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Wirtschaft: Reisebranche setzt auf Spätbucher

Zum erstenmal seit 20 Jahren verzeichnet die internationale Tourismuswirtschaft einen Wachstumsrückgang. Nach Angaben der World Tourismus Organization ging im Jahr 2001 die Wachstumsrate in der Reisebranche um 1,3 Prozent zurück, teilte der Geschäftsführer der Messe Berlin, Christian Göke, am Montag im Vorfeld der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) mit.

Zum erstenmal seit 20 Jahren verzeichnet die internationale Tourismuswirtschaft einen Wachstumsrückgang. Nach Angaben der World Tourismus Organization ging im Jahr 2001 die Wachstumsrate in der Reisebranche um 1,3 Prozent zurück, teilte der Geschäftsführer der Messe Berlin, Christian Göke, am Montag im Vorfeld der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) mit. Bisher konnte die Branche mit einem jährlichen Wachstum von drei bis fünf Prozent glänzen. "Vor diesem Hintergrund ist die Tourismuswirtschaft vom 11. September wie vom Blitz getroffen worden", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Erich Kaub. Das Reisegeschäft habe im vierten Quartal 2001 drastische Umsatzverluste erlitten.

Die deutsche Reisebranche ist trotz hoher Buchungsrückgange erneut gewachsen. Im touristischen Geschäftsjahr 2000/01, das am 31. Oktober endete, nahm die Zahl der Reisenden in Deutschland nach Angaben des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverbandes (DRV) um 3,2 Prozent zu. Wegen höherer Preise sei der Umsatz mit Pauschalreisen sogar um 6,8 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro gestiegen. Hinzu kommen noch 8,2 Milliarden Euro aus dem Flugticketverkauf sowie eine Milliarde Euro für Bahntickets, so dass der Gesamtumsatz der deutschen Tourismusbranche bei 26,6 Milliarden Euro lag.

Für die Sommersaison 2002 gibt sich die Branche optimistisch, auch wenn derzeit die eingegangenen Buchungen noch im leicht zweistelligen Minusbereich liegen. Trotzdem erwartet der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) schon für das laufende Geschäftsjahr die Rückkehr zu alten Wachstumsraten. "Die Aufholjagd ist im vollen Gange, alles ist noch möglich", glaubt auch DRV-Präsident Laepple. Die Deutschen ließen sich ihren Urlaub nicht nehmen. Laut einer Studie des BAT-Freizeitforschungsinstituts sei der Anteil der Bundesbürger, die verreisen wollten, gegenüber dem Vorjahr lediglich um zwei Prozentpunkte auf 47 Prozent gesunken. "2002 wird wohl ein Spätbucherjahr", sagte Laepple.

Dass in diesem Jahr später als üblich gebucht wird, liegt nach Ansicht der führenden Branchenverbände an der schwachen Wirtschaftsentwicklung. Nicht die Verunsicherung durch die Terroranschläge des 11. Septembers, sondern die Angst vor Arbeitslosigkeit seien der Grund für die Buchungsflaute. Einige Kunden würden vor dem Buchen einer Reise noch die Kündigungstermine abwarten.

Gekündigt haben auch einige Branchengrößen wie der Reiseveranstalter Thomas Cook oder die Lufthansa - und zwar ihre Teilnahme an der ITB Berlin. "Aufgrund der abrupten Buchungsrückgänge nach dem 11. September fahren wir einen konsequenten Sparkurs", erklärt Nina Dumbert von Thomas Cook. Deshalb sei der Konzern auch nicht auf der ITB präsent. Von den Großen der Branche sind in diesem Jahr lediglich der Marktführer Preussag und Alltours vertreten. Mit 9875 Ausstellern aus 181 Ländern verfehlte die ITB, die am kommenden Wochenende beginnt, die Rekordzahl des Vorjahres von 10 136 Ausstellern. "Das Kerngeschäft ist durch die Absagen der großen Veranstalter nicht betroffen", betonte Messe-Geschäftsführer Göke. Schließlich wolle die ITB Reiseregionen vorstellen und nicht einzelne Unternehmen. Im Trend liegen in dieser Saison Bulgarien, Kroatien und die Türkei. Das Reiseland Deutschland erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei Gästen aus dem In- und Ausland. Nach dem Expo-Jahr 2000 konnte das hohe Niveau der Übernachtungszahlen auch 2001 gehalten werden.

dro

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