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Wirtschaft: Ratingagentur S & P wechselt Chef aus

Umbau schon länger geplant – Citi-Banker Douglas Peterson folgt nach vier Jahren auf Deven Sharma

New York/Frankfurt am Main - Deven Sharma ist viel Kritik gewohnt, doch die vergangenen drei Wochen dürften die turbulentesten in seiner Zeit als Chef von Standard & Poor’s (S&P) gewesen sein. Anfang August wagte die Ratingagentur den Frevel, den hochverschuldeten USA die Spitzenbonitätsnote „AAA“ zu entziehen. Der Bankenausschuss des Senats bereitet jetzt einen Untersuchungsausschuss vor und die US-Börsenaufsicht prüft die Berechnungsmethoden, mit denen die Agentur Bonität misst.

Der 55-jährige Sharma, dessen indische Herkunft man seinem fließendem Englisch auch heute noch anhört, wird das nur noch als Zuschauer erleben. Am 12. September räumt er nach nur vier Jahren seinen Chefsessel bei der mächtigen Ratingagentur S&P, deren 1300 Analysten weltweit die Bonität von Anleihen im Wert von mehr als 32 Billionen Dollar bewerten. Damit hielt der stets zurückhaltend wirkende Sharma ein Jahr länger durch als seine Vorgängerin Kathleen Corbet, die 2007 ihren Hut nahm. Damals zeichnete sich die Krise um wackelige US-Immobilienschuldner ab.

S&P wurde dabei – wie den Konkurrenten Moody’s und Fitch – vorgeworfen, durch zu gute Noten die Risiken von mit Hypothekenkrediten besicherten Anleihen zu gut bewertet und so die Risiken der Papiere verschleiert zu haben. Deren Ausfälle waren ein Auslöser der weltweiten Finanzkrise. Dafür musste sich Sharma rechtfertigen, unter anderem vor dem US-Kongress. Seit mehr als anderthalb Jahren stehen S&P und damit Sharma vor allem wegen der zahlreichen Herabstufungen europäischer Krisenländer unter Beschuss von europäischen Politikern und Aufsehern.

Bis Ende 2011 wird der promovierte Betriebswirt Sharma als Berater an der strategischen Erneuerung des S&P-Mutterkonzerns McGraw Hill mitwirken. Ende 2010 hatte das Verlagshaus S&P aufgespalten. Jetzt gibt es die Ratingagentur S&P und die McGraw Hill Financial. Dort sind die übrigen S&P- Aktivitäten gebündelt, etwa die S&P-Aktienindizes. Schon damals sei Sharma „bereit für neue Aufgaben gewesen“, und man habe beschlossen, einen neuen Chef für S&P zu suchen, sagte Harald McGraw III. Er leitet das Verlagshaus und ist Urenkel des Firmengründers James McGraw. Für die Strategieplanung war Sharma, der den Großteil seiner Karriere als Unternehmensberater verbrachte, schon 2002 bei McGraw Hill verantwortlich.

Sein Nachfolger als S&P-Chef wird Douglas Peterson – ein weitgehend unbekannter Banker, der bei der US-Großbank Citigroup Karriere gemacht hat. Derzeit verantwortet der 53-Jährige das operative Geschäft der Citibank, dem Filialgeschäft der Citigroup. Der 53-Jährige hat Mathematik und Geschichte studiert und seinen MBA an der Wharton Business School gemacht. A. Dörner, A. Cünnen (HB)

A. Dörner[A. Cünnen (HB)]

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