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Wirtschaft: Regionalbörsen buhlen um Privatanleger

Ob Bremen, Stuttgart, Berlin: Erfolge mit verlängerten Handelszeiten und niedrigerer StückelungVON STEFAN KEIDEL (MAIN/HB) FRANKFURT.Der Privatanleger steht hoch im Kurs.

Ob Bremen, Stuttgart, Berlin: Erfolge mit verlängerten Handelszeiten und niedrigerer StückelungVON STEFAN KEIDEL (MAIN/HB) FRANKFURT.Der Privatanleger steht hoch im Kurs.Lange von den Börsen vernachlässigt, locken die Regionalplätze nun mit neuen kundenfreundlichen Serviceleistungen.Nach den großen Erfolgen in Stuttgart und Bremen haben jetzt auch die Plätze in Berlin, Hamburg und München ihre Handelszeiten für sämtliche Aktien verlängert und die Mindeststückzahlen für den fortlaufenden Handel herabgesetzt.Ein Stück mehr deutsche Aktienkultur: Denn der Privatanleger kann endlich, wie die Profis, auf die Wall-Street-Tendenz und andere wichtige Ereignisse schnell reagieren.Zudem bekommt er bessere Preise, weil er am fortlaufenden Handel teilnimmt. Im Handelsblatt-Gespräch berichten Regionalfürsten über große Erfolge mit der Strategie.So rechnet sich Stuttgarts Börsen-Geschäftsführer, Hans-Joachim Feuerbach, mit "der konsequenten Ausrichtung auf den Privatanleger" denn auch gute Zukunftsperspektiven aus.Im Januar und Februar habe sich der Aktienumsatz gegenüber dem Vorjahr verdreifacht, wobei die Umsätze aus dem gesamten Bundesgebiet zusammenflössen."Privatanleger sind in Stuttgart besser dran," meint Feuerbach selbstbewußt.Denn neben den verlängerten Börsenzeiten und der herabgesetzen Mindeststückelung für den fortlaufenden Handel erhalte er Kurse nach dem "Bestpreisprinzip".Das bedeute, Frankfurter Xetra-Kurse. Stolz ist Feuerbach auch auf die bedeutenden Erfolge mit den Neuer-Markt-Aktien in seinem Freiverkehr.Die "Musik" spiele in Berlin und Stuttgart.Zusammen habe man einen Gesamtumsatz von bis zu 60 Prozent, Tendenz steigend.An manchen Tagen verzeichneten die beiden Börsen zusammengenommen Umsätze in wichtigen Werten von über 80 Prozent.So zum Beispiel während des Kursfeuerwerks der Mobilcom-Aktie vor ein paar Wochen.Für Frankfurt sei nur knapp 20 Prozent übriggeblieben.Damit sei das Marktsegment in Stuttgart viel liquider als in Frankfurt. Axel H.Schubert, Bremer Börsen-Geschäftsführer, berichtet seinerseits von "explodierenden" Aktienumsätzen seit der Handelszeitverlängerung und der Herabsetzung der Mindeststücke.Und "im Dax-Handel sind wir vom Umsatz her häufig vor Düsseldorf".Bremen sieht sich als "Börse für den Privatanleger und den Mittelstand".Auch hier bekomme der Kunde Frankfurter Xetra-Preise. Daß seine Börse im Herbst, wenn auch die Aufträge von Privatanlegern über Xetra laufen, stärkeren Wettbewerb erhält, ist Schubert bewußt.Dennoch hält er an der "kursmaklerunterstützten EDV-Börse", wie er den Präsenzhandel nennt, fest.Die Zielsetzung ist daher der schnelle Erwerb der entsprechenden Parkettsysteme (Boss/Boega) von der Frankfurter Börse.Und wenn sich der Börsenhandel in den nächsten fünf Jahren nicht mehr rechnen sollte, was er aber nicht glaube, dann mache Bremen mit seiner erfolgreichen Beratungsgesellschaft und dem eigenen Finanzdienstleister weiter.Denn in allen Bereichen, hebt Schubert hervor, schreibe Bremen schwarze Zahlen. Auf die eigenen Stärken konzentriert sich auch die Berliner Börse.Schon Ende März 1995 hat der Platz für seinen Freiverkehr die Handelszeiten verlängert, und das mit viel Erfolg.Das große Anlegerinteresse machte Berlin zum Marktführer für Osteuropa-Werte.Und die Aktien weisen eine hohe Liquidität aus.Insgesamt tummeln sich, Börsen-Geschäftsführer Jörg Walter zufolge, 1300 internationale Aktien im Freiverkehr.Und die Werte des Neuen Marktes zählen zu den Lieblingen. Vor der Konkurrenz aus Frankfurt, wo die Zeiten für den Neuen Markt wegen der hohen Umsatzverluste an die Regionalbörsen nun ausgedehnt wurden, hat Walter keine Angst."Bei uns erfolgt alles vollautomatisch, nur die Kurse werden, im Gegensatz zu Xetra, durch Makler festgestellt.Und unsere Kursmakler reagieren schneller und flexibler auf Anlegerwünsche als das Frankfurter System." Wo Berlin seine Zukunft sieht, macht Walter deutlich."Da sich Frankfurt auf Institutionelle konzentriert, liegen uns die Privatanleger sehr am Herzen." Im Gegensatz zu anderen Regionalbörsen sucht Düsseldorf sein Heil weiter an der Seite Frankfurts.Mit Rücksicht auf das gemeinsame Dachskontro hat man jetzt nur die Zeiten für den Freiverkehr verlängert.Erst in ein paar Tagen wollen die Gremien nach Auskunft von Börsen-Geschäftsführer Wolfgang P.Peterhoff über eine generelle Börsenzeitverlängerung entscheiden. Allerdings zögert Peterhoff."Eine Verlängerung könnte sich als Kurzfristmaßnahme mit kurzfristigem Erfolg erweisen." Nämlich dann, wenn im Herbst sämtliche Aktien über Xetra handelbar seien.Das Dachskontro möchte Peterhoff auch dann in abgespeckter Form erhalten.Anstatt eines gemeinsamen Eröffnungs-, Kassa- und Schlußkurses will Peterhoff dann nur einen gemeinsamen Kassakurs.

STEFAN KEIDEL (MAIN, HB)

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