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Wirtschaft: Roamen ohne Reue

Mit dem Handy im Ausland telefonieren ist billiger geworden. Surfen bleibt kostspielig

Pünktlich zu den Ferien sinken die Preise für Handygespräche im europäischen Ausland. Seit dem 1. Juli müssen Mobilfunkbetreiber Tarife anbieten, bei denen ein abgehender Anruf in der EU maximal 46 Cent (39 Cent plus Mehrwertsteuer) je Minute kostet, ein eingehendes Gespräch höchstens 18 Cent (15 Cent plus Mehrwertsteuer). So hat es die EU-Kommission für die Nutzung eines ausländischen Mobilfunknetzes (Roaming) festgelegt. Doch auch wenn die EU sich erneut in die Preisgestaltung eingemischt hat, sind damit längst nicht alle Kostenfallen beseitigt. Das gilt vor allem für Kunden, die ihr neues iPhone oder andere internetfähige Handys im Urlaub nutzen wollen.

So gelten die von der EU festgelegten Preise nicht automatisch für alle Mobilfunkkunden. Denn die Netzbetreiber bieten für das Ausland verschiedene Tarifoptionen an – die Telekom zum Beispiel „Smart Traveller“, Vodafone das „Reiseversprechen“. Wer längere Gespräche im Urlaub führen will, fährt mit diesen speziellen Auslandsoptionen womöglich billiger. Wer nur gelegentlich kurz telefoniert, kommt mit dem EU-Tarif günstiger weg. Vor der Abreise sollte man also prüfen, welche Auslandsoption eingestellt ist – und diese gegebenenfalls wechseln.

Neu ist, dass ein Reisender innerhalb der EU keine Roaminggebühren mehr bezahlen muss, wenn ein Anrufer auf seine Mailbox spricht. Allerdings fallen anschließend die normalen Gesprächsgebühren an, wenn man seine Mailbox aus dem Ausland abhören will. Wer diese Kosten sparen will, schaltet die Mailbox am besten vor der Abreise aus.

Relativ günstig ist das Verschicken von SMS innerhalb der EU. Eine SMS kostet nach dem EU-Tarif maximal 13 Cent. Vorsicht ist aber geboten, wenn man ein Bild verschickt. Denn die Preise für MMS hat die EU nicht reguliert. So verlangt die Telekom zum Beispiel für den Versand einer MMS innerhalb der EU bis zu 1,49 Euro, auch der Empfang einer Foto- oder Videobotschaft kostet hierbei 39 Cent.

Während die SMS eine der günstigsten Varianten ist, vom Ausland aus mit zu Hause zu kommunizieren, kann das Mailen und mobile Surfen mit dem Handy oder Smartphone richtig teuer werden. Zwar hat die EU auch für das Datenroaming eine Kostenbremse gezogen – und zwar bei 59,50 Euro im Monat inklusive Mehrwertsteuer. Diese Kostenbremse gilt für alle Kunden, die keine andere Begrenzung gewählt haben. Die Netzbetreiber müssen dem Nutzer eine Warnung schicken, sobald er 80 Prozent der festgelegten Kostengrenze erreicht hat. Wenn er höheren Kosten dann nicht ausdrücklich zustimmt, wird die Datenübertragung an dieser Preisgrenze automatisch unterbrochen. So soll niemand mehr in die gleiche Situation kommen wie etwa der deutsche Mobilfunkkunde, der 2009 in Frankreich unterwegs war, von dort eine TV-Sendung herunterlud und dann eine Rechnung über 46 000 Euro erhielt.

Jedoch ist das Datenroaming deswegen noch lange kein billiges Vergnügen. So kann es zum Beispiel 34 Euro kosten, sich ein Youtube-Video auf dem Handy anzuschauen (siehe Grafik). Laut Verordnung müssen die Betreiber ihren Kunden bei jeder Einreise in ein anderes EU-Land die geltenden Datenroamingtarife mitteilen. Aber wer weiß schon, welche Anwendung welche Datenmenge verbraucht.

Hinzu kommt, dass auch Kosten entstehen können, ohne dass der Nutzer es bemerkt – zum Beispiel wenn das E-Mail- Programm alle paar Minuten neue Mails abfragt oder die Software auf dem Handy sich aktualisiert. „Das kann viel Geld kosten“, sagt Daniel Friedheim vom Internetportal Check24. Er rät daher dringend: „Die automatische Einwahl ins Internet unbedingt ausschalten.“ Stattdessen sollte man lieber im Hotel oder Café, am Flughafen oder Bahnhof ein öffentliches lokales Funknetz, einen sogenannten Hotspot, nutzen, schlägt Friedheim vor. Hier ist die Kostenkontrolle einfacher, manche Hotspots kann man sogar kostenlos nutzen. Wer dennoch unterwegs über Mobilfunk surfen will, sollte unbedingt für die mobile Anwendung optimierte Seiten wählen. Hierbei werden deutlich weniger Daten übertragen – das spart Kosten.

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