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Wirtschaft: Ratingagenturen drohen mit „Zahlungsausfall“

Standard & Poor’s warnt vor freiwilligen Hilfen der Banken

London - Die Verhandlungen über eine Beteiligung der Banken an dem nächsten Griechenland-Hilfspaket werden weiter von Störfeuer aus dem Kreis der einflussreichen Ratingagenturen überschattet. Standard & Poor’s (S&P) warnte am Montag davor, dass ausgewählte griechische Anleihen mit dem Urteil „Zahlungsausfall“ versehen würden, sollte es zu dem von französischen Banken entwickelten „Pariser Modell“ kommen.

Nach dem „Pariser Modell“ würden Banken und Versicherer bis 2014 fällige Gelder aus griechischen Anleihen wieder reinvestieren. Diesem Modell wollen sich im Grundsatz auch deutsche Banken anschließen. „Nach unserer Ansicht führt jede der beiden Finanzierungsoptionen, die im Vorschlag der Federation Bançaire Francaise (FBF) beschrieben sind, nach unseren Kriterien wahrscheinlich zu einem Zahlungsausfall“, erklärte S&P. Ein „Zahlungsausfall“ gilt als schwer kalkulierbares Risiko für das Finanzsystem, weil dann auch Kreditausfallversicherungen (CDS) in unbekannter Höhe fällig würden. Am Wochenende hatten die Finanzminister der Eurozone lediglich die fünfte Teilzahlung aus dem seit 2010 laufenden 110-Milliarden-Euro-Hilfsprogramm im Umfang von zwölf Milliarden Euro freigegeben. Das neue, bis zu 120 Milliarden Euro schwere Griechenland- Hilfspaket soll nun auf der nächsten Sitzung der Finanzminister am 11. Juli diskutiert werden.

Laut S&P sind die Details jedoch noch offen. Als Kreditausfall „D“ würden die 2011 auslaufenden und dann zur Verlängerung anstehenden Anleihen bewertet. Nach der Erneuerung der Anleihen würden die Papiere wahrscheinlich nach kurzer Zeit ein neues Rating erhalten, welches den griechischen Kreditrisiken entspreche, schreibt S&P. Dann bekämen alle griechische Anleihen wieder eine einheitliche Note.

Der entscheidende Belastungsfaktor für die Kreditwürdigkeit sei jedoch die Frage, ob Griechenland tatsächlich in der Lage sei, das mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgelegte Programm umzusetzen. Am 13. Juni hatte S&P die Kreditwürdigkeit für Griechenland von „B“ auf „CCC“ reduziert.

Die Politiker in der Eurozone sind nach Einschätzung der Commerzbank noch nicht mit den Ratingagenturen einig, wie bei einer Beteiligung privater Gläubiger eine Bewertung als „Zahlungsausfall“ vermieden werden kann. Dies sei offenbar der Grund dafür, dass die Euro-Finanzminister die Entscheidung über ein neues mehrjähriges Kreditpaket am Wochenende verschoben hätten, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. „Offenbar spielt auch eine Rolle, dass die Finanzminister noch nicht den Segen der Ratingagenturen haben.“ Krämer verweist damit auch auf die Aussagen von S&P. dpa

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