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Firmenlogo am Hauptgebäude des Software-Herstellers SAP in Walldorf.

© dpa

Update

Rekordstrafe: SAP muss 1,3 Milliarden Dollar an Oracle zahlen

Entscheidung im Datenklau-Prozess: Der deutsche Softwarehersteller SAP muss dem US-Rivalen Oracle wegen Urheberrechtsverletzung 1,3 Milliarden Dollar zahlen. SAP prüft eine Berufung gegen das Urteil.

SAP soll für seinen Datenklau Schadenersatz leisten – und zwar deutlich mehr als von Analysten erwartet und vom Unternehmen selbst befürchtet. Acht Geschworene des Bezirksgerichts in Oakland bei San Francisco verurteilten SAP am Dienstag wegen des Diebstahls und der unerlaubten Nutzung von Software des Erzrivalen Oracle zur Zahlung von 1,3 Milliarden Dollar. Das sind umgerechnet fast eine Milliarde Euro. Oracle erklärte, die im Urteil festgelegte Summe sei der höchste in einem Urheberrechtsprozess je festgelegte Schadenersatz.

SAP und der US-Konzern Oracle sind die beiden größten Anbieter von Softwarelösungen für Unternehmen. Beide konkurrieren seit Jahrzehnten erbittert miteinander. Im aktuellen Streitfall hatte Oracle die 2008 geschlossene SAP-Tochter Tomorrow-Now in den USA beschuldigt, in großem Stil Software und geheime Daten gestohlen und illegal verwendet zu haben. Tomorrow-Now unterstützte Firmenkunden beim Einsatz von Computerprogrammen für die Betriebssteuerung. Das Pikante daran: Die Anbieter dieser Software – Peoplesoft, JD Edwards und Siebel – wurden zwischen 2004 und 2006 allesamt von Oracle übernommen. Für seine Dienstleistungen nutzte Tomorrow-Now auch Software und Informationen von Oracle, die auf passwortgeschützten Webseiten bereitgestellt wurden.

SAP hatte das Fehlverhalten bei Tomorrow-Now zugegeben und sich im Prozess erneut dafür entschuldigt. Ein SAP- Sprecher sagte am Mittwoch, als Drittanbieter für die Softwarewartung sei Tomorrow-Now befugt gewesen, sich bestimmte Daten herunterzuladen. Es sei aber zu viel heruntergeladen worden. So ging es in dem Rechtsstreit zuletzt allein um die Höhe der Schadenssumme und die Festlegung des Schadenersatzes.

Die Geschworenen versuchten nach eigenen Angaben zu ermitteln, wie hoch die Lizenzgebühren ausgefallen wären, hätte Tomorrow-Now die Daten von Oracle legal genutzt. So kamen die Geschworenen auf 1,3 Milliarden Dollar. Oracle hatte allerdings 1,7 Milliarden Dollar gefordert. „Wir sind natürlich enttäuscht über dieses Urteil und werden alle möglichen Optionen prüfen“, teilte SAP in einer ersten Reaktion mit. Unglücklicherweise werde der Prozess sich dadurch noch länger hinziehen. SAP hoffe weiter, dass die Angelegenheit gelöst werden könne, ohne dass der Rechtsstreit noch weitere Jahre andauere. Dass SAP nicht mit so einer hohen Zahlung gerechnet hat, lässt sich daran ablesen, dass der Konzern für Rechtsverstöße lediglich 120 Millionen Euro zurückgestellt hatte.

SAP bekräftigte am Mittwoch dennoch seine Geschäftsprognose für das laufende Jahr, wonach die Umsatzerlöse mit Softwarelizenzen und Softwarewartung wechselkursbereinigt um neun bis elf Prozent zulegen werden. „Wir erwarten von dem Urteil keine Auswirkungen auf unser laufendes operatives Geschäft“, sagte ein SAP-Sprecher.

Analysten erwarten nicht, dass SAP nach dem Schadenersatzurteil finanziell in Bedrängnis kommt. Die Börse reagierte dennoch negativ auf die höher als erwartet ausgefallene Summe. Am Nachmittag lag die SAP-Aktie allerdings nur noch knapp ein Prozent im Minus bei 35,85 Euro.

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