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Nicht das erste Mal.

© AFP

Wirtschaft: Razzien bei Pharma-Unternehmen Konzerne sollen Generika verzögert haben

Brüssel - Mit einer Reihe von Razzien sind die europäischen Kartellwächter Pharmafirmen in mehreren Ländern zu Leibe gerückt. Dabei geht es um den Verdacht, dass Arzneimittelhersteller Umsatzrückgänge bei wichtigen Medikamenten bremsen, indem sie die Einführung günstigerer Nachahmerpräparate verzögern.

Brüssel - Mit einer Reihe von Razzien sind die europäischen Kartellwächter Pharmafirmen in mehreren Ländern zu Leibe gerückt. Dabei geht es um den Verdacht, dass Arzneimittelhersteller Umsatzrückgänge bei wichtigen Medikamenten bremsen, indem sie die Einführung günstigerer Nachahmerpräparate verzögern. Erneut steht der britisch-schwedische Pharmariese Astra-Zeneca im Visier der EU-Kommission.

Wie die Behörde am Freitag in Brüssel mitteilte, habe es bereits am Dienstag in der Branche unangekündigte Durchsuchungen gegeben. Es gebe Grund zur Annahme, dass die betroffenen Unternehmen entweder allein oder gemeinschaftlich den Marktstart bestimmter Generika-Präparate verschleppt und damit den Wettbewerb behindert hätten. Die Untersuchung sei aber noch in einem frühen Stadium. Am Ende solcher Verfahren drohen hohe Bußgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes.

Die EU-Kommission nannte bislang keine Namen der durchsuchten Firmen. Astra-Zeneca räumte aber ein, zu den betroffenen Unternehmen zu gehören. Im Blickpunkt der Kommission stehe das umsatzstarke Magenmedikament Nexium. Der Konzern werde mit den Behörden zusammenarbeiten.

Astra-Zeneca war bereits im Jahr 2005 in das Visier der Kartellwächter geraten. Damals kam die Kommission zu dem Schluss, das Unternehmen habe zwischen 1993 und 2000 den Marktstart günstigerer Kopien seines Magenmittels Losec verhindert oder hinausgezögert. Losec ist der Vorgänger von Nexium. Gegen den Konzern wurde deswegen zunächst eine Strafe von 60 Millionen Euro verhängt, die dann auf 52,5 Millionen Euro gesenkt wurde.

Der Patentschutz für Nexium ist bereits in einer Reihe von EU-Staaten abgelaufen. Bislang ist der Wettbewerb durch Generika aber begrenzt. Im Oktober hatten mehrere Generikahersteller billigere Kopien des Präparats in Deutschland auf den Markt gebracht. Auch in Spanien ist Astra-Zeneca zufolge bereits ein Nachahmer erhältlich. Nexium war 2009 mit Umsätzen von fünf Milliarden Dollar das umsatzstärkste Medikament des Konzerns.

Der größte deutsche Arzneimittelhersteller Bayer ist nach eigenen Angaben dagegen nicht von den Untersuchungen betroffen. Ebenso äußerten sich die Pharmariesen Glaxo-Smith-Kline, Sanofi-Aventis, Pfizer, Novo Nordisk und Lundbeck.

Der Markt für Generika-Präparate ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Die Nachahmer-Präparate sind in der Regel billiger als das entsprechende Arzneimittel des Erstanbieters, da keine Forschungskosten anfallen und die Entwicklungskosten sehr gering sind. In den ersten acht Monaten dieses Jahres bekamen die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen nach Angaben des Verbandes der Generika-Hersteller in 63 von 100 Fällen Nachahmer-Produkte. 280 Millionen Generika und damit 1,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr wurden von den Apotheken auf Kassenrezept herausgegeben. rtr/Tsp

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