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Abschreibungen auf das Kreditkartengeschäft haben der Bank of America im vergangenen Quartal einen Milliardenverlust eingebracht.

© AFP

Regulierung des Finanzsektors: Bank of America - Rückfall ins Minus

Die Neuregulierung des US-Bankensektors nach der Finanzkrise schlägt sich nun massiv in den Quartalszahlen der Branche nieder. Die Bank of America verzeichnet einen hohem Verlust.

New York, Frankfurt am Main - So musste das größte Kreditinstitut der USA, die Bank of America, im dritten Quartal 10,4 Milliarde Dollar im Kreditkartengeschäftes abschreiben und verbuchte daher einen Verlust von 7,6 Milliarden Dollar. Vorstandschef Brian Moynihan kündigte an, nun Gebühren für Girokonten und Geldautomaten einzuführen, um die Einnahmeausfälle aus der Regulierung zu kompensieren.

Die Abschreibung war nötig geworden, weil neue Gesetze die Möglichkeiten der Banken einschränken, hohe Gebühren auf die Überziehung von Konten, verspätete Bezahlung von Kreditkartenrechnungen und den Einsatz von Plastikgeld zu erheben. Nach Moynihans Worten zahlten bislang zehn Prozent der Kunden 70 Prozent der Gebühreneinnahmen.

Das werde sich jetzt ändern. In den nächsten zwölf Monaten werde man Kunden für bislang kostenlose Dienstleistungen zur Kasse bitten. Ohne die Abschreibungen wäre die Bank mit einem Plus von 3,1 Milliarde Dollar nach einem Verlust von einer Milliarde Dollar vor einem Jahr in die Gewinnzone gekommen. Wie JP Morgan und Citigroup, die zuletzt ihre Zahlen vorlegten, litt die Bank unter rückläufigen Einnahmen vor allem im Kapitalmarktgeschäft und profitierte aber von der Auflösung von Risikovorsorgepositionen. Letzteres hatte den Konkurrenten zu Milliardengewinnen verholfen.

Kämpferisch zeigte sich Moynihan angesichts von Kundenklagen, die die Bank zur verlustreichen Rücknahme strukturierter Hypothekenpapiere zwingen wollen. Weil die US-Finanzbranche wegen des schlampigen Umgangs mit Hypotheken in der Zeit vor der Krise zuletzt politisch unter Druck geraten war, hoffen Käufer von Hypothekenanleihen, vor Gericht bessere Aussichten auf Erfolg zu haben. So drohte gestern eine Gruppe von Fondsgesellschaften der Bank of America in einem Brief mit Klagen und verlangte ein Einlenken der Bank. Offensichtlich ist Moynihan nicht bereit, sich dem zu beugen. Der Vorstandschef verkündete zudem, die Bank habe die in der Kritik stehenden Hypotheken geprüft und werde nun bald auch wieder mit der Zwangsversteigerung von Häusern beginnen. Die Bank hatte dies auf Druck der Politik, die ihr unrechtmäßiges Verhalten vorwarf, zuletzt ausgesetzt. Eine Klagewelle würde die Branche Analysten zufolge 180 Milliarden Dollar kosten.

Auch die weltweit führende Investmentbank Goldman Sachs war im dritten Quartal von der Zurückhaltung der Kunden am Kapitalmarkt getroffen. Wegen eines Einbruchs im Handelsgeschäft von 36 Prozent fiel der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um rund 40 Prozent. Anders als JP Morgan, die Bank of America und die Citigroup, konnte der Wall-Street-Primus dies nicht ohne Weiteres durch die Auflösung von Risikovorsorgeposten etwa im Konsumkreditbereich ausgleichen, weil das Institut dort nicht tätig ist.

Überraschen konnte Goldman jedoch mit einem Anstieg der Umsätze im Investment-Banking – also der Beratung von Firmen bei Fusionen und Übernahmen – um 24 Prozent. Dies half dem Institut die zuletzt stark heruntergeschraubten Gewinnerwartungen zu übertreffen und ließ den Aktienkurs um zwei Prozent steigen.

Die US-Regierung kündigte derweil an, sich weiter aus der von ihr gestützten Citigroup zurückzuziehen. In naher Zukunft kämen zusätzlich 1,5 Milliarden Stammaktien auf den Markt. Damit sinkt der Anteil des Staates auf rund 7 Prozent.HB

R. Benders[P. Köhler], A. Höpner[P. Köhler], H. Nagl

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