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Wirtschaft: Rasantes Fusionskarussell

DÜSSELDORF .Kaum eine Pressekonferenz eines großen Reiseveranstalters vergeht zur Zeit ohne Andeutungen zur weiteren Konsolidierung der Branche.

DÜSSELDORF .Kaum eine Pressekonferenz eines großen Reiseveranstalters vergeht zur Zeit ohne Andeutungen zur weiteren Konsolidierung der Branche.Und auch auf der Internationalen Tourismusbörse sind Fusionen das beherrschende Thema.

Nach der Bildung des "roten Lagers" um TUI und Hapag-Lloyd unter dem Dach der Preussag auf der einen Seite und des "gelben Lagers" mit Condor und Neckermann auf der anderen Seite hatten viele schon die Aufteilung des deutschen Reisemarktes auf ein stabiles Duopol für unvermeidbar gehalten.Allenfalls LTU hatte man noch zugetraut, mit fremder Hilfe eine dritte Kraft im Tourismus zu formen.

Doch nun beginnt sich das Fusionskarussell schneller denn je zu drehen, und die Konsolidierung der Branche bekommt eine völlig neue Qualität.Denn es entstehen Reisekonzerne europäischen Formats.Den Anfang machte Airtours, einer der beiden großen britischen Reisekonzerne.In einer überraschenden Aktion kauften sie sich bei dem dynamisch wachsenden deutschen Newcomer FTI Touristik ein.

Nicht minder weitsichtig die Reaktion des neuen deutschen Reiseriesen Preussag AG.Kaum daß sie unter ihrem Dach TUI und Hapag-Lloyd zu einer starken Allianz zusammengeschmiedet hat, schwingt sie sich mit dem Einstieg bei dem britischen Unternehmen Thomas Cook zu einem der größten Touristikkonzerne der Insel auf.

Schon meldet der britische Veranstalter First Choice, er habe ein Übernahmeangebot bekommen.Erwartet wird eine furiose Übernahmeschlacht.Wahrscheinlicher Kandidat ist dabei die Preussag, die über ihre britische Tochter Thomas Cook bereits zu zehn Prozent an First Choice beteiligt ist.Ebenfalls gehandelt wird C&N Touristic.Und Airtours wird mit einem eigenen Angebot das weitere Eindringen der Deutschen in ihren Heimatmarkt abzuwehren versuchen.

Für drei, maximal vier große Reisekonzerne wird nach Ansicht von Experten langfristig auf dem europäischen Markt Platz sein.Um diese Plätze balgen sich neben TUI, C&Nund LTU noch die Briten Airtours und Thomson, die Schweizer Veranstalter Kuoni und Hotelplan und vielleicht noch Nouvelles Frontières aus Frankreich.Weitere Zusammenschlüsse, auch unter den Großen, scheinen da unumgänglich.Dünn wird die Luft für alle Touristikunternehmen, die nicht mindestens an erster oder zweiter Stelle stehen.Damit sind auch in Deutschland zahlreiche Traditionsunternehmen bedroht.In erster Linie ist da ITS zu nennen.Sie hat zwar mit dem Handelskonzern Rewe eine starke Mutter im Rücken, aber mit ihrem Umsatz von knapp 1,3 Mrd.DM keine Chance, in der ersten Liga mitzuspielen.Und auch um Willi Verhuven, Chef des preisaggressiven Veranstalters Alltours, der bisher immer wortgewaltig seine Unabhängigkeit betont hat, ist in den vergangenen Monaten etwas stiller geworden.Ähnliches gilt für Öger Tours, die mit ihrem starken Türkei-Geschäft sicherlich ein interessanter Übernahmekandidat für einen ausländischen Konzern sind.Gute Chancen haben zukünftig wohl nur die kleinen Spezialisten.Denn das ist die Kehrseite des Konzentrationsprozesses: Je größer die Marktführer werden, um so mehr Urlauber gibt es, die sich von deren Massenprodukten nicht mehr angesprochen fühlen - die Chance, etwas für den ausgefalleneren Geschmack zu bieten.

FLORIAN KOLF (HB)

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