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Wirtschaft: Rau rügt die Manager: „Da stimmt etwas nicht“

Bundespräsident kritisiert hohe Gehälter und Abfindungen

Berlin (fo). Bundespräsident Johannes Rau hat sich in die Debatte um angemessene Managergehälter und die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen eingeschaltet. Im ZDF forderte das Staatsoberhaupt am Donnerstagmorgen eine „geringere Spanne zwischen dem Einkommen des Facharbeiters und des Managers“. Deutschland dürfe nicht in amerikanische Verhältnisse abgleiten. Wenige Stunden später hatte Rau Gelegenheit, das Thema gleich mit einem kompetenten Repräsentanten der Wirtschaft zu diskutieren: Der Bundespräsident traf in Frankfurt am Main den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, der mit 6,9 Millionen Euro Jahresgehalt bestbezahlter deutscher Topmanager ist und sich deswegen schon scharfe Kritik anhören musste – zuletzt vor wenigen Tagen auf der Hauptversammlung.

Bei dieser Gelegenheit hätte Staatschef Rau durchaus Bescheidenheit vom Bankenchef Ackermann einfordern können: Denn selbst im Vergleich zu den Durchschnittsbezügen der Vorstandschefs deutscher DaxKonzerne, die bei etwa 1,5 Millionen Euro liegen, ist die Besoldung des höchsten Amtsträgers der Republik moderat: Rau erhält 16 500 Euro Grundgehalt plus 6500 Euro Aufwandsentschädigung, macht am Jahresende 276 000 Euro – brutto, versteht sich. Hinzu kommt eine Restpension von 1200 Euro monatlich aus Nordrhein-Westfalen, wo er viele Jahre Ministerpräsident war.

Einmal in Fahrt gekommen, beließ es der Bundespräsident am Donnerstag allerdings nicht bei seiner Kritik am Gehaltsniveau. Rau verlangt, dass die Manager auch verstärkt zur Verantwortung gezogen werden sollten, wenn ihre Fehlentscheidungen Arbeitsplätze kosten. Mehr noch: Das reine Gewinnstreben und der massive Arbeitsplatzabbau in manchen Unternehmen stören den Präsidenten doch sehr. Dass Firmen ihr bestes Ergebnis verkündeten und gleichzeitig tausende von Arbeitsplätzen abbauten, könne nicht richtig sein. „Da stimmt etwas nicht“, sagte Rau später in Frankfurt. Bei der Deutschen Bank war er gleich an der richtigen Adresse. Denn der Bankenprimus im Lande rationalisiert weiter kräftig, die Ertragslage hat sich aber schon wieder deutlich erholt.

Rau meinte sogar, es gebe Unternehmen, in denen mehr Arbeitsplätze wegfielen als nötig. Ein massenhafter Arbeitsplatzabbau sei sozial unerträglich. Namen nannte er nicht. So bliebt offen, ob er damit auch die Deutsche Telekom gemeint haben könnte. Dort ist der Bund zwar noch Großaktionär. Das hindert die Telekom aber nicht, im Jahresdurchschnitt 10 000 Jobs zu streichen.

Für reformbedürftig hält Rau auch den „Goldenen Handschlag“. Damit meint er Abfindungen, die selbst erfolglosen Managern gezahlt werden, um sie loszuwerden. Zumindest werden laufende Arbeitsverträge ausbezahlt. Diese Praxis, so Rau, bringe erfolgreiche Manager in Misskredit. Rau appellierte zugleich an die Unternehmen, die soziale Kompetenz in der Wirtschaft zu stärken. Er habe den Eindruck, „dass viele in den Manager-Etagen soziale Verantwortung nicht mehr richtig werten“. Der Präsident wurde noch deutlicher: Deutschland brauche zwar mehr Elite, aber „weniger selbst ernannte Elite“. Eine Operationsschwester könne genauso zur Elite gehören wie ein Bankdirektor.

Lufthansa-Chef Jürgen Weber, der in wenigen Tagen in den Aufsichtsrat wechselt, reagiert unterdessen auf anhaltende Kritik an der Erhöhung von Aufsichsratsbezügen seines Unternehmens. Er spendet den Zuwachs einem wohltätigen Zweck. Dabei hat sich Weber kaum etwas vorzuwerfen: Die Lufthanseaten bezahlen ihre Topmanager so schlecht wie kaum eine vergleichbare Aktiengesellschaft.

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