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Antrieb für die Welt. Heute arbeiten bei Rolls-Royce in Dahlewitz mehr als 2300 Mitarbeiter.

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Rolls-Royce in Brandenburg: Der Düsentrieb von Dahlewitz

Rainer Hönig, der neue Chef bei Rolls-Royce, treibt die Entwicklung leiserer Flugzeugtriebwerke voran. Rund 2300 Menschen arbeiten beim Lieferanten für die Luft- und Raumfahrtindustrie in Brandenburg.

Wachablösung bei Rolls-Royce Deutschland: Seit Februar leitet Rainer Hönig als einer von drei Geschäftsführern das Flaggschiff der Luft- und Raumfahrtindustrie in der Hauptstadtregion. Wie sein Vorgänger Karsten Mühlenfeld, der an die Spitze der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH wechselte, gehört der 51-Jährige am Standort im brandenburgischen Dahlewitz zu den Männern der ersten Stunde.

Rainer Hönig studierte an der Technischen Hochschule in München Maschinenbau bei Professor Günter Kappler, einer Koryphäe auf dem Gebiet der Flugzeugantriebe. Kappler war auch Geschäftsführer der damaligen BMW Rolls-Royce Aero Engines GmbH, die 1993 das Wagnis einging, mitten auf der grünen Wiese im südlichen Speckgürtel der wiedervereinten Hauptstadt eine Fabrik aus dem Boden zu stampfen, in der ein neues, in Deutschland entwickeltes Strahltriebwerk gebaut werden sollte. Als Rainer Hönig 1996 nach Berlin zog, um in Dahlewitz seinen ersten Job anzutreten, meinten die Spediteure noch tröstend: „In spätestens zwei Jahren holen wir Sie hier wieder raus.“

Doch der Bayer blieb und fühlt sich „extrem wohl“ in Berlin. Die Metropole habe Weltstadtcharakter und sei besonders attraktiv, weil sie immer etwas unfertig wirkt, sagt Hönig. Er zog nach Lichterfelde und heiratete eine Berlinerin, die beiden hier geborenen Söhne sind mittlerweile fast erwachsen. Bei Rolls-Royce leitete er nach dem Weggang von Kappler, der das Unternehmen 1999 mit dem Rückzug von BMW verließ, die weitere Entwicklung der erfolgreichen BR700-Strahltriebwerksfamilie, die insbesondere Langstrecken-Businessjets von Bombardier und Gulfstream den nötigen Schub liefert. 2008 übernahm Hönig vorübergehend strategische Aufgaben in der britischen Konzernzentrale und leitete dann einen Geschäftsbereich der ehemaligen Tognum AG in Friedrichshafen, einem Hersteller von Dieselmotoren der Marke MTU, der von Rolls-Royce übernommen wurde. 2014 freute er sich, nach Dahlewitz zurückkehren zu können.

„Die Strategie ändert sich nicht“

Hier hat Hönig ein gut bestelltes Haus übernommen. „Die Strategie ändert sich nicht“, sagt der neue Geschäftsführer. „Die Luftfahrt ist ein langfristiges Business, wir setzten das Investitionsprogramm der letzten Jahre konsequent fort.“ Das, was in gut zwei Jahrzehnten erreicht wurde, kann sich sehen lassen. Längst werden in Dahlewitz nicht mehr nur die BR700-Triebwerke – bisher rund 3500 – gefertigt. Heute ist der Standort das Kompetenzzentrum für kleine und mittlere Triebwerke. Auch jedes zweite V2500 – der Antrieb für die erfolgreiche Flugzeugfamilie A320 von Airbus – ist „made in Brandenburg“. Im vergangenen Jahr wurden 624 Triebwerke an Flugzeugbetreiber in aller Welt ausgeliefert. Rund um die Uhr werden sie auf Kundenwunsch von Dahlewitz aus auch per Ferndiagnose überwacht. Zeichnen sich notwendige Wartungsarbeiten ab, sind die benötigten Ersatzteile oft schon vor dem betroffenen Flugzeug am Zielflughafen.

Rainer Hönig
Rainer Hönig

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Wichtige Komponenten für Airbus

Damit nicht genug, längst wurden auch die Weichen für die Zukunft gestellt. Im November wurde ein neuer Prüfstand für Großtriebwerke eingeweiht. Nach Abschluss der Kalibrierung beginnt hier in Kürze die Erprobung des Trent XWB-97K für den neuen Airbus A350-1000, der 2017 an den Start gehen wird. In einem virtuellen Triebwerk können Techniker schon heute Wartungsprozesse für Antriebe entwickeln, die in der Realität überhaupt noch nicht existieren. Und derzeit geht ein Bürogebäude seiner Vollendung entgegen, in dem bald 500 Ingenieure an neuen Entwicklungen wie Reduktionsgetrieben arbeiten werden. Dahlewitz wird damit zum globalen Kompetenzzentrum des Konzerns für diese Schlüsseltechnologie einer neuen, noch leiseren und noch weniger Treibstoff verbrauchenden Generation von Großtriebwerken, die etwa ab 2025 zur Verfügung stehen wird. 120 neue Jobs wurden dafür bereits geschaffen, rund 80 spezialisierte Ingenieure werden noch gesucht.

Einen Großteil seines Erfolges verdankt der Standort der Unterstützung durch das seit 20 Jahren bestehende Luftfahrtforschungsprogramm der Bundesregierung, betont Hönig. „Hier werden Fördergelder in reale Produkte umgesetzt“, sagt der neue Geschäftsführer. Heute arbeiten in Dahlewitz gut 2300 der insgesamt 3500 Mitarbeiter von Rolls-Royce Deutschland, bilden eine multikulturelle Gemeinschaft aus 50 Nationalitäten. Und auf jeden Arbeitsplatz kommen zwei Jobs bei Zulieferern und durch die Infrastruktur in der Region. „Aus dem kleinen Pflänzlein mit vielen Visionen ist ein kräftiger Baum geworden“, resümiert Hönig. Heute spiele man in einer anderen Liga, wolle den Standort noch breiter aufstellen und in noch weiteren Bereichen zu einem Center of Excellence des Konzerns machen. „Anspruch und Verpflichtung sind es, dafür zu sorgen, dass aus dem Baum eine hundertjährige Eiche wird.“

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