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Wasser

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Rohstoffe: Beim Einkaufen Wasser sparen

Verbraucher und Industrie in Deutschland gehen zwar immer sparsamer mit Wasser um. Trotzdem ist die Bundesrepublik nach Ansicht der Umweltstiftung WWF mitverantwortlich dafür, dass in manchen Ländern das Wasser knapp wird.

Frankfurt am Main - Verbraucher und Industrie in Deutschland gehen zwar immer sparsamer mit Wasser um. Trotzdem ist die Bundesrepublik nach Ansicht der Umweltstiftung WWF mitverantwortlich dafür, dass in manchen Ländern das Wasser knapp wird. Hauptgrund: Für Agrarprodukte, die nach Deutschland eingeführt werden – wie Baumwolle, Kaffee, Kakao, Reis, Ölpalmen oder auch Fleisch – wird extrem viel Wasser verbraucht und dadurch „virtuell“ importiert. „Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat damit jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht“, sagte WWF-Experte Martin Geiger am Montag in Frankfurt am Main. Nur die Schweden verbrauchen mehr Wasser. Der WWF fordert deshalb Verbraucher auf, bewusster einzukaufen. Handel und Industrie sollen darauf achten, wo das Wasser herkommt, das für ihre Produkte genutzt wird.

Erstmals hat der WWF in einer umfangreichen Studie den jährlichen „Wasser- Fußabdruck“ von Deutschland errechnet. Mit einem Verbrauch von 159,5 Milliarden Kubikmetern Wasser gehört Deutschland zu den weltweit größten Wasserverbrauchern. Dabei ist der direkte Verbrauch von Privatpersonen im vergangenen Jahr auf 124 Liter pro Tag zurückgegangen – 20 Liter wenig als noch Ende der achtziger Jahre.

Die Lebensgewohnheiten freilich haben den Verbrauch trotzdem in die Höhe steigen lassen. Das liegt vor allem am Import von Agrarprodukten aus anderen Ländern. Die Landwirtschaft steht, so der WWF, mit 117,6 Milliarden Kubikmetern für 73 Prozent des jährlichen Wasserverbrauchs. „Allein um den Konsum von Kaffee und Kakao in Deutschland zu befriedigen, werden jedes Jahr 20 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser importiert“, sagte Geiger.

Als besonders „durstig“ gelten aufgrund des hohen Wasserbedarfs auch Oliven, Ölpalmen, Baumwolle und die Tierzucht für den Fleischbedarf. Allerdings unterscheidet die Studie nur bedingt zwischen Kulturen wie Kaffee- oder Kakaoplantagen, die vom natürlichen Niederschlag profitieren, und Kulturen, die künstlich bewässert werden.

Auch die Produktion von Erdbeeren in Spanien betrachtet der WWF mit Argwohn, weil das Wasser oft aus illegalen Quellen geholt wird. Das meiste „virtuelle“ Wasser, das die Deutschen verbrauchen, wird aus Brasilien, der Elfenbeinküste und aus Frankreich importiert. Problematisch ist der Import laut Geiger vor allem aus Ländern, die regelmäßig mit Trockenheit und Dürre zu kämpfen hätten, wie etwa die Türkei und Spanien. Beim Handel mit diesen beiden Ländern fielen etwa für Baumwolle oder Schinken knapp zwei Milliarden Kubikmeter Wasser an. Aus Brasilien bezieht Deutschland vor allem Kaffeebohnen und Fleisch. Der virtuelle Wasserexport aus Deutschland heraus über Agrar-, aber auch über Industrie- und Konsumgüter ist nach Ansicht des WWF dagegen kein Problem. „Deutschland verfügt über 188 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr und ist damit ein wasserreiches Land. Nur 20 Prozent werden davon genutzt“, sagte Geiger.

Angesichts des großen Wasser-Fußabdrucks, den die deutschen Verbraucher in der Welt hinterlassen, sind nach Ansicht des WWF vor allem Handel, Industrie und Regierung gefragt. Die Unternehmen sollten sich stärker als bisher um die Verhältnisse in den Zulieferunternehmen kümmern und dort für mehr Effizienz beim Wasserverbrauch sorgen und vor allem verhindern, dass Wasser illegal gezapft wird. Die Bundesregierung wiederum stehe in der Pflicht, über die Entwicklungspolitik mehr Einfluss auf eine effiziente und legale Nutzung der vorhandenen Wasservorkommen zu nehmen.

In der EU solle die Regierung für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie eintreten. „Subventionen an Agrarbetriebe sollten nur noch bei nachgewiesenem verantwortungsvollem Umgang mit den Wasserressourcen ausgezahlt werden“, meinte WWF-Mann Geiger. Den Verbrauchern empfahl er, sich beim Einkaufen auf regional erzeugtes Obst und Gemüse zu konzentrieren und überhaupt weniger Fleisch zu essen.

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