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ROHSTOFFE: Zocken per Zapfhahn

Immer mehr Geld fließt in Öl und Edelmetall.

Besonders die gestiegenen Energiepreise haben in den vergangenen Monaten die Inflation angefacht. Verbraucher mussten an der Zapfsäule deutlich mehr für ihr Benzin bezahlen, auch die Heizölpreise zogen kräftig an. Auf dem Weltmarkt stieg der Ölpreis in den vergangenen zwölf Monaten um fast sieben Prozent auf gut 123 US-Dollar pro Fass der Nordseesorte Brent. Das belastet die Wirtschaft und schwächt die Kaufkraft der Verbraucher. Doch es freut die Spekulanten. Sie tummeln sich derzeit vermehrt an den Rohstoffmärkten, weil das Risiko dort wesentlich geringer ist als bei Staatsanleihen und Währungen. Zugleich pumpen die Zentralbanken in den USA und Europa weiter frisches Geld in die Märkte, das angelegt werden will.

Nicht nur die Spekulanten lassen den Ölpreis weiter steigen, auch die Förderausfälle in Syrien und dem Sudan und das geplante Embargo gegen den Iran tragen dazu bei. „Der faire Preis liegt derzeit eigentlich bei rund 100 Dollar pro Fass“, sagt Axel Herlinghaus, Rohstoffanalyst der DZ Bank. Denn die Nachfrage nach Öl sei wegen der aktuellen, globalen Konjunkturschwäche gering, zugleich sorge eine stabile Opec-Produktion für vergleichsweise hohe Lagerbestände.

Ein Ende des Preisanstiegs ist besonders nach der jüngsten Geldschwemme der EZB nicht in Sicht. Hinzu kommt die Sorge vor einer weiteren Eskalation im arabischen Raum. Ein langfristig hoher Ölpreis könnte das ohnehin schwächelnde Wachstum abwürgen. Noch mögen die Analysten aber nicht von einer Blase sprechen. Die DZ Bank rechnet damit, dass der Ölpreis auf Jahressicht auf dem jetzigen Niveau um 120 US-Dollar liegen wird.

Der Rohstoff, der im vergangenen Jahr am stärksten zulegte, war aber Gold. Der Preis für eine Feinunze stieg um fast 17 Prozent auf 1662 US-Dollar. „Der Goldpreis ist auf dem Rücken der Euro-Krise nach oben gegangen“, sagt Herlinghaus. „Weil die Zentralbanken immer mehr Geld in die Märkte pumpen, suchen viele Anleger den sicheren Hafen Gold.“ Obwohl der Preis schon außerordentlich hoch ist, soll er sich Analysten zufolge weiter kräftig nach oben schrauben. Die DZ Bank rechnet mit 1850 Dollar bis Ende des Jahres. „Ein schnelles Ende der Krise und damit der Niedrigzinspolitik der EZB ist nicht abzusehen“, sagt Herlinghaus. Das mache Gold weiter lukrativ, auch als Absicherung gegen Turbulenzen am Kapitalmarkt. Jahel Mielke

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