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Reise-Knigge: Fliegende Händler und spanische Fettnäpfchen – So genießen sie ihren Urlaub!

Trinken Sie in Rom Ihren Kaffee im Stehen, heben Sie in Istanbul niemals die Bürsten der Schuhputzer auf, und rasen Sie nicht in Österreich. Praktische Tipps für die Reise in unsere Lieblingsländer.

Frankreich

Frankreich und gerade auch die Hauptstadt Paris ist ein beliebtes Jagdrevier für Taschendiebe. In der Metro, der Pariser U-Bahn, wird ständig in vier Sprachen, auch in Deutsch, vor ihnen gewarnt. Besonders häufig kommen Diebstähle in den Zügen vom Flughafen Roissy ins Stadtzentrum vor. Vorsicht ist auch beim Anstehen in Warteschlangen geboten und überall dort, wo es zu Gedränge kommt. Taschendiebe nutzen hier gern die Gunst der Stunde und stehlen Handtaschen und Geldbörsen.

Nicht alle Opfer haben so viel Glück wie die deutsche Touristin, der im Gewühl der Eingangshalle des Louvre die Handtasche entrissen wurde und die plötzlich ohne Geld, Kreditkarten und Ausweise dastand. Sie meldete den Verlust bei ihrer Bank, beim Konsulat und bei der Polizei und richtete sich auf einen vermasselten Urlaub ein. Einige Zeit später jedoch erhielt sie einen Anruf der Polizei: Ihre Tasche war in einem Papierkorb im Museum bei einer routinemäßigen Kontrolle gefunden worden. Zwar war das Geld weg, aber Kreditkarten und Ausweise waren darin geblieben.

Wer sich an die Ratschläge zur eigenen Sicherheit und sonst an die üblichen Regeln wie Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Parkverbote hält, muss in Frankreich mit keinen unangenehmen Überraschungen rechnen. Falsch geparkte Autos hingegen werden oft ohne viel Federlesen abgeschleppt, und auch zu schnelles Fahren kann recht teuer werden. Hans-Hagen Bremer

Spanien

Im heißen Spanien warten jetzt im Hochsommer auf die nordeuropäischen Urlauber etliche Fettnäpfchen. Etwa wenn die „guiris“, wie die sonnenhungrigen Ausländer gerne genannt werden, den Kellner im Restaurant gleich mit einem deutschen Wortschwall überfallen. Wenigstens ein freundliches „hola“ (Hallo) oder „gracias“ (Danke) würde helfen, spanische Vorurteile gegen die deutschsprachigen „cabezas cuadradas“ (Quadratschädel) abzubauen.

Empörend finden viele Spanier auch, wenn Urlauber abseits der Strände in Badehose oder Bikini und womöglich auch noch ohne T-Shirt ins Restaurant oder in der Stadt bummeln gehen. Derartig Unerhörtes wird übrigens in Städten wie Palma de Mallorca oder Barcelona auch bisweilen mit Geldstrafen geahndet.

Überhaupt ist der Besuch im Speiselokal voller Fallstricke. So setzt man sich nicht einfach an einen freien Tisch, sondern wartet auf den Wink des Kellners, der einen Tisch zuweist. Taktgefühl gilt es auch beim Trinkgeld zu beweisen, das diskret auf dem Tisch liegen bleibt und dem Kellner nicht mit einem aufdringlichen „Stimmt so!“ in die Hand gedrückt wird. Das Trinkgeld („propina“) ist übrigens deutlich niedriger als in Deutschland. Für einen Kaffee, ein Bier oder einen Eisbecher reicht es, einfach eine kleine Münze zurückzulassen. Auch nach einem ganzen Essen wird üblicherweise nur aufgerundet, die Spanier geben selten mehr als fünf Prozent. Ralph Schulze

Italien

Espresso, Cappuccino & Co. gibt es in Italien sehr günstig – jedenfalls im Stehen an der Bar. Wer dagegen dem freundlichen Drängen des Wirts folgt und sich setzt, zahlt einen Bedienungsaufschlag, der in Rom teils so unverschämt hoch ist, dass man dafür auch ein Abendessen bekäme. Was dagegen hilft: Die Preisliste studieren. Die auszuhängen ist in Italien gesetzlich vorgeschrieben. Wenn trotzdem keine aushängt: Darauf bestehen oder direkt weitergehen.

Fliegende Händler – am Strand oder in den Städten – bieten häufig Sonnenbrillen, Handtaschen oder andere Produkte von Luxusmarken zum Spottpreis an. Die Ware ist aber zu 100 Prozent gefälscht. Kontrollen gibt es zwar selten, aber wer – auch als Käufer! – in eine gerät, zahlt schnell mal eine vierstellige Geldbuße. Andere fliegende Händler drängen sich mit ihren Rosen so nahe an die potenziellen Kunden heran, dass sie ganz nebenbei gleich deren gesamte Geldbörse mitgehen lassen. Abstand halten!

Distanz sollte man auch zu den freundlichen jungen Leuten wahren, die auf großen Bahnhöfen beim Ziehen von Tickets oder beim Finden des richtigen Gleises helfen wollen und sich dabei als irgendwie „offiziell“ ausgeben: Auch sie haben es auf Ihr Geld abgesehen. Und wenn Sie in Rom die Vatikanischen Museen ohne Warteschlange besuchen wollen, sollten Sie vorher im Internet buchen – die selbst ernannten Museumsagenten, die Sie auf der Straße umwerben, zocken Sie nur ab. Paul Kreiner

Österreich

Eine der größten Gefahren in Österreich lauert in den Bergen: Nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit verletzten sich im Vorjahr mehr als 10 000 Menschen beim Wandern und Bergsteigen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten – und rund 70 Prozent aller Verletzten sind Deutsche. Hauptproblem ist aber nicht der schlecht ausgerüstete „Halbschuhtourist“, sondern Selbstüberschätzung, ein Mangel an Erfahrung und fehlende körperliche Fitness beim Wandern oder Klettern.

Was Urlauber auch wissen sollten: Verkehrsdelikte werden in Österreich streng geahndet, wobei jeder Bezirk die Bußgelder selbst festlegt. Wer mehr als 50 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit liegt, muss mit einer Strafe von 500 bis 2180 Euro rechnen. Polizisten dürfen übrigens mit dem geschulten Amtsauge die Geschwindigkeit schätzen. Und verhängte Strafen werden auch in Deutschland vollstreckt.

Doch Verkehrsdelikte sind nicht das Einzige, das Autofahrern das Leben schwer machen kann. In Österreich gibt es nämlich auch noch die Maut, und jeder dritte Mautpreller kommt aus Deutschland. In solchen Fällen werden 120 Euro plus die Jahresmaut von 84,40 Euro fällig – und es wird stark kontrolliert im Sommer. Die allergrößte Falle lauert aber im Umgang mit den Gastgebern: Bei aller Ähnlichkeit sollte man nie vergessen, dass Österreich nicht Deutschland ist und in einigen Dingen anders tickt. Zu arrogantes Verhalten sollte man vermeiden. Österreicher hassen den Satz: „In Deutschland ist es aber so“ genauso wie den Satz: „Wir sind Fußballweltmeister!“ Ingo Hasenwend

Polen

Polen ist seit 2004 in der EU, doch mit dem Euro kann man nur in ganz wenigen Supermärkten und auf den Polenmärkten entlang der Grenze bezahlen. Die Lokalwährung heißt Zloty und ist problemlos an Bankautomaten und in Wechselstuben erhältlich. Dabei sollte man aber immer genau auf den Wechselkurs achten: Auf Flughäfen ist er besonders schlecht, und auch am Automaten empfiehlt es sich, die gezogenen Zloty nicht zu einem Festkurs in Euro abbuchen zu lassen. Dieses Verfahren wendet die Firma „Euronet“ an, die sehr viele Bankomaten in Polen betreibt, zu erkennen am unübersehbaren blau-weißen Firmensignet.

Die Bezahlung mit Kreditkarten ist sehr beliebt bei den Polen. Allerdings sollte man auch hier darauf achten, dass der Zloty nicht zu einem schlechten Kurs automatisch in Euro umgerechnet wird. Wer mit Kreditkarte bezahlt, kann die Währung (Euro oder Zloty) auswählen und tut gut daran, sich für den Zloty zu entscheiden. Das gilt für Polen, aber auch für viele andere Länder: Meist ist die Bezahlung in der Landeswährung günstiger – zumal der Zloty schon seit Jahren eine sehr stabile Währung ist.

Der von Moskau aufgezwungene Kommunismus hat in Polen geringere Spuren hinterlassen als in anderen ehemaligen Ostblockstaaten. Auf Russisch sollte man eher verzichten, viele Polen sprechen sowieso etwas Englisch oder Deutsch. Allerdings wird in Polen sehr viel Wert auf Höflichkeit und gute Umgangsformen gelegt: So hält man Frauen die Tür auf oder macht im öffentlichen Nahverkehr Platz für ältere Personen.
Und ganz wichtig: Kritik am verstorbenen Papst Johannes Paul II. ist in Polen total verpönt. Er wird dort wie ein Nationalheld verehrt. Paul Flückiger

Türkei

Das Leben in Istanbul ist spottbillig. Es gibt wunderbare Köfte für wenige Euro, frischen Fisch aus dem Meer und leckere Vorspeisen, die man sich auf dem großen Tablett aussucht, das der Kellner an den Tisch trägt. Alles ist prima – solange die Preise auf der Karte stehen.

Wehe dem Urlauber aber dann, wenn Gerichte gar nicht erst auf der Karte auftauchen oder die Preisangabe auf der Karte fehlt. Denn dann machen die Wirte die Preise nach Gutdünken. Während der Barsch auf der Speisekarte umgerechnet acht Euro kostet, wird für die Dorade, die als Tagesfang in der Vitrine, aber nicht auf der Speisekarte angeboten wird, plötzlich das Vierfache fällig. Was dagegen hilft: Nur Gerichte von der Karte bestellen oder mit dem Kellner beim Aussuchen einen Preis vereinbaren.

Ansonsten gilt: Wenn Sie im Basar kaufen wollen, nehmen Sie sich Zeit. Ohne Feilschen macht das Shoppen dort keinen Spaß. Bedenken Sie, Sie führen geschäftliche Verhandlungen, bleiben Sie daher freundlich, aber bestimmt. Überlegen Sie vorher, wie viel Sie bereit sind zu zahlen, lassen Sie Ihr Gegenüber das erste Angebot machen. Sobald Sie einen Preis genannt haben, haben Sie Spielraum verloren. Wenn alles gut läuft, sind am Ende beide zufrieden.

Für die Schuhputzer gilt das eher nicht. Wenn die Geschäfte nicht so laufen, wie sie sollten, helfen diese nämlich gern nach. Wenn die meist älteren Männer vor ausländischen Touristen hergehen, „verlieren“ sie häufig mal ihre Schuhbürste. Der Tourist, der diese hilfsbereit aufhebt und zurückgibt, wird genötigt, Platz zu nehmen und sich die Schuhe putzen zu lassen. Doch wer nun geglaubt hat, dieses sei ein Akt der Dankbarkeit, sieht sich spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn der Putzer am Ende die Hand aufhält: Fünf Euro fürs Schuheputzen, ein teurer Spaß. Dafür gibt es im Restaurant schon ein kleines Menü – aber nur, wenn es auf der Karte steht! Heike Jahberg

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