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Wirtschaft: Ringier-Verlag an Einstieg bei Springer interessiert Schweizer fordern mehr Einfluss

Springer-Betriebsrat gegen WAZ

Berlin (lip/rob/HB/Tsp). Der Axel Springer Verlag, Berlin, bemüht sich nun selbst um einen Käufer für das 40-prozentige Aktienpaket von Leo Kirch. Danach sollen die Großaktionärin Friede Springer und der Springer-Vorstandsvorsitzende, Mathias Döpfner, bereits seit längerem Gespräche mit der Schweizer Mediengruppe Ringier führen. Sie wollen damit einen feindlichen Übernahmeversuch der Essener WAZ-Gruppe verhindern. Dies erfuhr das Handelsblatt aus unternehmensinternen Kreisen des Axel-Springer-Verlags sowie aus dem Bankenumfeld.

Die Gespräche mit Ringier gestalten sich aber schwierig. Denn Friede Springer will den Forderungen von Konzernchef Michael Ringier bislang nicht nachgeben, der bei einem Einstieg Einfluss auf Europas größten Zeitungskonzern („Bild“, „Welt“, „Hörzu“) haben will. Er fordert zudem einen Posten im Aufsichtsrat. Die Verlegerwitwe ist aber offenbar zu Zugeständnissen bereit, heißt es aus dem Verlagshaus. Sollten sich Friede Springer und Ringier einigen, will der Schweizer Medienunternehmer den Springer-Anteil mit mehreren Großbanken erwerben, heißt es. Der größte Zeitungskonzern der Schweiz lehnte einen Kommentar ab. „Wir nehmen grundsätzlich keine Stellung zu Marktgerüchten", sagte ein Sprecher.

Gegen ein Engagement Ringiers bei Springer spricht die Konzentration der Schweizer auf das Geschäft in Mittel- und Osteuropa, vor allem in Ungarn, Tschechien und Rumänien. In Deutschland beendete der Verlag im vergangenen Jahr mit der Einstellung der Zeitschrift „Globo“ die letzte Aktivität auf dem deutschen Markt.

Springer und WAZ im Clinch

Die Auseinandersetzung zwischen Springer und der WAZ gewann am Montag an Schärfe. Der Springer-Gesamtbetriebsrat warnte in einer Erklärung vor einer Übernahme des Aktienpaketes durch die WAZ, die der „Inbetriebnahme einer Arbeitsplatzvernichtungsmaschine“ gleichkomme. Die Arbeitnehmervertreter forderten die Springer-Aktionäre auf, dafür zu sorgen, dass der Verlag ein „Medienunternehmen mit eigenständigen Produkten, unternehmerischer Unabhängigkeit und sozialer Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern“ bleibt.

Zuvor hatte die WAZ dem Springer-Vorstand einen Verstoß gegen das Aktiengesetz vorgeworfen. „Es ist sehr leichtfertig, wenn Vorstände es rundheraus ablehnen, eine Möglichkeit auszuloten, die die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens verbessern kann“, sagte Lutz Glandt, einer von vier gleichberechtigten WAZ-Geschäftsführern, der „Financial Times Deutschland“. Die WAZ hat dem Bericht zufolge Rechtsexperten mit Gutachten beauftragt, um die kartellrechtlichen Chancen eines Einstiegs bei Springer zu bewerten. „Wir arbeiten an Modellen, publizistische und wirtschaftliche Verantwortung zu trennen“, sagte Glandt zu Befürchtungen von Springer-Chefredakteuren, der Konzern wolle Einfluss nehmen. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach wird hingegen im „Focus“ mit den Worten zitiert, das Essener Unternehmen habe „keinen ökonomischen Gefallen an einer feindlichen Übernahme“. Es mache keinen Sinn, „fünf Jahre lang zu prozessieren“.

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