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Rente mit 67: Kaum ein Metaller ist älter als 60

Mit der Kampagne: „Gute Arbeit - gut in Rente“, will die IG Metall flexible Übergänge in die Rente und altersgerechte Arbeitsplätze schaffen.

Berlin - Die IG Metall will mit einer neuen Aktion gegen die Rente mit 67 Einfluss nehmen auf den Bundestagswahlkampf 2013. Der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Detlef Wetzel, stellte am Donnerstag in Berlin die Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ vor. „Wir wollen den flexiblen Ausstieg und nicht die Rente mit 67.“ Wenn aber Politik und Arbeitgeber auf der Rente mit 67 beharrten, „dann müssen sie mindestens dafür sorgen, dass die Leute bis dahin auch arbeiten können“. Denn nach Erhebungen der IG Metall sind nicht einmal vier Prozent der Beschäftigten in der 3,7 Millionen Mitarbeiter umfassenden Metall- und Elektroindustrie älter als 61 Jahre, nur knapp ein Prozent älter als 63. Die Zahlen hat die Gewerkschaft aus einer Umfrage, an der sich 3700 Metallbetriebsräte beteiligten.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall macht eine andere Rechnung auf und beruft sich dabei auf die Bundesagentur für Arbeit. Danach waren zuletzt 4,9 Prozent der Metaller älter als 60 Jahre – und das seien immerhin doppelt so viele wie im Jahr 2000. Im Übrigen liege der noch immer geringe Beschäftigungsgrad älterer Mitarbeiter „nicht an den Arbeitsbedingungen“, sondern an früheren Vorruhestands- und Altersteilzeitprogrammen. Die IG Metall schüre mit „verzerrten und unseriösen Zahlen Zukunftsängste“, reagierte Gesamtmetall auf die neueste Kampagne der Gewerkschaft. „Wir nehmen Arbeitgeber und Politik in die Pflicht, denn sie tragen Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und für die Beschäftigten“, sagte IG-Metall-Vize Wetzel. Die Umfrage der Betriebsräte habe ergeben, dass die niedrige Beschäftigungsquote „auch und gerade in den Arbeitsbedingungen“ begründet liege.

Kaum eine Firma nehme Rücksicht auf die Bedürfnisse alternder Belegschaften und in 92 Prozent der Betriebe gebe es „selten“ oder „nie“ Maßnahmen zur altersgerechten Arbeitsgestaltung. Und nur ein Fünftel der Betriebe habe „ausreichend Angebote für einen flexiblen Altersausstieg wie etwa Altersteilzeitmodelle“. Alles in allem seien Arbeitsmarkt und Arbeitswelt auf die demografischen Herausforderungen nicht vorbereitet. Für viele Beschäftige bedeute das, „zu kaputt für die Arbeit – zu jung für die Rente“, argumentiert die IG Metall.

Da die Rente mit 67 auch von einer rot-grünen Bundesregierung nicht komplett zurückgedreht würde, strebt die Gewerkschaft „Wahlmöglichkeiten“ an. Zum Beispiel einen erleichterten Rentenzugang für Erwerbsgeminderte, eine öffentliche Förderung gleitender Übergänge, wie einst bei der Altersteilzeit, sowie einen „abschlagsfreien Rentenzugang für Beschäftigte mit langen Versicherungszeiten“. Gleichzeitig sollen in den Betrieben altersgerechte Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden, etwa besondere Weiterbildung für Ältere, kürzere Arbeitszeit bei Schichtarbeit oder ein reduziertes Arbeitstempo. Alfons Frese

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