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Wirtschaft: Regierung rechnet mit noch höherem Ölpreis

Experte: Superbenzin könnte bald 1,40 Euro kosten

Berlin - Selbst die drastisch gestiegenen Energiepreise haben das Wachstum der Weltwirtschaft bisher nicht zum Stillstand gebracht. „Insgesamt kann man zufrieden sein“, sagte Finanzstaatssekretär Thomas Mirow am Mittwoch in Berlin. Das vierte Jahr in Folge liege die Rate bei über vier Prozent. „Das ist außergewöhnlich“, sagte Mirow. Sorgen bereite aber die unsichere Lage in den beiden wichtigen Ölförderländern Iran und Saudi-Arabien. „Die Ölpreise könnten noch weiter anziehen“, schätzte der Staatssekretär. Die EU-Kommission senkte ihre Wachstumsprognose zwar leicht, gleichzeitig äußerte sich die Europäische Zentralbank optimistischer.

Zuletzt war der Preis für ein Barrel US-Leichtöl (159 Liter) wieder auf knapp 70 Dollar gestiegen und erreichte damit fast seinen bisherigen Höchststand vom Herbst 2005. Als Grund war vor allem die erneute Zuspitzung des Atomstreits mit Iran angeführt worden. Am Mittwoch sorgten niedrige Benzinvorräte in den USA zu einem weiteren Schub.

Kommende Woche werden die Finanzminister der sieben größten Industriestaaten (G7) über die Lage der Weltwirtschaft in Washington beraten. Im Anschluss treten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank zu ihren Frühjahrstreffen zusammen. Eines der zentralen Themen werde die Ölpreisentwicklung sein. Denn es werde weiter bei knappen Förderreserven bleiben, sagte Finanzstaatssekretär Mirow. Das gebe wiederum den Spekulanten Raum.

Auch Ölmarktexperten sehen die Unsicherheit als Hauptfaktor hinter den Preisanstiegen. Helmut Buchmann vom Fachdienst Oil Market Report (OMR) sagte dem Tagesspiegel: „Fundamental gibt es keine Gründe. Das zusätzliche Öl, das die Opec-Staaten im Dezember auf den Markt gebracht haben, wollte niemand haben.“ Alle konzentrierten sich aber auf mögliche Engpässe, sollte Iran zum Beispiel seinen Ölexport stoppen. „Sollte es zu Störfällen bei der Versorgung kommen, dann wird es beim Preis nach oben kein Halten geben“, sagte Buchmann. Die Benzinpreise würden zusätzlich nach oben getrieben, weil die USA – wie fast jedes Jahr im Frühjahr – Benzin auf den europäischen Märkten kaufen. Seit Anfang vergangener Woche seien massive Käufe festzustellen, sagte Buchmann. Der Preis je Tonne Superbenzin in Rotterdam sei von 638 Dollar Ende März auf mittlerweile 688 Dollar gestiegen. „Nach Ostern wird man an den Tankstellen für Super wieder 1,40 Euro sehen“, schätzte Buchmann.

Neben den Energiepreisen werde in Washington auch über weitere Gefahren für das Wachstum geredet werden, sagte Staatssekretär Mirow. Darunter falle das hohe Doppeldefizit der USA bei Handelsbilanz und Staatshaushalt sowie die neuen protektionistischen Tendenzen weltweit.

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