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Wirtschaft: Riskante Untätigkeit

EDITORIALS Mindestens 54 Todesopfer hat die neue Lungenentzündung Sars bereits gefordert, die meisten in China und Hongkong. Und trotz der rigorosen Isolierung von Infizierten und Verdachtsfällen breitet sich die Krankheit täglich weiter aus.

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Mindestens 54 Todesopfer hat die neue Lungenentzündung Sars bereits gefordert, die meisten in China und Hongkong. Und trotz der rigorosen Isolierung von Infizierten und Verdachtsfällen breitet sich die Krankheit täglich weiter aus. Wie sich gezeigt hat, waren die ersten Prognosen über die Gefährlichkeit des Erregers zu optimistisch. Wenn die Ausbreitung von Sars nicht eingedämmt wird, könnten die Krankenhäuser bald überfordert sein: Ein Viertel der Patienten benötigen intensive Behandlung, und selbst dann überleben vier Prozent von ihnen nicht.

Bedenkt man, dass sich bereits Pflegekräfte von den Behandelten angesteckt haben, dürften bald die Helfer fehlen, um die große Zahl der Neuinfektionen zu versorgen. Die Regierungen der betroffenen Staaten, so sollte man vermuten, würde dies zu entschiedenem Handeln bewegen. Doch seit einem Monat beharrte Peking auf der Aussage, der ursprüngliche Ausbruch in der Provinz Guangdong sei schon Mitte Februar unter Kontrolle gewesen und fünf Menschen seien an Sars gestorben. Erst in dieser Woche gab man zu, dass die Liste der Todesfälle länger ist und die Krankheit noch immer grassiert.

Bis zum Ende der letzten Woche wurden nach offiziellen Angaben 34 Todesfälle gezählt, drei davon in Peking und damit zum ersten Mal außerhalb von Guangdong. Trotz allem schien die chinesische Regierung zu versuchen, Informationen zurückzuhalten, um die Öffentlichkeit nicht zu beunruhigen. In Hongkong gab man sich zwar offener. Aber zum Schlag gegen die Krankheit hatte zuerst der Stadtstaat Singapur angesetzt. Auch bei der relativ geringen Zahl von 69 Erkrankungen und einem Todesfall hat die Regierung vorsorglich sämtliche Schulen geschlossen und ein Krankenhaus bestimmt, das außer SarsFällen keine anderen Patienten mehr aufnimmt. Den 841 Menschen, die Kontakt zu Erkrankten hatten, wurde eine Ausgangssperre auferlegt. Zehn Tage müssen sie in ihrer Wohnung bleiben, sonst droht eine Strafe von 2832 Dollar. Freilich haben solche Schritte die Kehrseite, dass manche es nicht wagen könnten, Symptome zu offenbaren. Doch das mit Untätigkeit verbundene Risiko ist nicht mehr tragbar. Wenn die öffentliche Gesundheit so akut bedroht ist wie zurzeit, wird man die Quarantäne-Maßnahmen kaum bemängeln können.

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