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Wirtschaft: Riester-Rente: Der Riester-Check - für wen sich die Förderung wirklich auszahlt

Von der Allianz über die Volksfürsorge, von der Kaiser- bis hin zur Tchibo-Rente: Das Buhlen um den Riester-Kunden läuft auf Hochtouren. Was oft verschwiegen wird: Die private Zusatzrente à la Riester lohnt sich - trotz der staatlichen Förderung - längst nicht für alle.

Von der Allianz über die Volksfürsorge, von der Kaiser- bis hin zur Tchibo-Rente: Das Buhlen um den Riester-Kunden läuft auf Hochtouren. Was oft verschwiegen wird: Die private Zusatzrente à la Riester lohnt sich - trotz der staatlichen Förderung - längst nicht für alle. Ein höchst kompliziertes Regelwerk mit gigantischer Bürokratie und entsprechenden Verwaltungskosten könnte die Rendite in vielen Fällen derart verkümmern lassen, dass mit eigenen Sparplänen und billigeren Produkten in vielen Fällen eine deutlich höhere Zusatzrente fürs Alter bleibt.

Nach einer Stichprobe von "Finanztest" zwacken die Anbieter bis zu 15 Prozent der eingezahlten Gelder für Verwaltung und Provisionen ab. Das Analyseinstitut Morgen & Morgen und das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) gehen sogar von bis zu 20 Prozent aus. "Die Kosten der Riester-Produkte liegen mindestens 80 Prozent über den Kosten normaler Rentenprodukte", bestätigt AWD, Europas größter unabhängiger Finanzdienstleister. Schärfere Berichtspflichten und die jährliche Anpassung der Policen - etwa durch verändertes Einkommen, höhere Zulagen oder die Geburt von Kindern - verursachten einen Aufwand, der in keinem Verhältnis zu den eher niedrigen Versicherungssummen stehe, heißt es in der Branche. Hinzu kommt, dass Riester sich morgen zurückholt, was er heute verschenkt.

Rente muss versteuert werden

Denn für die Zusatzrente gilt die sogenannte nachgelagerte Besteuerung. Eingezahlt wird zwar aus unversteuertem Einkommen, doch in der Auszahlungsphase muss der Rentner je nach persönlichem Steuersatz einen Teil an den Fiskus abtreten. Wie hoch die Steuersätze für Ruheständler in 20, 30 Jahren sein werden, kann indes niemand vorhersagen. Denn am 6. März wird das Bundesverfassungsgericht sein lang erwartetes Grundsatzurteil über die Besteuerung der Renten fällen. Erwartet wird ein Systemwechsel - wie bei den Beamtenpensionen dürften sich die Richter auch für eine Besteuerung der gesetzlichen Rente im Alter aussprechen, wenngleich mit langen Übergangsfristen. "Ob sich das Riester-Modell tatsächlich lohnt oder nicht, hängt sehr stark von der persönlichen Situation ab", heißt es beim DIA. Grundsätzlich gelte aber: Je weniger Kinder und je höher das Einkommen, desto ungünstiger ein Riester-Produkt. Umgekehrt sei "eine alleinerziehende Mutter von fünf Kindern mit Teilzeitjob die optimale Riester-Kundin", sagt DIA-Sprecher Bernd Katzenstein.

Beispielsrechnungen von DIA und AWD untermauern dies. Beispiel eins: Ein 30jähriger mit zwei Kleinkindern verdient im Jahr 25 000 Euro und rechnet, vorsichtig kalkuliert, mit zweiprozentigem Gehaltsplus jedes Jahr. Bis zu seinem 65. Geburtstag legt er bei einem Riester-Produkt insgesamt 30 166 Euro zur Seite, hinzu kommen 16 700 Euro Riester-Zulage. Bei einer angenommenen Rendite von sieben Prozent summieren sich die Sparbeiträge bis zum Rentenbeginn auf insgesamt rund 158 000 Euro. Durch die Umwandlung in eine Rentenversicherung erhält der Mann eine jährliche Zusatzrente von 15 626 Euro, die er allerdings versteuern muss. Am Ende bleiben 1100 Euro pro Monat übrig. Ohne Förderung zahlt der Mann ebenfalls in 35 Jahren 30 166 Euro ein. Die Förderung von 16 700 Euro fehlt jedoch. Da aber die Rendite wegen der niedrigeren Verwaltungskosten mindestens zwei Prozent pro Jahr höher ist, summiert sich das Gesparte bei neunprozentiger Verzinsung trotzdem noch auf 123 060 Euro. Schließt der Sparer damit im Alter eine Rentenversicherung ab, dann muss er nur den Ertragsanteil versteuern. Es bleiben netto 970 Euro. Wegen der hohen Förderquote bei relativ niedrigen Beiträgen - sie macht mehr als 50 Prozent der eigenen Einzahlungen aus - lohnt sich ein Riester-Vertrag in diesem Fall also.

Aktienfonds bringen mehr

Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn der Arbeitnehmer den durchschnittlichen Sparbetrag von 72 Euro über 35 Jahre hinweg - ohne Riester-Förderung - in einen konservativen Aktienfonds einzahlt. Bis auf die Dividenden ist die Summe am Ende komplett steuerfrei. Da auch sehr konservative, weltweit anlegende Aktienfonds in 35 Jahren über Tiefs und Crashs hinweg rückwirkend betrachtet mindestens zehn bis zwölf Prozent Rendite erbacht haben, hat der Arbeitnehmer nach dieser Rechnung für seine Rente mit 65 Jahren zwischen 246 000 (zehn Prozent) und 395 000 (zwölf Prozent) Euro erwirtschaftet.

Wenig sinnvoll ist das Förderpaket für Kinderlose und für Arbeitnehmer, die in wenigen Jahren in Rente gehen. Denn der relativ geringe Zuschuss in den ersten zwei Jahren lohnt den Renditeverzicht eines Riester-Produkts nicht. Mit der Unterschrift unter einen Riester-Vertrag trifft der Sparer zudem eine weit reichende Entscheidung: Er beschließt, dass er seinen Lebensabend auf gar keinen Fall im sonnigen Süden verbringen will. Denn wer als Rentner nach Mallorca oder Gran Canaria auswandern will, muss die gesamte Förderung bis auf den letzten Cent wieder zurückzahlen. Der Grund: Der Rentner ist dann nicht mehr in Deutschland steuerpflichtig, der Staat kann sich sein Riester-Geschenk nicht mehr zurückholen. Allerdings setzen Juristen und Rentenexperten darauf, dass diese Regelung dem europäischen Recht nicht standhalten wird und korrigiert werden muss.

Veronika Czisi

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