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An den Börsen werden Commerzbank zum Zockerpapier. Ohne eine Zusammenlegung von zehn alten zu einer neuen Aktie wäre sie ein Pennystock.

© Reuters

Rabattschlacht: Commerzbank zahlt hohen Preis für neues Kapital

Das teilverstaatlichte Geldinstitut gibt neue Aktien zu 4,50 Euro aus – 55 Prozent unter dem aktuellen Kurs.

Frankfurt am Main - Die Kapitalerhöhung der Commerzbank wird ein riskanter Kraftakt: Ohne die vor knapp vier Wochen beschlossene Zusammenlegung von zehn zu einer Aktie wäre die am Dienstag beschlossene Kapitalmaßnahme unmöglich gewesen. Die rund 555,6 Millionen neuen Aktien, die bis Ende Mai gezeichnet werden können, kosten – bei einem hohen Rabatt von 55 Prozent auf den aktuellen Kurs – gerade einmal 4,50 Euro. Nach alter Aktienstruktur wären es 45 Euro- Cent. Für eine Kapitalerhöhung vorgeschrieben ist ein Mindestkurs von einem Euro. Die Zusammenlegung der Aktien gleicht also einem Griff in die Trickkiste. Die Börse quittierte dies am Dienstag mit einem Kursrutsch: Commerzbank-Papiere brachen um mehr als sechs Prozent auf ein Allzeittief von 9,31 Euro ein.

Aktionäre und damit auch der Bund und die Steuerzahler müssen nun weitere Einschnitte hinnehmen. Zwar zahlt die Bank mit den angestrebten Brutto-Einnahmen von 2,5 Milliarden Euro die Stille Einlage des Bundes Ende Mai komplett zurück. Der bleibt aber mit gut 17 Prozent Großaktionär – bei herben, zum Teil auch realisierten Verlusten.

Die Bezugsfrist für die neuen Aktien beginnt an diesem Mittwoch und läuft zwei Wochen. Mit 21 Aktien kann ein Aktionär 20 neue Aktien kaufen, er kann das Bezugsrecht aber auch verkaufen. Insgesamt verdoppelt die Bank die Zahl ihrer derzeit rund 583 Millionen Anteilsscheine. Der Erlös von 2,5 Milliarden Euro ist gesichert, weil die Investmentbanken die Kapitalerhöhung garantieren. Die neuen Aktien sind für 2013 Dividenden berechtigt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Commerzbank angesichts der weiter schwierigen Ertragslage für das laufende Jahr eine Dividende zahlt. Immerhin aber stärke man das Kapital und erhöhe die Dividendenfähigkeit, hatte Bankchef Martin Blessing schon vor Wochen betont.

Für den Bund war und ist die Beteiligung an der zweitgrößten deutschen Bank kein gutes Geschäft. Der durchschnittliche Einstiegskurs des Bankenrettungsfonds Soffin liegt bei 3,40 Euro, nach der Kapitalzusammenlegung bei 34 Euro. Ohne das Bezugsrecht wäre der Kurs auf etwa sieben Euro abgerutscht, vermuten Börsianer. Da der Bund seinen Aktienanteil an der Bank von 25 auf etwa 17 Prozent absenken will, wird er zunächst Aktien für 625 Millionen Euro verkaufen, was ihm nach Ansicht von Experten einen Verlust von etwa 2,2 Milliarden Euro bescheren dürfte. Trotzdem beteiligt sich der Bund mit rund 600 Millionen Euro aus der verbliebenen Stillen Einlage von 1,6 Milliarden Euro an der Kapitalerhöhung.

Aufgrund des Kurseinbruchs der Aktie sitzt der Soffin vermutlich aktuell auf weiteren Buchverlusten von mehr als zwei Milliarden Euro. Seit 2007 ist der Kurs der Commerzbank-Aktie um 97 Prozent gefallen, allein im laufenden Jahr um mehr als 30 Prozent. Immerhin bekommt der Bund Ende Mai die noch ausstehende Stille Einlage von einer Milliarde Euro zurück, verbunden mit einer Zins-Ausgleichszahlung von 60 Millionen Euro. Auch die restliche Beteiligung der Allianz in Höhe von 750 Millionen Euro tilgt die Commerzbank.

Das sei „eine für die Aktionäre sehr schmerzhafte Methode zur Rückzahlung der Stillen Einlagen“, urteilte NordLB- Analyst Michael Seufert über die Kapitalerhöhung. Mit ihr bekämen die Anteilseigner mit Verspätung zu spüren, dass die Bank eigentlich verstaatlicht hätte werden müssen. Doch weil der Löwenanteil der gut 18 Milliarden Euro Staatshilfen 2008 nicht in Aktien, sondern als Stille Einlage floss, hielt der staatliche Rettungsfonds Soffin offiziell nur 25 Prozent. Die Commerzbank hatte gehofft, die Einlagen aus Gewinnen tilgen zu können. Doch diese reichten dazu bei Weitem nicht aus.

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