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Wirtschaft: Radler für den Regenwald

Krombacher zahlt für jeden verkauften Bierkasten eine Spende an eine Umweltstiftung – jetzt ziehen andere Unternehmen nach

Harte Arbeit für die Leber: Über 16 Millionen Quadratmeter Regenwald haben deutsche Biertrinker in den vergangenen Monaten bereits gerettet. Ohne sich persönlich zu schonen, haben die Konsumenten hier zu Lande tapfer eine Krombacher-Flasche nach der anderen geköpft – für einen guten Zweck. Denn für jeden verkauften Kasten Bier oder Radler zahlt die Brauerei auch in diesem Jahr wieder eine Spende an die Regenwaldstiftung des WWF und schützt damit einen Quadratmeter Regenwald.

Das Regenwald-Projekt läuft gut. So gut, dass sich jetzt auch andere Unternehmen an der Aktion beteiligen. RTL ist erstmals mit im Boot und auch die Kinokette Cinestar, die Fluggesellschaft LTU spendet pro Passagier und der E–Mail Provider web.de für jeden Neukunden einen Quadratmeter Tropenwald. Das gemeinsame Ziel: Bis zum Ende der Aktion Ende Juli sollen 25 Millionen Quadratmeter Wald erhalten oder wieder aufgeforstet werden.

Dass man Karitatives und Kommerz einträglich miteinander verbinden kann, haben inzwischen auch andere Firmen entdeckt. Pro verkaufter Packung Cornflakes spendiert Kellogg’s „Kindern in Not“ eine Schulstunde und unterstützt damit ein entsprechendes Unicef-Projekt. Mehr als zwei Millionen Schulstunden haben deutsche Kinder seit Beginn der Aktion im April bereits erfrühstückt. Für Kinder, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, will sich auch der Fruchtgummihersteller Katjes einsetzen. Mit seinen neuen „Rock’n Gums“ unterstützt Katjes die so genannte Nordoff/Robbins-Musiktherapie. Therapeuten des an der Universität Witten-Herdecke angesiedelten Instituts für Musiktherapie kümmern sich um Kinder mit Entwicklungsstörungen und um Patienten, die entweder von Geburt an stumm waren oder in Folge von Krankheit oder Unfall ihre Sprache verloren haben. Da die Kasse für diese Therapie nicht zahlt, sollen jetzt die „Charity Gums“, Fruchtgummis mit dem Aufdruck von Bands wie „Pur“ oder „BAP“, das nötige Geld bringen.

Eines haben alle Aktionen gemeinsam: prominente Werbeträger. Für Kellogg’s machen sich die Box-Brüder Klitschko stark, Katjes sieht sich in einer Reihe mit „BAP“, „Pur“, den „Scorpions“ und MTV. „Wichtig ist, dass ein Unternehmen die richtigen Sympathieträger verpflichtet“, sagt Bernd Heier, Devision Manager Kommunikationsforschung bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Denn wenn der Werbeträger nicht zieht, zieht auch das Projekt nicht.

Solche Sorgen hat Krombacher nicht. Im Gegenteil: Die Brauer scheinen mit ihren Werbeträgern den goldenen Griff gemacht zu haben. Die Regenwald-Kampagne wird promotet von Günther Jauch und unterstützt von der WWF-Botschafterin Steffi Graf. „Jauch wirkt sehr seriös und sehr glaubwürdig“, begründet Krombacher-Sprecher Franz-Josef Weihrauch die Auswahl des „Presenters“. „Jauch nimmt man die Botschaft ab“, sagt auch GfK-Mann Heier. Wie viel Quadratmeter Regenwald man für das Honorar des Showmasters hätte schützen können, bleibt das Geheimnis der Brauer. Nur soviel will Weihrauch verraten: „Wir haben unseren Werbeetat von neun bis zehn Millionen Euro im Jahr nicht aufgestockt.“

Für die Krombacher hat sich die Kampagne mehr als ausgezahlt. Obwohl die Konkurrenz mit sinkenden Umsätzen kämpft, laufen die Geschäfte gut. Das habe viele Gründe, meint Sprecher Weihrauch. Krombacher verkaufe sein Bier kaum in Dosen und sei daher von der aktuellen Diskussion nur wenig berührt. Hinzu komme der heiße Sommer. Und natürlich das Regenwald-Projekt.

Vieles spricht dafür, dass es im kommenden Jahr eine Fortsetzung geben wird. Denn das Regenwald-Projekt ist inzwischen als Stiftung fest etabliert und auf Dauer angelegt. Zu Recht: Saufen für den Regenwald hat in Deutschland immer Konjunktur.

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