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Wirtschaft: Rubel unter massivem Druck

BERLIN (Tsp/HB/rtr).Rußland hat die Rückzahlung kurzfristiger Staatsschulden in Aussicht gestellt.

BERLIN (Tsp/HB/rtr).Rußland hat die Rückzahlung kurzfristiger Staatsschulden in Aussicht gestellt.Mit der nächsten IWF-Kreditrate werde man seinen Verbindlichkeiten nachkommen, erklärte Ministerpräsident Tschernomyrdin am Donnerstag.Dessen ungeachtet stand der Rubel weiter unter Druck.In dem wiederaufgenommenen amtlichen Devisenhandel gab der Kurs bis zum Abend um 24 Prozent nach.Der deutsche Außenhandelsverband rechnet angesichts drastischer Verteuerung deutscher Produkte in Rußland mit Einbrüchen im Export.

Wegen der anhaltenden Krise in Rußland erwartet der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA) vom kommenden Jahr an einen deutlichen Rückgang der deutschen Exporte.Betroffen davon seien vor allem Unternehmen in den neuen Bundesländern, die traditionell gute Wirtschaftsbeziehungen zu Rußland pflegten, erklärte der Präsident des BGA, Michael Fuchs, am Donnerstag in Bonn.Der "billige Rubel" werde 1999 voll durchschlagen und die deutschen Exporte auf dem russischen Markt um 30 bis 40 Prozent teurer machen.

Nach Angaben des Verbandes verfügen die meisten Exportfirmen über längerfristige Verträge mit Rußland, die in aller Regel auch über die staatlichen Hermes-Bürgschaften des Bundes abgesichert sind.Bis zu fünf Mrd.DM stehen pro Jahr an Hermes-Ausfallbürgschaften zur Verfügung.Akute Auswirkungen seien vor diesem Hintergrund kaum zu befürchten.

Ungeachtet der Finanzkrise in Asien, Rußland und womöglich auch in Lateinamerika rechnen internationale Wirtschaftswissenschaftler aber nicht mit einer Weltwirtschaftskrise.Allenfalls mit einem schwächeren Wachstum müsse gerechnet werden, sagten Wissenschaftler der Welthandelsorganisation WTO.Hingegen geht man bei der OECD lediglich von einer konjunkturellen Beeinträchtigung in Japan und Südkorea aus.Beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel spricht man von einer vorübergehenden Verlangsamung des Wachstums.

Der neue Präsident der Osteuropabank in London, Horst Köhler, kritisierte die Politik des IWF im Umgang mit der Finanzkrise in Rußland.Es seit zu wenig darauf geachtet worden, daß strukturelle Reformen auch wirklich umgesetzt würden.Der IWF hat Rußland zur Überwindung der Finanzkrise im Juli einen Kredit von 22,6 Mrd.Dollar zugesagt, jedoch noch nicht in vollem Umfang ausgezahlt.Köhler empfahl den westlichen Industrienationen, Europa und den USA, ihren Wachstumskurs zu festigen.Würde sich die Krise von Asien und Rußland aus auf Lateinamerika ausbreiten, wären bereits 50 bis 60 Prozent der weltwirtschaftlichen Produktion betroffen, erklärte Köhler im Deutschlandfunk.Mit der Krise in Rußland wachse auch die Gefahr einer Infizierung der Nachbarländer Polen, Tschechien und Ungarn.Entscheidend bleibe, daß Rußland in der Weltwirtschaft eingebunden bleibe.Die Einschränkung des Handels- und Kapitalverkehrs sei sicher die falsche Antwort.

Unterdessen hat die russische Zentralbank die Kundeneinlagen bei sechs großen Privatbanken, die sich in Schwierigkeiten befinden, für zweieinhalb Monate eingefroren.Der Rubel verlor nach der Freigabe des Kurses durch die Notenbank am Mittwoch gestern erneut an Wert.Im wiederaufgenommenen amtlichen Devisenhandel wurde der Kurs mit 13,46 Rubel pro Dollar fixiert.Nach der Kursfeststellung wurden aber bereits für einen Dollar 16 Rubel geboten und 22 Rubel verlangt.Der Kurseinbruch erreichte bis zum Abend 24 Prozent.

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