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Wirtschaft: Riskantes Debüt

Bayer-Tochter Lanxess geht mit Schulden und roten Zahlen an die Börse – und bleibt nur einen Tag im Dax

Berlin - Der Bayer-Tochter Lanxess stehen nach dem Börsendebüt an diesem Montag turbulente Wochen bevor. Analysten erwarten, dass die neue Aktie des künftig drittgrößten deutschen Chemiekonzerns hinter BASF und Degussa ihre Achterbahnfahrt aus dem vorbörslichen Handel fortsetzen wird.

„Die erste Woche wird sehr spekulativ sein“, sagte André Bütow, Analyst beim Düsseldorfer Kursmakler Lang& Schwarz dem Tagesspiegel. „Es gibt viele Risiken für die Aktie“, meinte auch Jürgen Reck, Chemieanalyst vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Der Kursverlauf werde entscheidend davon abhängen, ob es dem Lanxess-Management gelinge, das angekündigte Sparprogramm voranzutreiben, um profitabler zu werden.

Lanxess-Chef Axel Heitmann gab sich am Wochenende hingegen gelassen. Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte er, bei Gesprächen mit Investoren habe er ein „großes Interesse von institutionellen Anlegern“ festgestellt. Heitmann bekräftigte, das Unternehmen werde grundlegend restrukturiert: „Alle Geschäfte, alle Standorte kommen auf den Prüfstand.“ In Deutschland sollten die Personalkosten über das bereits beschlossene Sparpaket von 20 Millionen Euro hinaus gesenkt werden. Im vergangenen Jahr schrieb Lanxess Verluste und schiebt zudem einen hohen Berg Schulden vor sich her. Entlassungen schließt hingegen der Beschäftigungssicherungspakt aus, in dem Bayer den Mitarbeitern der Bayer AG und von Lanxess zusichert, bis 2007 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Der Börsenstart der Bayer-Tochter ist in vieler Hinsicht ein Novum: Zum ersten Mal wird eine Aktie für nur einen Tag im Deutschen Aktienindex notiert sein. Nur an diesem Montag gibt es daher 31 Werte im Dax, am Dienstag wird der Index wieder in gewohnter Zusammensetzung notiert. Das Prozedere ist nötig, weil es bei Lanxess – wie sonst bei klassischen Börsengängen üblich – keine Preisspanne gibt, innerhalb der sich der Ausgabekurs bildet. Der erste Aktienkurs muss sich daher frei am Markt bilden. Erst, wenn er feststeht, kann die Gewichtung der (von Lanxess getrennten) Bayer AG im Dax festgestellt werden.

Bei Lanxess handelt es sich auch nicht um einen Börsengang, daher konnten außenstehende Aktionäre auch im Vorfeld keine Aktien zeichnen. Es handelt sich vielmehr um einen Spin-off, eine Abspaltung, mit der sich Bayer von großen Teilen seines wachstums- und renditeschwachen Chemie- und Kunststoffgeschäfts trennt. Der Versuch, sie am Markt zu verkaufen, war gescheitert. Bayer will sich künftig auf Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien konzentrieren. Bayer-Aktio- näre erhalten für zehn Titel automatisch eine Lanxess-Aktie.

Lanxess repräsentiert zwar nur einen kleinen Teil der alten Bayer AG, ist aber mit einem Umsatz von etwa sechs Milliarden Euro und rund 20000 Mitarbeitern ein riesiges Unternehmen. Doch einzuschätzen, wie viel es wert ist, fällt dem Markt schwer. Das demonstrieren die massiven Kursschwankungen der Aktie, die am Graumarkt bis Freitag vorbörslich gehandelt wurde: Am vergangenen Dienstag war der Kurs beim Düsseldorfer Makler Lang&Schwarz auf 16 Euro geklettert, am Freitag stürzte er bis auf 12,50 Euro ab und fing sich bis zum Abend bei 13 bis 13,50 Euro.

Zum Börsenstart am Montag dürfte sich der Kurs seiner Einschätzung nach um die 13 Euro einpendeln. Die meisten Händler gehen von einem fairen Wert zwischen 13 und 15 Euro aus, sind aber sehr unsicher in der Beurteilung. „Zwischen zehn und 15 Euro ist eigentlich alles drin“, sagte Norbert Bart, Chemieanalyst der DZ-Bank. Vieles hängt wohl auch davon ab, wie gut die Konsortialbanken Deutsche Bank und Morgan Stanley ihren Job machen werden. Sie sind von Bayer beauftragt worden, durch Käufe und Verkäufe Kurspflege zu betreiben.

Händler rechnen damit, dass vor allem spezialisierte Pharma- und Lifescience- Fonds, die keine Chemieaktien halten dürfen, Lanxess verkaufen werden. Auch Indexfonds, die nur Dax-30-Werte halten, dürften sich schnell von ihren Papieren trennen. Frühestens im Juni soll Lanxess Mitglied im Nebenwerteindex M-Dax werden.

Maren Peters

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