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Wirtschaft: Rekord bei Verwaltungskosten der Kassen

Ausgaben sind 2002 weiter gestiegen – die vom Bund verordnete Nullrunde für 2003 soll aber eingehalten werden

Berlin (pt/HB). Die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben mit 8,02 Milliarden Euro im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht. Dies geht aus der aktuellen Jahresstatistik des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. Trotz der seit Jahren ungebremsten Dynamik hoffen die Kassen die Gesetzesvorgabe einzuhalten, in diesem Jahr eine Nullrunde bei den Zuwächsen zu fahren, sagte der Sprecher des AOKBundesverbandes, Udo Barske.

Seit Jahren steigen die Verwaltungsausgaben schneller als die Einnahmen. Seit 1996 legten sie um 22 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich ihr Anteil an den Gesamtausgaben von 4,69 auf 5,58 Prozent (2002). Vor allem bei den Großkassen werde mit dem Geld zu verschwenderisch umgegangen, sagt Florian Lanz vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen. Der Verwaltungsaufwand der Betriebskrankenkassen liegt seinen Angaben zufolge mit 4,33 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. In der Tat sind die Verwaltungskosten bei großen Versorgerkassen wie der Barmer, DAK und TK am höchsten. Im Durchschnitt gaben die Angestelltenkrankenkassen im vergangenen Jahr 6,44 Prozent für ihre Verwaltung aus. Da machen sogar die 17 Ortskrankenkassen mit 5,44 Prozent eine bessere Figur.

Einig sind sich alle Kassen, wenn es darum geht, dem Gesetzgeber die Verantwortung für die hohen Kosten zuzuweisen. „Es wird teurer, weil wir immer mehr Aufgaben erfüllen müssen“, sagt Lanz. So müsse sich das Personal seit 1996 mit dem komplizierten Finanzausgleich zwischen den Kassen herumschlagen. Es müssten Festbeträge für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel gemacht werden. Auch das neue Vergütungssystem für Krankenhäuser gebe es nicht zum Nulltarif.

Den Ansatz des Gesetzgebers, nach dem die Verwaltungskosten in Zukunft pro Versicherten nicht stärker steigen dürfen als die Einnahmen, halten die Kassen daher für verfehlt. „Wenn wir Behandlungsprogramme für chronisch Kranke machen, erhöht das die Verwaltungskosten. Auf lange Sicht sinken dadurch aber die Leistungsausgaben“, sagt AOK-Sprecher Barske. Das Gleiche gelte für die integrierten Versorgungsnetze, die die Kassen ab 2004 verstärkt aufbauen sollen.

Die starken Unterschiede bei den Verwaltungskosten zwischen den Kassen werden durch solche Argumente aber nicht erklärt. So arbeiten Betriebskrankenkassen billiger, weil sie weniger Filialen haben und auf Repräsentativbauten verzichten. Dies bedeute aber auch weniger Service und Qualitätsmanagement, halten Orts- und Ersatzkassen dagegen. Sie haben in den vergangenen Jahren bereits tüchtig abgespeckt. So schloss die Barmer 169 Filialen und verabschiedete sich von 1330 Mitarbeitern. Die TK will in den nächsten Jahren 1200 Jobs sozialverträglich abbauen. Um die vom Staat verordnete Nullrunde dieses Jahr einzuhalten, haben viele Kassen zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Die TK vereinbarte eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 35 Stunden bis 2007 ohne Lohnausgleich. Bei den Ortskrankenkassen gab es zwar mehr Lohn, doch gleichzeitig wird das Weihnachtsgeld um zehn Prozent gekürzt.

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