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Wirtschaft: Roland Berger für Reformen

Bildungssektor besonders wichtig / Berater expandiert weiter

München (nad). Der Unternehmensberater Roland Berger hält umfassende politische Reformen in Deutschland für dringend erforderlich. „Wir haben einen erheblichen Reformstau und Reformbedarf“, sagte er bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in München. Langfristig hat die Reform des gesamten Bildungswesens für Berger oberste Priorität. „Das ist nicht nur Sache der Politik, sondern auch eine große Zukunftsaufgabe für die Gewerkschaften“, sagte er. Die Gewerkschaften müssten die Menschen „fit machen für den Strukturwandel, anstatt nur um Tarife zu feilschen“.

Kurzfristig muss Bergers Ansicht nach der Arbeitsmarkt erheblich flexibilisiert werden. „Tarifkartell, Mindestlohnpolitik, Arbeitsbestimmungen und Bürokratisierung gehören auf den Prüfstand“, sagte er. Die rot-grüne Regierung habe die Bürokratisierung am Arbeitsmarkt noch verstärkt und daher den Wachstumsstau mitverschuldet. Am meisten Reform-Elan haben Bergers Ansicht nach die Grünen und die FDP gezeigt. Berger zufolge müsste es jedoch noch viel weit reichendere Reformen geben: Er plädierte für einen Konvent, der grundlegend über Kernpunkte der Verfassung nachdenken sollte. Für reformbedürftig hält Berger unter anderem den Länderfinanzausgleich, das Verhältniswahlrecht und die Rollenverteilung von Bundestag und Bundesrat.

Mit der Entwicklung seiner Unternehmensberatung ist Berger trotz der Konjunkturflaute und des Honorardrucks in der Branche zufrieden. Mit einem geschätzten Umsatzwachstum von zehn Prozent auf etwa 550 Millionen Euro peilt er in diesem Jahr einen weiteren Rekord an. Der Vorsteuer-Gewinn werde um 14 Prozent auf 80 Millionen Euro zulegen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen 504 Millionen Umsatz erwirtschaftet. Die Zahl der Mitarbeiter soll in diesem Jahr leicht auf 1700 Beschäftigte steigen.

Unter den weltweit aktiven Strategieberatern liegt Roland Berger Strategy Consultants in Deutschland mit einem Marktanteil von 21 Prozent auf Rang zwei. „Innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre wollen wir mit dem Marktführer McKinsey gleichziehen“, sagte der geschäftsführende Partner Burkhard Schwenker. Weltweit sieht sich Berger auf dem sechsten Platz. Vor allem dank eines stärkeren Auslandsengagements wuchsen die Münchner in den vergangenen Jahren deutlich stärker als die Branche. Berger macht mittlerweile nur noch gut die Hälfte seines Umsatzes in Deutschland. In den übrigen europäischen Ländern erwirtschaftet er etwa 35 Prozent, in den USA und Asien jeweils sieben Prozent. Schwenker zufolge wird die Unternehmensberatung in diesem Jahr erstmals Gewinn in den USA machen. Firmenchef Roland Berger bekräftigte bei der Konferenz, Mitte nächsten Jahres die Führung des Unternehmens abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln zu wollen. Der Gründer hält noch 9,9 Prozent der Anteile an seiner Unternehmensberatung.

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