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Wirtschaft: Reformen ohne Ursula Engelen-Kefer

Was ist noch schlimmer als ein Parteifreund? Ein Gewerkschaftskollege.

Was ist noch schlimmer als ein Parteifreund? Ein Gewerkschaftskollege. Das muss sich jedenfalls Ursula Engelen-Kefer in diesen Tagen denken. Zwei Tage, nachdem im DGB-Vorstand unter anderem über die Bundesanstalt für Arbeit diskutiert wurde, muss die DGB-Vizechefin in der Zeitung lesen, dass Gewerkschaftsbosse sie absägen wollen. Klaus Zwickel? Hubertus Schmoldt? Frank Bsirske? Die mächtigen Herren wissen von nichts und schätzen alle Engelen-Kefer. Sonst hätten sie ja am vergangenen Dienstag im Vorstand den Mund aufgemacht und Engelen-Kefer aufgefordert, die Zuständigkeit für Arbeitsmarktpolitik abzugeben. Nun sind Feigheit und Intriganz auf dem weiten Feld der Personalpolitik so selten wie Fouls auf dem Fußballplatz. Doch im Fall Engelen-Kefer dürften sich die Heckenschützen verkalkulieren, denn auf die unsaubere Attacke werden die DGB-Delegierten im kommenden Mai vermutlich mit einem Sympathiereflex reagieren und Engelen-Kefer überzeugend in den DGB-Vorstand wiederwählen. Das weiß die 58-jährige Funktionärin und gibt sich entsprechend gelassen.

Aber das ruhige Blut ist nur zum Teil berechtigt, und zu großer Selbstsicherheit hat Engelen-Kefer keinen Grund. Denn in den vergangenen 20 Jahren war kaum jemand so eng mit der Bundesanstalt für Arbeit verbandelt wie Engelen-Kefer. Und kein gewerkschaftlicher Sozialpolitiker stellte sich über die Jahre so wortreich vor jede Kamera, wenn es darum ging, Veränderungen in den Sozialsystemen zu verhindern. Diese konservative Attitüde ist nicht mehr zu halten. Geschockt von der Krise bei der Bundesanstalt ist allerorten Reformbereitschaft da. Auch beim Deutschen Gewerkschaftsbund, der gerade noch auf den Reformzug gesprungen ist und in einer Arbeitsgruppe eigene Vorschläge entwickeln will. Ohne Ursula Engelen-Kefer.

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