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Sauberes Geschäft. Jede fünfte gewerbliche Reinigungsmaschine auf der Welt wird in Deutschland gebaut.

© Kitty Kleist-Heinrich

Reinigungsbranche in Sorge: Angst vor der großen Welt

Brexit und Trump bescheren den exportstarken deutschen Anbietern von Reinigungssystemen zahlreiche Unsicherheiten.

Jede fünfte Reinigungsmaschine, die weltweit im Einsatz ist, wird in Deutschland gebaut. Der Exportanteil der rund 50 deutschen Anbieter von Reinigungssystemen für den gewerblichen und industriellen Einsatz liegt bei 73 Prozent. Doch gerade das Auslandsgeschäft erweist sich nicht nur durch den Brexit in Großbritannien und den Präsidentenwechsel in den USA als turbulent.

900 Millionen Euro Umsatz

Mit knapp über 900 Millionen Euro lag der Umsatz der Branche, die rund 5250 Mitarbeiter beschäftigt, im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Doch Markus Asch, der Vorsitzende des Fachverbandes Reinigungssysteme im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), sah bei der Pressekonferenz zu der im September stattfindenden Fachmesse CMS (Cleaning, Management, Services) viele Unsicherheiten auf dem Exportmarkt. „Der Brexit macht uns weiterhin große Sorgen“, sagte Asch. Die Entwertung des Pfundes führe zu „massiven Verwerfungen“. Und die Ungewissheit über das Verhalten von Donald Trump bringe Instabilität und Unsicherheit in die Geschäftsbeziehungen mit den USA.

Auch die Türkei macht Sorgen

Bei den Brics-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – sei nur noch in China ein Aufschwung erkennbar, erklärte Asch. Ein Sorgenfall sei auch die Türkei, wo die politische Instabilität zu zurückhaltenden Investitionen geführt habe. Auch die politische Unsicherheit in Griechenland werde bisher unzureichend bewertet. Dagegen bleibe Europa als Ganzes für die Branche ein wichtiger Markt.

Zudem leiden die Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln unter den regulatorischen Auflagen. Die 54 Mitgliedsunternehmen mit gut 7000 Mitarbeitern decken rund 92 Prozent des nationalen Marktes ab, sagte Werner Schulze, Vorsitzender des Fachbereichs Gebäudereinigung im Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz für industrielle und institutionelle Anwendung (IHO). Im vergangenen Jahr wurden noch 4,7 Prozent des Umsatzes von gut einer Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Doch stieg dagegen der Aufwand für Folgekosten aus der europäischen Gesetzgebung, um bestehende Produkte verkehrsfähig zu halten, binnen zwei Jahren von 1,5 auf rund 2,5 Prozent. „Die Zahlen belegen: Unter den Aufwendungen für die Folgekosten der europäischen Chemikaliengesetzgebung leidet offenkundig die Innovationskraft der Branche“, erklärte der Verband. „Es droht ein Rückgang von Produktneuentwicklungen und noch schlimmer, ein Wegfall von diversen Spezialprodukten.“

Gewerkschaften wollen Lohnerhöhungen

Den weitaus größten Wirtschaftsfaktor bilden die Gebäudereiniger selbst. Nach Hochrechnungen erwirtschaften 2016 rund 21 580 Betriebe einen Gesamtumsatz von knapp 17 Milliarden Euro. Die jüngste Hochrechnung der Beschäftigten bezieht sich auf das Jahr 2015 und beträgt 642 964 Personen, gut 55 000 mehr als 2010. Zu den aktuellen Kernthemen des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) gehört die Entwicklung einer Norm für die Krankenhausreinigung, sagte Bundesinnungsmeister Thomas Dietrich. 50 Experten arbeiten an einem Leistungshandbuch, das bis zum Sommer 2018 erstellt werden soll. Ferner stehe die Branche vor einer schwierigen Tarifrunde, die am 16. Mai in Leipzig beginnt. Die Gewerkschaft fordert für 2018 eine Erhöhung des Mindest-Stundenlohns um einen Euro und eine vollständige Anpassung des Ost- an den Westtarif bis 2019.

Große Messe in Berlin

Einig sind sich die Verbandschefs in der Bewertung der CMS, die vom 19. bis 22. September auf dem Berliner Messegelände stattfindet. „Sie ist Branchenereignis in den ungeraden Jahren in Europa“, erklärte Thomas Dietrich. Die Tatsache, dass Deutschland der größte europäische Markt für Reinigungstechnik und -chemie ist, zieht zunehmend internationale Aussteller an, sagte Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin. So muss die Ausstellungsfläche um eine weitere Halle vergrößert werden. Ein weiteres Schwerpunktthema wird die Digitalisierung der Branche sein, in deren Zeichen auch der Weltkongress der Gebäudedienstleister (WFBSC) steht, der vom 18. bis 20. September erstmals in Berlin stattfindet.

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