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Rangliste: Berliner Internationale

Jedes achte Unternehmen der Stadt wird von Ausländern geführt. Polen, Türken, Vietnamesen, Bulgaren, Italiener – das ist die Rangliste der größten ausländischen Unternehmergruppen in der Hauptstadt. Erstaunliche Erkenntnis: Es gibt mehr polnische als türkische Firmen.

Berlin - Erstmals hat die Berliner Industrie und Handelskammer (IHK) die wichtigsten Zahlen über nichtdeutsche Unternehmer in Berlin zusammengetragen. Vergleichsdaten aus der Vergangenheit fehlen also. Wenn man aber auch die Import-Export- Ströme aller lokalen Unternehmen betrachtet, kommt die IHK zu dem Schluss: Die Berliner Wirtschaft wird immer internationaler.

Exakt 32 373 oder fast jedes achte Unternehmen der Stadt, hat einen ausländischen Eigentümer oder einen Mehrheitseigner. Darunter befindet sich die von Polen geführte Kfz-Werkstatt, die holländische Immobiliengesellschaft, aber auch die Deutschland-Tochter des US-Pharmakonzerns Pfizer. „Wir freuen uns, dass es so viele nichtdeutsche Unternehmen gibt. Davon profitiert ganz Berlin“, sagte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter bei der Vorstellung des umfangreichen Berichtes am Freitag im Ludwig-Erhard-Haus.

Immer mehr Unternehmen, deutsche wie ausländische, würden sich zugleich auf dem Weltmarkt behaupten: Die Ein- und Ausfuhren stiegen seit 1991 bis 2007, dem Jahr vor der Weltwirtschaftskrise, um knapp 60 Prozent. Dann gab es einen Einbruch. Wiesenhütter gab sich aber zuversichtlich, dass das Handelsvolumen mit dem Ausland Ende des Jahres 2010 wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben wird.

Viele ausländische Berliner stammen zugleich aus den wichtigsten Handelspartnerländern Berlins. So liegt Polen bei der Höhe des Handelsvolumens mit Berlin auf Platz drei. Auch mit Italien, das hier mit vielen Unternehmern vertreten ist, gibt es einen regen Austausch von Waren. Der Außenhandel Berliner Unternehmen mit Bulgarien oder Vietnam ist dagegen sehr überschaubar.

Es gibt weitere statistische Auffälligkeiten. So handelt es sich bei den Unternehmen in ausländischer Hand zu gut 90 Prozent um Kleingewerbe, während der Anteil aller kleinen Firmen, die bei der IHK registriert sind, im Schnitt bei knapp 75 Prozent liegt. Der Handel ist die wichtigste Branche, in der Ausländer tätig sind. Auf den Plätzen folgen Dienstleistungen für andere Unternehmen, erst dann folgen Unternehmen im Baugewerbe und der Gastwirtschaft. Die Neigung unter ausländischen Berlinern, ein Unternehmen zu gründen, ist in etwa so hoch wie unter der deutschen Bevölkerung. Allerdings steigt die Zahl der ausländischen Gründer offenbar schneller: 90 Prozent der ausländischen Unternehmen sind jünger als zehn Jahre.

Die meisten kleinen und großen ausländischen Unternehmen gibt es im Bezirk Mitte. In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es die meisten größeren Unternehmen mit einem Eintrag ins Handelsregister. Die vielen Unternehmen in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln fallen meist unters Kleingewerbe.

Die IHK weist auf statistische Verzerrungen hin, die sich aus den unterschiedlichen Geschichten der Migrantengruppen ergeben: Maßgeblich für die Erfassung ist die Staatsangehörigkeit, die ein Unternehmer bei der Registrierung angibt. Natürlich gibt es heute auch viele Berliner mit türkischen Wurzeln und deutschem Pass. Somit kann man am Ende fragen, ob die Nationalität überhaupt eine Rolle spielen muss. „Tatsächlich sind wir glücklich über jeden, der in dieser Stadt unternehmerisch tätig ist“, sagte Wiesenhütter von der IHK.

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