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Wirtschaft: Rekordstrafe gegen Chemie-Kartell

BERLIN (jhw).Wettbewerb ist anstrengend.

BERLIN (jhw).Wettbewerb ist anstrengend.Mit dieser Erkenntnis arbeiteten die Firmen BASF, Roche und Rhône-Poulenc lieber zusammen als gegeneinander: Sie beendeten ihr Konkurrenz-Verhältnis, bildeten ein Kartell und verlangten von den Verbrauchern höhere Preise für Vitamin-Pillen.Jetzt flog der Deal auf.Das US-Justizministerium erlegte den Firmen BASF und Roche Rekordstrafen in Höhe von umgerechnet insgesamt 1332 Mill.DM auf.

Wie US-Justizministerin Janet Reno am Donnerstag mitteilte, bekannten sich die Firmen schuldig, seit 1990 auf zahlreichen Märkten weltweit Preise für Vitamin-Produkte abgesprochen zu haben.Die Behörden enthüllten, daß die Unternehmen so agierten, als wären sie ein einziges Unternehmen.Sie legten Preise und Umsätze fest.

Das Ministerium hat dem Schweizer Roche-Konzern eine Strafe von 500 Mill.Dollar (919 Mill.DM) auf.BASF muß 225 Mill.Dollar (rund 413 Mill.DM) zahlen.Die beiden Konzerne bedauerten die Verstöße und sagten die Zahlung zu.Der Chef der Anti-Kartellabteilung im Justizministerium, Joel Klein, sagte, es handele sich um das größte jemals entdeckte Kartell in den USA.Roche habe eigenen Angaben zufolge weltweite Absprachen bei Preisen und Märkten für Vitamine in den Vereinigten Staaten und anderswo eingefädelt, sagte Reno.Dies komme einer wirtschaftlichen "Verschwörung" gleich.

Und der Dritte im Bunde? Das ist der französische Konzern Rhône-Poulenc, der demnächst mit der Frankfurter Hoechst AG fusionieren will.Rhône-Poulenc ließ verlauten, seine Tochterfirma Animal Services habe sich zwar ebenfalls an dem Kartell beteiligt, aber anschließend mit den Behörden zusammengearbeitet.Aus diesem Grund erwarte das Unternehmen für sich selbst keine Strafe.

Roche-Angaben zufolge richtete sich die Untersuchung der US-Kartellbehörden gegen mehrere Hersteller sogenannter Bulk-Vitamine, darunter auch andere europäische wie japanische Produzenten.Der Konzern habe die "unrechtmäßigen Praktiken" gestoppt; die Verantwortlichen hätten Roche verlassen.Die strafrechtlichen Verfahren der US-Behörden gegen drei Roche-Mitarbeiter und einen Pensionär laufen demzufolge weiter.

BASF hofft, das Bußgeld im Vitaminbereich in diesem Jahr auszugleichen.Doch werde die Strafe das Ergebnis "eindeutig belasten".Wer in Ludwigshafen von den Machenschaften wußte, blieb am Freitag unklar.Ein Unternehmenssprecher: "Wir können uns nicht zu Einzelheiten im Zusammenhang mit Einzelpersonen äußern."

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