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RECHTS Frage: an Rüdiger Strichau Verbraucherzentrale Berlin

Kann ich meine Police verkaufen?

Ich beabsichtige, eine meiner Lebensversicherungen zum Jahresende zu kündigen. Jetzt erfuhr ich von der Möglichkeit, die Police zu verkaufen. Ich würde gern wissen, ob das seriös ist und was Sie davon halten.

Bei der Kündigung einer Kapitallebensversicherung speisen die Versicherungsgesellschaften ihre Kunden mit dem meist mickrigen Rückkaufswert ab. Ausgezahlt wird das Sparguthaben samt Zinsen abzüglich der Kosten für Risikoschutz, Provision, Verwaltung und einer Stornogebühr von drei bis fünf Prozent. Je nach Tarif und Versicherer kann es passieren, dass bei einer Stornierung in den ersten fünf bis zehn Jahren nicht einmal die eingezahlten Beiträge erstattet werden. Vor diesem Hintergrund versprechen die Aufkäufer von Kapitallebensversicherungen ein besseres Ergebnis.

Die Geschäftsidee stammt aus dem Jahre 1999 und wurde zuerst von der Firma Cashlife umgesetzt. Gekauft werden Kapitallebens- und Rentenversicherungen, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllen: Die Restlaufzeiten der Policen dürfen höchstens 15 Jahre betragen, und die aktuellen Rückkaufswerte müssen mindestens bei 10 000 Euro liegen. Weiterhin ist erforderlich, dass die Aufkäufer Ihren Versicherer als renditestark einstufen und dieser mit der Übernahme einverstanden ist. Abhängig von der Einstufung Ihrer Gesellschaft können Sie etwa fünf bis zwölf Prozent mehr als bei einer Kündigung herausholen. Die Policenkäufer verdienen ihr Geld, indem sie die Verträge bis zum Ende der Laufzeit weiterführen und den dann anfallenden Gewinn kassieren. Ein weiterer Vorteil für Sie: Sollten Sie während der ausstehenden Laufzeit sterben, erhalten Ihre Angehörigen die Todesfallsumme.

Was nach einer cleveren Variante aussieht, hat leider einen Haken: Durch die Flaute am Kapitalmarkt ist der Zweitmarkt Lebensversicherungen in den letzten Jahren eingebrochen. Cashlife pickt sich nur noch die Rosinen aus der großen Nachfragemenge heraus, und manche Aufkäufer liegen mit ihren Angeboten mittlerweile unter den Rückkaufswerten der Versicherungsverträge. Viele Firmen zahlen lediglich einen Teil der Kaufsumme sofort aus und den Rest in monatlichen Raten, oft über zehn Jahre und länger verteilt. Hohe Kaufpreisversprechen sollten hier nicht über das einzugehende Finanzabenteuer hinwegtäuschen.

Eine Alternative zum Policenverkauf oder zur Kündigung ist ein Policendarlehen, das einige Versicherer bis zur Höhe des aktuellen Rückkaufswertes gewähren. Das Darlehen muss spätestens bei Ablauf der Versicherung oder im Leistungsfall zurückgezahlt werden. Wenn Sie sich entlasten wollen, sollten Sie die Beitragsfreistellung beantragen. Der Vertrag wird dann zwar auf dem gegenwärtigen Stand eingefroren, wird aber bis zum Ende der regulären Laufzeit an den Überschüssen der Versicherung beteiligt. Noch ein Spartipp: Haben Sie eine jährliche Steigerung der Beiträge vereinbart, können Sie die Dynamik aus dem Vertrag streichen lassen. Foto: Mike Wolff

an Rüdiger Strichau

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