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Rezession: Der Bahn wird ihr Personal zu teuer

Die Deutsche Bahn will Lohnerhöhungen verschieben und die Kurzarbeit ausweiten – vor allem der Schienen-Güterverkehr hat große Probleme.

Berlin - Angesichts der Rezession verlangt die Deutsche Bahn von den Mitarbeitern erhebliche Zugeständnisse bei den Personalkosten. Nach Tagesspiegel-Informationen will sie zudem die Kurzarbeit im Schienengüterverkehr ausweiten. In der Spitze des Konzerns wird auch eine Verkürzung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich für diesen Bereich erwogen. Zudem sollen die für Anfang 2010 geplante Lohnerhöhung verschoben und die Mitarbeiterbeteiligung für 2009 abgesenkt werden. Die Gewerkschaften sehen noch keinen Bedarf für derartige Maßnahmen, haben aber Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Wegen der „außerordentlichen, durch die Wirtschaftskrise bedingten Situation weiter Bereiche des Bahnkonzerns“ wolle man über „Gegensteuerungsmaßnahmen“ sprechen, heißt es in einem Schreiben des Bahn-Verhandlungsführers Werner Bayreuther an die Organisationen Transnet und GBDA, das dieser Zeitung vorliegt. Man wolle die Gespräche „auch geschäftsfeldspezifisch (…) führen, um für die besonders betroffenen Unternehmen möglichst schnell wirksame Bedingungen zu schaffen“. Dies sei vor allem bei der Güterbahn Schenker Rail Deutschland und der Fahrzeuginstandhaltung nötig. Verhandeln will die Bahn vor allem über die Beträge, um die sie das Kurzarbeitergeld aufstockt. Diese sind tarifvertraglich festgelegt.

Ein Bahn-Sprecher sagte, mit einer Reihe von Instrumenten könne man für Entlastung sorgen. Welche Summe man einsparen wolle, sagte er nicht. Konzernchef Rüdiger Grube zufolge ist der Güterverkehr auf der Schiene in diesem Jahr bislang um ein Viertel eingebrochen. Der Grund sind die Probleme der exportlastigen Branchen Stahl, Kohle, Chemie und Auto. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag ist das gesamte Güteraufkommen auf der Schiene im ersten Quartal dieses Jahres um 21,2 Prozent zurückgegangen.

Dennoch strebt die Bahn im Logistikbereich ein Ergebnis an, das zumindest an der Nulllinie liegt. Dazu soll unter anderem die Kurzarbeit im Schienengüterverkehr, von der derzeit 5000 Beschäftigte betroffen sind, „in Richtung 8000 ausgeweitet werden“, wie ein einflussreicher Bahn-Manager sagte. Allerdings bringe es nichts, dieses Instrument „bis zum Ende auszureizen“. Das Unternehmen habe deutliche Kostennachteile gegenüber Wettbewerbern, zudem sei angesichts der Konjunkturaussichten nicht damit zu rechnen, dass sich die Lage rasch normalisiere. Daher müsse man über Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich reden. „Damit kann man viel erreichen“, hieß es.

Beim Lohn ist derzeit eine Erhöhung zum Januar 2010 um zwei Prozent vorgesehen. Dies belaste die Bahn „zu einem wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeitpunkt“, heißt es in dem Brief des Unternehmens. Einen Aufschub um ein halbes Jahr lehnen die Gewerkschaften aber ab. Ende Januar, als dieser Schritt vereinbart wurde, sei die Krise bereits absehbar gewesen, hieß es bei der Transnet. „Ein Rückzieher drei Monate später ist also umso verwunderlicher.“ Gleichwohl sehe man, dass sich die Krise auf die Bahn auswirke. Über die Reaktion auf das Ansinnen der Bahn wollen die Gremien von Transnet und GDBA Anfang Juli entscheiden. Carsten Brönstrup

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