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Schutz vor Schieflage. Elf Fonds werden derzeit abgewickelt, weil sie in der Krise in die Knie gingen. Mit seinen neuen Vorgaben will Schäuble dies künftig verhindern.

© picture-alliance / ZB

Restriktionen statt Verbot: Regierung lenkt bei offenen Immobilienfonds ein

Das Finanzministerium macht Vorgaben, um künftige Schieflagen zu verhindern. So sollen Anleger ihre Fondsanteile bald nur noch ein Mal im Jahr zurückgeben können.

Berlin - Auch in Zukunft wird es weiterhin neue offene Immobilienfonds geben. Das von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ursprünglich geplante Verbot neuer Fonds ist nach Informationen des Tagesspiegels aus Regierungskreisen vom Tisch. Dennoch sieht der Referentenentwurf, der sich derzeit in der Kabinettsabstimmung befindet, Einschränkungen vor. Danach sollen Anleger ihre Fondsanteile nur noch einmal im Jahr zurückgeben können, neue Anteile sollen nur vier Mal im Jahr ausgegeben werden. Mit den neuen Regeln will der Finanzminister die europäische AIFM-Richtlinie umsetzen.

Mit den Restriktionen reagiert Schäuble auf die Schieflagen zahlreicher Immobilienfonds. Elf Fonds werden derzeit abgewickelt, darunter milliardenschwere Adressen wie der CS Euroreal und der SEB Immoinvest. Die Anleger werden peu à peu ausbezahlt. Die Fonds waren in die Knie gegangen, weil – vor allem institutionelle – Anleger im Zuge der Finanzkrise Kapital abziehen wollten, die Fonds das in Immobilien investierte Geld jedoch nicht schnell genug locker machen konnten. Weitere fünf Fonds sind „eingefroren“, die Anleger können ihre Anteile derzeit nicht an die Fondsgesellschaft zurückgeben, sondern nur über die Börse verkaufen.

Um solche Krisen künftig zu vermeiden, treten in Deutschland am 1. Januar 2013 neue Halte- und Kündigungsfristen für offene Immobilienfonds in Kraft: Privatanleger können dann nur noch 30 000 Euro pro Halbjahr abheben. Wer mehr will, muss kündigen – allerdings geht das künftig nur noch einmal im Jahr.

Angesichts dieser ohnehin schon beschlossenen Veränderungen hatten Verbraucherschützer und die Fondsbranche in seltener Einigkeit vor Schäubles Radikalreform gewarnt. Zudem hält man beim Bundesverband der Verbraucherzentralen offene Immobilienfonds für eine sinnvolle Investition. Mit den Fonds könnten auch Kleinanleger an der Wertschöpfung im Immobilienbereich partizipieren, heißt es beim Verband. Vor allem konservative Anleger tun das gern – und reichlich.

Nach Angaben des Branchenverbands BVI stecken derzeit rund 118 Milliarden Euro in offenen Immobilienfonds, davon 83 Milliarden in Publikumsfonds, die jedermann offen stehen, und 35 Milliarden Euro in Spezialfonds für institutionelle Anleger. Das Finanzministerium wollte die Nachricht am Montag nicht kommentieren. „Vor dem Kabinettstermin gibt es keine öffentliche Festlegung“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Nach Ministeriumsangaben soll sich das Kabinett aber noch in diesem Jahr mit der Reform befassen. Bis zum 22. Juli muss die EU-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden.

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