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Bis zu 35 Cent die Minute. Noch sind Anrufe aus dem Ausland teurer.

© picture-alliance/ dpa

Roaming-Gebühren: Nach Hause telefonieren

EU-Kommissarin Neelie Kroes will, dass Telefonate aus und nach dem Ausland billiger werden.

Berlin - Für Verbraucher ist es ein großes Ärgernis: Handytelefonate im Ausland, vor allem aber das mobile Surfen, sind deutlich teurer als im Heimatland. Auch die EU-Kommission kritisiert die Preispolitik der Mobilfunkgesellschaften seit langem. Doch für die Unternehmen war dies über viele Jahre ein sehr einträgliches Geschäft. Freiwillig wollten sie daher nicht auf die Einnahmen verzichten. So ordnete die EU eine stufenweise Senkung der Gebühren an. EU-Kommissarin Neelie Kroes will die Roaming-Gebühren nun ganz abschaffen und forderte am Donnerstag die EU-Parlamentarier in einem Brief auf, sie bei diesem Vorhaben zu unterstützen.

Roaming-Gebühren fallen an, wenn ein Mobilfunkkunde mit seinem Handy oder Smartphone im Ausland telefoniert, mobil surft oder Textbotschaften schickt. Er bezahlt quasi dafür, dass er ein fremdes Netz nutzen darf. Auch für ankommende Gespräche fallen daher Kosten an. Die EU-Kommission hat die Roaming-Gebühren bereits in mehreren Schritten gesenkt. Und es geht weiter: Im EU-Tarif darf ein Anruf ab 1. Juli 2013 statt bisher rund 35 Cent nur noch höchstens 28 Cent pro Minute kosten – inklusive Mehrwertsteuer. Wer im EU-Ausland angerufen wird, zahlt maximal noch rund acht statt bisher zehn Cent und für eine SMS sinkt der Preis auf zehn Cent. Die Übertragung von einem Megabyte (MB) Daten kostet ab dem Stichtag statt rund 83 nur noch 54 Cent.

Für EU-Kommissarin Kroes ist das nicht genug. Sie verweist auf den europäischen Binnenmarkt, der auf der Idee beruht, dass die Landesgrenzen für Firmen und Verbraucher keinen Unterschied mehr machen sollen. Höhere Telefonkosten im Ausland passten da nicht hinein. Aus Kommissionskreisen wird zwar zugestanden, dass gewisse Mehrkosten für Telefonate im Ausland technisch bedingt sein können. Diese seien aber so gering, dass sie kaum ins Gewicht fielen.

Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist nur ein Aspekt. Kroes ist überzeugt, dass es in der Telekommunikation einen einheitlichen Binnenmarkt geben sollte, denn in der Telekommunikation gebe es keinen Platz für Grenzen. Kroes schlägt den Abgeordneten vor, die neuen Regeln bis Ostern 2014 zu verabschieden – also kurz vor den Europawahlen im Mai kommenden Jahres. „Ich will, dass Sie zu Ihren Wählern zurückgehen können und sagen, dass Sie die Roaming-Kosten abschaffen konnten“, schreibt sie. Falls Parlament und EU-Staaten mitmachen, könnten die Roaming-Kosten 2015 wegfallen, sofern die gewöhnlichen Übergangsfristen für EU-Gesetze angelegt werden.

Bei den Mobilfunkanbietern stoßen die Pläne auf erbitterten Widerstand. Eine weitere Regulierung des Mobilfunkmarktes sei nicht erforderlich, erklärt die Deutsche Telekom auf Anfrage. „Der Telekommunikationsbranche werden dadurch Milliardensummen entzogen“, argumentiert sie. Gleichzeitig werde erwartet, dass die Unternehmen hohe Summen in moderne Breitbandnetze in der EU investierten. „Eine Antwort auf die Frage, wie dieser Widerspruch aufgelöst werden kann, bleibt die Politik jedoch schuldig“, kritisiert die Telekom. (mit AFP)

Wie Sie im Urlaub günstiger telefonieren, lesen Sie auf der Verbraucherseite am Montag.

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