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Wirtschaft: RTL macht Bertelsmann Freude

Medienkonzern profitiert vom starken TV-Geschäft – und gleicht Einbruch im Musik- und Verlagsbereich aus

Berlin (mot). Der strikte Spar und Sanierungskurs zeigt beim Medienkonzern Bertelsmann Wirkung. Rückschläge im Musik- und Verlagsbereich konnten die Gütersloher im ersten Halbjahr 2003 durch höhere Gewinne bei den Buchclubs und durch das weiterhin florierende Geschäft der RTL Group ausgleichen. Während im ersten Quartal 2003 noch ein Verlust angefallen war, buchte Bertelsmann im gesamten Halbjahr einen operativen Gewinn (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 228 Millionen Euro. Das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel im Jahresvergleich um 10,7 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zurück.

Bertelsmann leidet wie alle Medienkonzerne unter der Konjunkturschwäche und den rückläufigen Werbeumsätzen. Das Musikgeschäft – hier zählt Bertelsmann mit BMG zu den fünf größten Musikkonzernen der Welt – wird zudem durch Internet-Piraterie und die Konsumflaute in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommen interne Turbulenzen nach der Ablösung des Ex-Vorstands Thomas Middelhoff im vergangenen Jahr. Bertelsmann-Chef Gunter Thielen leitete die Kurskorrektur ein: Statt wie sein Vorgänger auf Expansion zu setzen, konzentriert sich Thielen ganz auf das Kerngeschäft und die Steigerung der Umsatzrendite. Internetaktivitäten wurden größtenteils abgestoßen. Die defizitären Buchclubs, die unter dem Dach der Direct Group geführt werden, sollen bis Ende des Jahres „keine nennenswerten Verluste“ mehr machen, wie Thielen im März ankündigte. Im ersten Halbjahr konnte das Minus schon von 119 auf nur noch 17 Millionen Euro reduziert werden.

Am Mittwoch wertete der Vorstandschef die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr positiv, verwies aber zugleich darauf, dass der Konzern seinen Hauptumsatz erst in der zweiten Jahreshälfte mache. Vor allem im vierten Quartal entscheidet sich im Weihnachtsgeschäft, wie hoch das Jahresergebnis bei Bertelsmann ausfällt. „Wir halten an der Prognose fest, im Gesamtjahr einen operativen Gewinn über Vorjahresniveau zu erreichen“, sagte Thielen. 2002 hatte Bertelsmann ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) von 175 Millionen Euro erzielt.

Die Musiksparte BMG buchte einen empfindlichen Anstieg des Verlustes von 45 auf 117 Millionen Euro. Der Umsatz schrumpfte in diesem Bereich um sieben Prozent auf 1,09 Milliarden Euro. BMG-Chef Rolf Schmidt- Holtz setzt nun auf das Weihnachtsgeschäft und Altbewährtes: Unter anderem soll eine Elvis-CD mit einem zuvor unveröffentlichten Song Fans zum Kauf animieren.

Schwer litt Bertelsmann zuletzt auch unter dem schwachen Dollar. Der Konzern erwirtschaftet rund ein Drittel seines Umsatzes in den USA. Wichtiges Standbein ist dabei Random House. In den ersten sechs Monaten des Jahres brach allein der Umsatz des weltgrößten Buchverlags Random House um 26 Prozent auf 747 Millionen Euro ein. Der operative Gewinn rutschte sogar um 57 Prozent auf 29 Millionen Euro.

Werbemarkt erholt sich langsam

Wenig Freude dürfte Bertelsmann zurzeit auch der Hamburger Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr bereiten. Anhaltende Anzeigenrückgänge und der Verkauf des Berliner Verlags schmälerten den Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres um 200 Millionen Euro auf 1,24 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis lag unter dem Vorjahreszeitraum und sank um neun auf 112 Millionen Euro. Dank Kostensenkungen stieg die Umsatzrendite von 8,4 auf neun Prozent. Gruner+Jahr-Vorstand Bernd Kundrun kündigte an, der Verlag werde wieder mehr investieren, um seine Marktposition zu stärken. „Wir wollen einen ausgewogenen Mix zwischen Profitabilität und Wachstum erreichen“, sagte Kundrun. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Krise des Werbemarktes dem Ende zugeht: „Es geht erstmals seit zweieinhalb Jahren nicht mehr bergab.“

Ähnlich schätzt auch RTL-Chef Gerhard Zeiler den Werbemarkt ein. Europas größte Sendergruppe hievte mit einem guten Geschäft die Bertelsmann-Halbjahresbilanz ins Plus: Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verdiente die RTL Group mit 250 Millionen Euro 44,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz legte um fünf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Das TV-Geschäft macht ein Viertel des Bertelsmann-Umsatzes aus.

Den Schuldenstand des Konzerns bezifferte Bertelsmann zum Ende des ersten Halbjahrs auf 2,6 Milliarden Euro. Mit dem Verkauf des Fachverlags Bertelsmann-Springer, der 1,05 Milliarden Euro einbrachte, will der Konzern die Verschuldung bis zum Jahresende weiter deutlich abbauen.

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