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Wirtschaft: Rezept Ryanair

Von Flora Wisdorff Wird die Lufthansa zum Billigflieger umgebaut? LufthansaChef Wolfgang Mayrhuber kündigte am Mittwoch radikale Reformen an: Die Flugzeuge sollen länger in der Luft bleiben.

Von Flora Wisdorff

Wird die Lufthansa zum Billigflieger umgebaut? LufthansaChef Wolfgang Mayrhuber kündigte am Mittwoch radikale Reformen an: Die Flugzeuge sollen länger in der Luft bleiben. Sie sollen mehr direkt von Punkt zu Punkt fliegen, ohne das lästige Umsteigen an den großen Drehkreuzen. Und: Die Flotte soll nur noch aus möglichst einem Flugzeugtyp bestehen. Genau das ist das Rezept des erfolgreichsten europäischen Billigfliegers Ryanair. Mayrhuber hat seine Erzfeinde, die Billigflieger, jetzt genauer untersucht – und kopiert. Die Einsicht, dass Ryanair, Easyjet und Co. ein paar Dinge besser machen als die Lufthansa, kommt jedoch ein bisschen spät. Schließlich gibt es die Billigflieger in Großbritannien und den USA schon seit mehr als zehn Jahren. Aber besser spät als gar nicht. Denn Ryanair und Easyjet sparen dadurch kräftig, dass die Maschinen länger in der Luft sind und das Personal auf jeder Maschine eingesetzt werden kann, weil sie nur mit einem Flugzeugtyp fliegen. Auch die Traditionsfluglinie Lufthansa hat hier Sparpotenzial.

Service-verwöhnte Lufthansa-Kunden brauchen jedoch nicht zu befürchten, dass ihre gute alte Lufthansa wirklich zum Billigflieger wird. Denn die Lufthansa ist ein so genannter Netzwerkcarrier – sie fliegt von den großen Drehkreuzen aus in die ganze Welt. Und diesen Drehkreuzen, wie Frankfurt am Main, muss sie die Passagiere zuliefern. Sie kann also nicht nur noch von Hamburg nach Birmingham oder von Berlin nach Barcelona fliegen und das Drehkreuz Frankfurt immer auslassen. Dazu kommt, dass die Lufthansa die großen Flughäfen ansteuert – wo das Landen und Abheben teuer und langwierig ist. Eine Ryanair-Maschine ist auf dem Regionalflughafen Frankfurt-Hahn nach 20 Minuten wieder startbereit. Das ist in Frankfurt am Main oder in München gar nicht möglich, denn dafür sind diese Flughäfen viel zu groß.

Die Zukunft der Lufthansa liegt vor allem im interkontinentalen Luftverkehr, und hier größtenteils in der Luxusklasse. Das hat Mayrhuber längst erkannt. Vielleicht will er jetzt den Billigfliegern in Europa ein paar Kunden abjagen. Auf jeden Fall aber möchte er sparen, und das ist wünschenswert. Auch wenn die Lufthansa das Erfolgsrezept der Billigflieger kopiert – die neue Konkurrenz wird sie sich damit nicht vom Hals schaffen.

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