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Abendrunde. BDEW-Chefin Hildegard Müller im Gespräch mit Stephan Kohler von der Dena, Tagesspiegel-Redakteur Kevin Peter Hoffmann und Udo Niehage von Siemens (v l n r).

© Alice Epp

"Roundtable Energie" beim Tagesspiegel: Kopfschütteln über Bayerns Angst vor neuen Stromtrassen

Wo stehen wir bei der Energiewende? Diese Fragen stellten sich führende Köpfe von Siemens, BDEW und Dena beim „Roundtable Energie“ im Verlagshaus des Tagesspiegels.

Wo stehen wir bei der Energiewende mit Blick auf das Zieldreieck aus Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit? Das diskutierten Experten beim „Roundtable Energie“, der am Donnerstagabend im Verlagshaus des Tagesspiegels stattgefunden hat. Am Tisch saßen diesmal Hildegard Müller, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Stephan Kohler, der Vorstandschef der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und Udo Niehage, der Energiewendebeauftragte von Siemens.

Ihre Debatte konzentrierte sich zunächst auf mögliche Unstimmigkeiten in der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das bald im Bundestag zur Abstimmung steht. Punkte, bei denen nachgebessert werden muss, – da waren sich die drei Köpfe auf dem Podium einig – sind vor allem die geplante Belastung durch die EEG-Umlage beim Eigenverbrauch, die Stichtagsregelung und das Ausschreibungsmodell. Beim letzten Punkt drängten vor allem Stephan Kohler und Udo Niehage, Ausschreibungen früher einzuführen als im Gesetzentwurf vorgesehen, um Anreize für Innovationen zu schaffen und das System der Versorgung weiterzuentwickeln.

Bayern steht in der Kritik

Die drei Gäste waren sich auch einig, dass ohne den Ausbau der Netze die Energiewende in Deutschland scheitern wird. Scharfe Kritik äußerten alle drei Experten am Freistaat Bayern: Dessen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) war als Redner bei lokalen Bürgerinitiativen gegen den Ausbau von Höchstspannungsleitungen aufgetreten und hatte ein Ausbau-Moratorium angekündigt. In Bayern würde man gern behaupten, die Trassen würden nur gebaut werden, um den „Schmutzstrom“ aus ostdeutschen Kohlekraftwerken ins saubere Bayern zu transportieren, empörte sich Dena-Chef Kohler.

Das stimme aber nicht. Bayern werde in jedem Fall Stromimporte brauchen, sobald die Atomkraftwerke in Grafenrheinfeld, Gundremmingen und Isar in den kommenden Jahren vom Netz gehen. Kohler wies darauf hin, dass Bayern dann Strom aus dem Ausland importieren müsse – etwa aus dem Elsässischen Fessenheim, Europas ältestem Kernkraftwerk. Und Strom aus den uralten Ölkraftwerken in Österreich. Bayern selbst möchte an Stelle der Atomkraftwerke Gaskraftwerke bauen und hat sich bereits Genehmigungen dafür eingeholt. Eine Technologie, die sich derzeit noch nicht einmal wirtschaftlich rentiert.

Müller vom BDEW würdigte am Ende, dass die EEG-Novelle in der vorliegenden Fassung mehr Anreize bietet, die Erneuerbaren an den Markt heranzuführen, als man nach den ersten Entwürfen hätte annehmen können.

Moritz Hunger

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