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Wirtschaft: Radikalkur für Karstadt

Aufsichtsrat des Konzerns stimmt Sanierungskonzept zu – Verkauf von Unternehmensteilen und Kapitalerhöhung geplant

Berlin Der Aufsichtsrat der Karstadt-Quelle AG hat ein hartes Sanierungsprogramm genehmigt. Das teilte der Handelskonzern am Montagabend mit. Unter anderem seien der Verkauf von Unternehmensteilen und eine Kapitalerhöhung von 500 Millionen Euro geplant. Im kommenden Jahr werde deshalb wieder mit einem positiven Ergebnis gerechnet. Über den Abbau von Stellen wurden keine Angaben gemacht. Die Einzelheiten des Konzepts werden diesen Dienstag von Vorstandschef Christoph Achenbach erläutert.

Der Vorstand hatte dem Aufsichtsrat einen Sanierungsplan vorgelegt (siehe Kasten), der den Abbau von bis zu 8500 Stellen vorsah. Zudem sollten 77 der 181 Karstadt-Filialen abgestoßen und in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden. Dabei gehe es um die kleineren Geschäfte mit einer Verkaufsfläche unter 8000 Quadratmetern.

„Es ist richtig, dass der Konzern sich von kleineren Häusern trennt, um sich auf erfolgreiche Häuser und seine Marke zu konzentrieren“, sagte Volkhardt Klöppner, Handelsexperte der Unternehmensberatung BBDO Consulting. Von den 181 Karstadt-Häusern arbeiten nur 26 profitabel, heißt es in Branchenkreisen. Es werde schwierig sein, für Warenhäuser und Immobilien in kleinen und mittleren Städten Käufer oder andere Nutzer zu finden, so Klöppner. Auch James Bacos von der Unternehmensberatung Mercer sagte: „Ich glaube nicht, dass ein strategischer Käufer die kleineren Standorte übernehmen würde.“

In Analystenkreisen gab es auch Zweifel daran, ob Karstadt-Quelle überhaupt in der Lage ist, ein umfangreiches Sanierungskonzept umzusetzen. „Wir entlassen 8500 Mitarbeiter und gliedern fast 80 Filialen aus, das ist leicht gesagt“, so ein Branchenexperte. Analystenschätzungen zufolge würde der vorgesehene Stellenabbau rund 200 Millionen Euro kosten. Das Problem wird der Konzern wohl mit der Kapitalerhöhung lösen. Fraglich sei aber ebenfalls, so die Analysten, ob Karstadt Investoren für eine Auffanggesellschaft finden werde. Auch der Metro-Konzern hatte vor fünf Jahren unter dem Namen Divaco eine Verwertungsgesellschaft gegründet – mit mäßigem Erfolg. Anfang dieses Jahres trennte sich Metro wieder von seiner Beteiligung an Divaco.

Über die Notwendigkeit von harten Einschnitten bei Karstadt-Quelle besteht Einigkeit bei den Experten. In der mehr als 100-jährigen Konzerngeschichte ist das Sanierungsprogramm aber einmalig. „Das Warenhauskonzept funktioniert in Deutschland schon seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr richtig“, sagte BBDO-Experte Klöppner. Die Ansprüche der Verbraucher würden immer größer, die Konkurrenz durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese und Ketten wie Zara oder H&M würde schärfer.

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