alten mitbrachte, konnte bis zu 300 Euro Rabatt bekommen. Die Resonanz: Mehr als 80 Kleidungsstücke wurden in der Berliner Filiale, in der ein Anzug zwischen 400 und 700 Euro kostet, abgegeben. Der Herrenausstatter hat sich von der Abwrackprämie aus dem Konjunkturpaket inspirieren lassen, genauso wie viele andere Einzelhändler: Ob Herrenanzüge, Fahrräder oder Armbanduhren – jetzt wird alles abgewrackt.

Auch für alte Drahtesel bieten Händler Prämien an: Beispielsweise die Firma Fahrrad Direktverkauf in Marzahn-Biesdorf. „Zehn Prozent Rabatt kriegt bei uns jeder, der ein Neurad kauft und ein altes abgibt“, erklärt Mitarbeiter Pierre Domke. Seit Anfang der vergangenen Woche hängt ein großes Plakat im Schaufenster, das auf die Schrottprämie für Drahtesel hinweist. Zwei andere Läden unter gleicher Leitung machen ebenfalls bei der Aktion mit und einige Käufer haben ihr Altrad bereits verrechnen lassen. „Wenn die Aktion weiter gut läuft, bieten wir das sicher noch einige Wochen an“, sagt Domke. Bei jedem Kauf wird die Rahmennummer des Altrades und die Personalausweisnummer des Käufers notiert. „So gehen wir sicher, dass die alten Räder nicht gestohlen sind“, sagt Domke. Die alten Drahtesel werden verschrottet oder an Bastler verkauft.

Die Verschrottungsprämie für Autos ist ein echter Verkaufsschlager geworden. „Funktionierende Marketing-Konzepte finden immer Nachahmer“, sagt Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg. Zwar hat es das Prinzip „alt gegen neu“ auch vorher schon gegeben, aber durch die aktuelle Prominenz der Abwrackprämie entstehe ein neuer Zeitgeist. Die Angebote seien zwar immer befristet, aber kaum habe ein Anbieter seine Aktion beendet, ziehe der nächste nach. „Das kann zu einer Bewusstseinsänderung bei den Verbrauchern führen“, meint Twardawa. Im Grunde sei die Abwrackprämie eine Rabatt-Aktion wie jede andere auch. Händler müssten dabei bedenken, dass die Verbraucher sich daran gewöhnen könnten. „Dann ist niemand mehr bereit, den Normalpreis zu zahlen. Das haben wir heute schon bei Teppichen, die werden nie ohne Rabatte verkauft“, sagt der Konsumexperte.

Im Elektronikhandel hat es bereits in den vergangenen Jahren Rückgabeaktionen in Märkten wie Saturn oder Media Markt gegeben. Dank des Konjunkturpaketes gewinnen die Aktionen jedoch neuen Auftrieb und heißen in Anlehnung an die Prämie „Sofortmaßnahme“, wie etwa Anfang Februar bei Saturn.

Auch alte Töpfe müssen nicht in der Mülltonne enden. Kochgeschirrhersteller wie WMF oder Fissler nehmen in Aktionszeiträumen alte Töpfe gegen Rabatt beim Neukauf zurück. So auch wieder bis Ende Mai: Fissler führt eine nationale Topftauschaktion durch, bei der der Kunde für jeden alten Kochtopf zehn Euro Gutschrift auf den Kauf eines neuen Topfes erhält. Zahlen will das Unternehmen im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein nicht nennen, „aber die Tauschaktionen kommen bei den Kunden sehr gut an“, sagt eine Sprecherin.

Neu hingegen ist eine Prämie für alte Uhren: Der Berliner Uhrenhersteller Askania will in der Wirtschaftskrise ein gutes Zeichen setzen und startet, inspiriert von der Auto-Schrottprämie, eine eigene Umweltinitiative. Beim Erwerb einer neuen mechanischen Uhr wird die alte, batteriebetriebene umweltgerecht entsorgt und der Kunde bekommt 150 Euro gutgeschrieben.

Nicht selten sind die Abwrack-Möglichkeiten mit karitativen oder sozialen Zwecken verbunden. So kommt das Schweizer Unternehmen I:Collect passend zum Abwrack-Boom mit einer neuen Idee auf den Markt: In einigen Partnerfirmen, wie der Schuhkette Reno, den Adler-Modemärkten oder dem Reparaturservice Mister Minit, können Altkleider und Schuhe abgegeben werden. Dafür gibt es Einkaufsgutscheine im Wert von bis zu fünf Euro. I:Collect verspricht, die gesammelten Textilien nachhaltig zu verwerten und zu recyclen.

„Pro Paar Schuhe gibt es einen Euro“, sagt Sandra Schreiber von der Schuhkette Reno. Die Rückgabe verlaufe wie bei Pfandflaschen: „Man stellt die Schuhe in einen Automaten, der dann Gutscheinbons ausdruckt.“ Die Aktion läuft vorerst nur in Hamburg, Osnabrück, Karlsruhe und München, soll aber bald auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. Unter dem Motto „Mach Kohle, gib Sohle“ wird man auch bei Mister Minit deutschlandweit seine alten Treter los, die dann bei I:Collect landen: „Wir nehmen auch alte Taschen und Lederjacken entgegen“, sagt eine Sprecherin. Dafür gibt es jeweils einen Ein-Euro-Gutschein für Dienstleistungen von Mister Minit.

Leider bietet der Handel für viele Gegenstände noch keine Abwrackprämien an. Doch die Verschrottung können Verbraucher auch selbst gewinnbringend übernehmen. Wer von seiner Verschrottungsaktion ein originelles und witziges Video dreht und auf der Internetseite Youtube veröffentlicht, kann an einem Gewinnspiel des Softwarelabels „zoneLINK“ teilnehmen. Zu gewinnen gibt es zwar keine Abwrackprämie, aber immerhin Sachpreise.

Miriam Braun

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