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Wirtschaft: Real verdirbt Metro das Geschäft

Der größte deutsche Handelskonzern wächst fast nur noch im Ausland /Hoffnung auf die WM

Düsseldorf - Der Handelskonzern Metro hat in Deutschland im vergangenen Jahr schlecht verdient. Der operative Gewinn des Kaufhaus- und Supermarktkonzerns brach im Heimatmarkt um mehr als 28 Prozent ein. Wegen guter Auslandsgeschäfte konnte Metro-Chef Hans- Joachim Körber aber am Mittwoch in Düsseldorf insgesamt einen leichten Gewinnzuwachs von 0,8 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro verkünden.

Der Börse gefielen die Zahlen nicht. Die Metro-Aktie war am Mittwoch größter Verlierer im Dax mit einem Minus von 3,3 Prozent auf 43,20 Euro.

Grund für die mageren Zahlen war vor allem das schwache Geschäft der Lebensmittelsparte Real, zu der neben den gleichnamigen Märkten auch die Supermarktkette Extra gehört. „Insgesamt war die Geschäftsentwicklung bei Real enttäuschend“, sagte Körber. Sie habe Verluste von knapp zwölf Millionen Euro produziert.

Real betreibt insgesamt 328 Verbrauchermärkte, neun davon im Großraum Berlin. Hinzu kommen 264 Extra- Märkte, 35 davon in Berlin und Umgebung. Im Frühjahr vergangenen Jahres war Real wegen eines Fleischskandals in zwei Hannoveraner Märkten in die Krise geraten. Mitarbeiter hatten nicht mehr frisches Hackfleisch mit einem neuem Haltbarkeitsdatum versehen und wieder in die Regale gelegt. Körber spricht heute nur noch von „Qualitätsvorfällen“, die Auswirkungen auf die Umsätze gehabt hätten, macht aber auch die Konsumzurückhaltung der deutschen Verbraucher und den verschärften Wettbewerb für die schlechten Umsätze verantwortlich.

Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel gibt es seit einigen Jahren einen Preiskampf, mit dem Discounter wie Aldi oder Lidl den klassischen Supermärkten das Leben schwer machen. „Wegen des harten Wettbewerbs muss Real vor allem an der Preiswahrnehmung arbeiten“, sagt Christian Schindler, Einzelhandelsexperte bei der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Obwohl Real viele Produkte ebenso günstig anbiete wie die Discounter, werde die Kette von den Kunden als zu teuer wahrgenommen.

Das will Metro-Chef Körber ändern: Ein neues Marketingkonzept soll die Kunden mit Tiefpreisgarantien und Frischeversprechen zurück in die Läden locken. Zudem schrauben die Real-Manager an den Personalkosten. Bis zu 100 Millionen Euro sollen durch Tarifsenkungen und Flexibilisierungen eingespart werden. Das Unternehmen verhandelt zurzeit mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Der Metro-Konzern insgesamt beschäftigt derzeit in Deutschland rund 100 000 Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis), etwa 5700 davon in Berlin. Deutschlandweit kamen im vergangenen Jahr rund 1000 Stellen hinzu. Die meisten gingen auf das Konto der Elektronikmärkte Media Markt und Saturn, die auch bei Umsatz und Gewinn wieder zu den stärksten Metro-Sparten gehörten. Überraschend gut fielen die Ergebnisse der Warenhauskette Kaufhof aus, die in den vergangenen Jahren zu den Sorgenkindern des Konzerns gehörte. Durch ein Sparprogramm konnten die Warenhäuser, die in Deutschland und Belgien vertreten sind, ihren Gewinn um fast 22 Prozent steigern. Ein neues Markenkonzept soll auch die Umsätze wieder nach oben treiben.

Insgesamt rechnet Metro-Chef Körber im laufenden Jahr mit einer leichten Belebung des bislang eher trüben deutschen Einzelhandelsgeschäfts. Vor allem die Fußballweltmeisterschaft soll die Käufer in die Märkte locken. Das erwartete Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent für das Gesamtjahr wird voraussichtlich aber wieder zum großen Teil im Ausland erwirtschaftet werden müssen, wo Metro schon jetzt mehr als die Hälfte seines Umsatzes und rund 70 Prozent des Gewinns erzielt.

Stefan Kaiser

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