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Wirtschaft: Reemtsma ohne Führung

Zigarettenhersteller unter Schmuggelverdacht: Neues Management nicht in Sicht

Berlin (msh). Nach dem Rücktritt von ReemtsmaChef Manfred Häussler und der Freistellung von sechs weiteren Managern durch die Muttergesellschaft Imperial Tobacco ist über deren Nachfolge noch nicht entschieden worden. „In den kommenden Wochen wird der Aufsichtsrat über die Personalien beraten“, sagte Imperial-Sprecher Alex Parsons in London. Die Reemtsma-Manager waren suspendiert worden, weil die deutsche Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Zigarettenschmuggels gegen sie ermittelt. Die mit dem Fall befassten Ermittlungsbehörden in Stade und Hamburg teilten am Donnerstag mit, dass es trotz der Suspendierung keine neuen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft gebe. „Wir werten das Beweismaterial noch aus“, sagte ein Sprecher. Es könne noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis erste Ergebnisse bekannt gegeben werden könnten.

Die Ermittler hatten im Januar bei einer groß angelegten Razzia mehrere Reemtsma- Standorte durchsucht und dabei Unterlagen und Computer beschlagnahmt. Den Reemtsma-Mitarbeitern wird vorgeworfen, den Schmuggel von Zigaretten gefördert zu haben. Dabei sollen Kunden von Reemtsma, vor allem in Osteuropa, zuvor exportierte Zigaretten wieder nach Deutschland geschmuggelt und hier auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. Die Anschuldigungen lauten daher auf Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Reemtsma soll zudem gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Zigarettenhersteller im Jahr 2000 seine Rauchwaren in den Irak geliefert hat, gegen den zu diesem Zeitpunkt ein internationales Embargo der Vereinten Nationen (Uno) galt.

Der Imperial-Sprecher betonte, dass die Freistellung der Mitarbeiter keinesfalls als Schuldeingeständnis zu werten sei. Es gebe noch keine Anklage, und daher strebe man derzeit auch keinen außergerichtlichen Vergleich mit der deutschen Staatsanwaltschaft an. „Wir arbeiten aber weiter mit den Behörden zusammen“, sagte der Sprecher.

Grund für den Zeitpunkt der Suspendierung der sieben Manager sei eine neue Einschätzung der Lage durch den Aufsichtsrat gewesen. Zuvor hatte der Konzern offenbar die Tragweite der Untersuchungen unterschätzt und sich öffentlich vor Vorstandschef Häussler gestellt. Der Konzern rechnet jetzt damit, dass die Ermittlungen vier bis fünf Jahre dauern könnten. Die Manager werden freigestellt aber nicht entlassen und bekommen weiter ihr volles Gehalt. Imperial werde die Mitarbeiter auch bei einer anstehenden rechtlichen Auseinandersetzung unterstützen, sagte der Sprecher.

Imperial hatte Reetsma im Jahr 2002 für 5,8 Milliarden Euro von Tchibo übernommen und war damit zum weltweit viertgrößten Produzenten aufgestiegen. Neben Vorstandchef Häussler war auch Ludger Staby von seinem Amt als Mitglied des Imperial-Aufsichtsrates zurückgetreten, obwohl gegen ihn nicht ermittelt wird. Staby teilte mit, er habe sein Mandat niedergelegt, um „Interessenkonflikte zwischen den Käufern und Verkäufern von Reemtsma“ zu vermeiden. Staby war zuvor bei Tchibo tätig.

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