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Wirtschaft: Robuster Optimismus

Globale Manager-Umfrage: Deutsche Chefs trauen sich noch Wachstum zu.

Berlin - In einem weltweit unübersichtlichen konjunkturellen Umfeld erweisen sich deutsche Topmanager als robuste Optimisten – und der Standort Deutschland als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 1330 Konzernchefs, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC) anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos (siehe Kasten) am Dienstag veröffentlichte. Befragt nach den Wachstumsaussichten ihres eigenen Unternehmens zeigten sich 31 Prozent (2012: 47 Prozent) der deutschen Topmanager zuversichtlich. Damit liege Deutschland „auf dem sechsten Platz der Optimismus-Weltrangliste und auf Platz eins im westeuropäischen Vergleich“, erklärte PwC.

Auf Sicht der kommenden drei Jahre trauen sich die Vorstandschefs noch mehr zu. Fast jeder zweite deutsche Manager ist sehr zuversichtlich, in den kommenden 36 Monaten Wachstum für das eigene Unternehmen erzielen zu können. „Angesichts der Unsicherheiten ist das ein Lichtblick“, sagte PwC-Vorstandssprecher Norbert Winkeljohann. „Die vorsichtigen deutschen Manager liegen damit im weltweiten Durchschnitt.“ Allerdings relativiert sich das Ergebnis beim Blick zurück: Vor einem Jahr waren 73 Prozent der deutschen Konzernchefs (CEO) sehr zuversichtlich. Damals sei dies ein weltweiter Spitzenwert gewesen, so PwC.

„Zum Jahreswechsel sehen sich die CEOs mit einer komplexen Risikolage konfrontiert: In China droht eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, in den Vereinigten Staaten schwelt der Haushaltsstreit und in Europa bleibt die Schuldenkrise das beherrschende Thema“, sagte Winkeljohann. In der Summe rechnet nur knapp jeder fünfte Vorstandschef weltweit für das laufende Jahr mit einem globalen Aufschwung, 28 Prozent fürchten gar eine Verschlechterung der Wirtschaftslage. Statt Expansionspläne zu schmieden, konzentrierten sich viele Unternehmen deshalb auf Effizienzsteigerungen und eine bessere Ausschöpfung bestehender Märkte. Die größte Sorge der deutschen Manager: steigende Energie- und Rohstoffpreise.

Gemessen daran sind die Manager in Schwellenländerregionen wie Indien und Afrika geradezu euphorisch, was die Aussichten für ihre Unternehmen angeht. 85 Prozent der Befragten in Indien und 62 Prozent aus Afrika sehen ihr Unternehmen in den kommenden drei Jahren klar auf Wachstumskurs.

In der Spitzengruppe der Regionen mit der größten Wachstumsdynamik steht Deutschland nach Einschätzung der Manager auf Rang vier (zwölf Prozent) hinter Brasilien (15 Prozent), USA (23 Prozent) und China (31 Prozent).

Finanzexperten sind für die deutsche Wirtschaft deutlich optimistischer geworden. Der am Dienstag veröffentlichte ZEW-Konjunkturindex stiegen im Januar kräftig auf 31,5 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Bereits im Vormonat war die Stimmung ungewöhnlich stark gestiegen. Der Januarstand bei den Konjunkturerwartungen ist der höchste seit Mai 2010. Experten hatten deutlich weniger erwartet. „Die Experten verbinden mit der verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten offenbar die Hoffnung, dass die Unternehmen zurückgestellte Investitionen nunmehr doch durchführen“, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. „Allerdings wird die konjunkturelle Ausgangslage bei wichtigen Handelspartnern nach wie vor zu Recht schwach eingeschätzt.“ Henrik Mortsiefer

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