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Wirtschaft: Rote Zahlen in der Dax-Bilanz

Das Börsenjahr 2001 ist am Freitag freundlich zu Ende gegangen. Die Kursgewinne am letzten Handelstag des Jahres konnten die Bilanz von zwölf Monaten jedoch nicht schönen: Der Dax verlor seit Januar 19,78 Prozent, der Nemax 50 büßte am Neuen Markt sogar mehr als 59 Prozent ein.

Das Börsenjahr 2001 ist am Freitag freundlich zu Ende gegangen. Die Kursgewinne am letzten Handelstag des Jahres konnten die Bilanz von zwölf Monaten jedoch nicht schönen: Der Dax verlor seit Januar 19,78 Prozent, der Nemax 50 büßte am Neuen Markt sogar mehr als 59 Prozent ein. Angesichts eines unerwarteten Anstieges des US-Verbrauchervertrauens ging auch der New Yorker Aktienmarkt am Freitag fester in den Handel. Für 2002 sind die Börsenbeobachter wieder optimistischer.

2001 bleibt für die meisten Dax-Aktionäre allerdings ein Horrorjahr. Nur vier Papieren gelang es überhaupt, das Vermögen ihrer Anleger zu mehren: Adidas-Salomon, Daimler-Chrysler, BMW und - erstaunlich im Jahr der Hightech-Krise - SAP. Sechs deutsche Milliardenunternehmen sackten um rund 40 Prozent ab, fünf um 30, ebenfalls fünf um 20 Prozent, sieben um etwa zehn Prozent. Thyssen-Krupp, Schering und VW gingen mit nur geringen Verlusten noch gnädig mit ihren Anteilseignern um. Grafik: Das Börsenjahr 2001 Gestartet bei 6433,61 Punkten geriet der Dax im Jahresverlauf unerwartet stark unter Druck. Wie auf allen Märkten weltweit, wirkten dabei die Terroranschläge der 11. September wie ein Schock. Dass der deutsche Premium-Index nach rund 1800 Punkten im Jahr 2000 weitere 2600 Punkte in die Knie gehen würde, hatten die wenigsten Beobachter erwartet. Am 21. September erreichten die Indizes ihren Tiefstpunkt: Der Dax rutschte auf 3787 Zähler, der Nemax 50 gab bis auf 683 nach, die amerikanische Technologiebörse Nasdaq erreichte 1460 und der Dow Jones 8567 Zähler.

Doch so unerwartet die Märkte ins Bodenlose gefallen waren, so überraschend schnell erholten sie sich auch wieder. Die Hoffnung auf einen bevorstehenden Aufschwung und die langsam einsetzende Wirkung von insgesamt elf Zinssenkungen in den USA und vier im Euroraum brachte auch die deutschen Standard-Werte - im Einklang mit dem Rest der Börsenwelt - wieder auf die Beine. Am Freitag ging der Dax mit 5160,10 Punkten (plus 0,84 Prozent) aus dem Handel, der Nemax 50 mit 1150,10 Punkten (plus 0,35 Prozent). Nur wenige Unternehmen schafften es in den zurückliegenden 52 Wochen, nicht vor sinkenden Gewinnen zu warnen. Leerverkäufer nutzten die Gunst der Stunde, setzten auf eine Beschleunigung der Abwärtsspirale, verkauften massenweise geliehene Aktien und brachten damit eine Lawine ins Rollen.

Das Unternehmen mit der schlechtesten Nachrichtenlage zu Beginn des Jahres gehörte am Ende zu den Gewinnern: Daimler-Chrysler. Bei Chrysler fielen zwar 1,7 Milliarden Euro Verlust und Restrukturierungs-Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro an. Schlimmer kann es nicht mehr werden, dachten sich die Anleger - und kauften. Erfolge bei der Chrysler-Sanierung stützten den Kurs, am Ende blieb ein Plus von gut elf Prozent. Auch BMW profitierte davon, dass schlechte Nachrichten in den Kursen enthalten waren: Mit fast 17 Prozent Jahresplus überholten die Bayern die Stuttgarter.

Zu den größten Verlierern im Dax gehörten 2001 die so genannten Volksaktien: Post, Telekom und Infineon verloren zwischen 35 und 41 Prozent. Falsch bewertete Immobilien und die Folgen der teuren Übernahme des US-Mobilfunkers Voicestream und Powertel nahmen besonders die T-Aktie in die Zange. Im September sackte der Titel sogar unter den Ausgabekurs von 14,57 Euro aus dem Jahr 1996. Nicht besser erging es Erstzeichnern der Infineon-Aktie. Obwohl der Chip-Hersteller seit dem Tief im September schon wieder 85 Prozent zugelegt hat, ist er von seinem Hoch vom Frühjahr 2000 noch 300 Prozent entfernt.

Neben der Lufthansa - wohl das direkteste Terror-Opfer unter den deutschen Standardwerten - stehen zwei Banken am schlechtesten da: Mit einem Kursverlust von 44 Prozent liegt die Hypo-Vereinsbank am weitesten hinten. Die Commerzbank verlor 42 Prozent. Gestiegene Immobilien-Risiken, ein schwaches Investmentgeschäft, Gewinneinbrüche, verblasste Fusions-Fantasien nach der Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz: Beide deutsche Finanzhäuser sind angeschlagen.

Anleger, die gegen den Trend nach der Devise "Kaufe Aktien, wenn sie keiner will" handelten, lagen auch 2001 richtig. Die Aktie von Adidas-Salomon, die dem Rauswurf aus dem Dax entging, dümpelte noch im September bei 46 Euro. Gute Zahlen und Kaufempfehlungen katapultierten den Kurs anschließend um nahezu 100 Prozent nach oben. Die Jahresbilanz: 27,7 Prozent Plus.

moc

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