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Wirtschaft: Rolf Breuer hält seine Bezahlung für angemessen

Deutsche-Bank-Aufsichtsrat wehrt sich gegen Anleger-Vorwurf

Frankfurt (Main) (ro). Die Bezüge von TopManagern nehmen nach Ansicht von Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer „übertrieben großen Raum“ in der öffentlichen Diskussion ein. Zugleich weist er die Kritik der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an den Vorstandsvergütungen bei der Deutschen Bank zurück. Breuer wirft den Aktionärsvertretern, die in der vergangenen Woche eine Untersuchung zu den Gehältern der Dax-30-Vorstände vorgelegt hatten, einen „provinziellen“ Blick vor. Ein Vergleich der Vorstandsbezüge der größten deutschen Aktiengesellschaften sei der falsche Ansatz. „Wir brauchen einen internationalen Branchenvergleich“, sagt Breuer. Für die Deutsche Bank seien die Vergütungen bei Credit Suisse, UBS, Merril Lynch, der Citigroup und bei LP Morgan Chase der Maßstab. Die DSW hatte eine exorbitant höhere Bezahlung des Deutsche-Bank-Vorstands im Vergleich zu den übrigen Dax-Unternehmen festgestellt.

Breuer räumte am Dienstag in Frankfurt (Main) ein, dass die im Aktiengesetz festgehaltene Formulierung, Bezüge müssten „angemessen“ sein, erheblichen Spielraum eröffne. „Messlatte sollte die wirtschaftliche Lage und der Erfolg des Unternehmens sein.“ Nachdem lange Aktienoptionen als wichtiger Bestandteil der Manager-Vergütung galten, lehnt Breuer dies jetzt ab. „Direkte Aktienzuteilung verbunden mit langen Haltefristen ist der bessere Weg. Dann sind Vorstand und Aktionäre vom Kursverfall gleichermaßen betroffen.“

Dieser Vorgabe habe man sich bei der Deutschen Bank bereits angenähert: Ein Drittel der Vorstandsgehälter wird fest gezahlt, ein Drittel abhängig vom Erfolg des Unternehmens und ein Drittel in Form von Aktien, wovon nur ein kleiner Teil auf Optionen entfalle. All dies wie auch die Höhe der Bezüge habe die Deutsche Bank veröffentlicht, auch im Internet. Deswegen sei der Vorwurf der DSW, die Transparenz lasse bei der Deutschen Bank zu wünschen übrig, absurd. Breuer weist im Übrigen darauf hin, dass die Gesamtbezüge des Deutsche-Bank-Vorstandes für 2001 im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent auf knapp 56,5 Millionen Euro gesunken waren. „Dieser Rückgang ist angemessen“, sagt der Banker. Er selbst erhielt als damaliger Vorstandssprecher nach eigenen Angaben rund acht Millionen Euro.

Nach den Bilanzskandalen in den USA, aber auch in Deutschland sind nach Ansicht von Breuer und Herbert Henzler, Mitglied im Berater-Kreis von McKinsey, bei der Formulierung neuer Regelungen für Vorstand, Aufsichtsrat und generell für die Führung von Unternehmen große Fortschritte gemacht worden. Allerdings hapert es mit der Umsetzung. In der vergangenen Woche hatten sich Vorstandschefs europäischer Konzerne, darunter Breuer und Henzler, in Kitzbühel auf der zweiten „Corporate Governance“-Konferenz mit den Erfahrungen nach den Bilanzskandalen befasst.

„Mitbestimmung abschaffen“

Jetzt fordern die beiden Manager, dass der Gesetzgeber aktiv wird und unter anderem die Bedingungen für Hauptversammlungen ändert. Sie sollen nur noch maximal drei Stunden dauern, die Frage- und Redezeiten sollen eingegrenzt und die Entlastungsregelung abgeschafft werden. „Die Nicht-Entlastung von Vorstand oder Aufsichtsrat hat ohnehin keine rechtlichen Folgen“, sagt Breuer. Die Größe des Aufsichtsrates soll auf maximal zwölf Mitglieder reduziert werden, damit er handlungsfähig wird. Die Kollektiv-Verantwortung des Vorstandes soll durch die Möglichkeit von individueller Verantwortung einzelner Manager für ihren Bereich ergänzt werden.

Wieder einmal fordern Breuer und Henzler die Abschaffung der Mitbestimmung. „Sie war früher durchaus segensreich, heute ist es ein deutscher Sonderweg, der die Arbeit erschwert“, sagt Henzler. Nach Ansicht von Breuer ist die Regelung auch deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil deutsche Konzerne im Ausland mehr Umsatz erzielen als in Deutschland. „Da passt die Mitbestimmung im Aufsichtsrat nicht mehr.“

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