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Wirtschaft: Rückkaufaktien geben Börse neuen Schwung

FRANKFURT .In den USA und in Großbritannien gehört es längst zum Unternehmens- und Börsenalltag - auch zur Freude der Anleger: Dort hat sich der Rückkauf eigener Aktien durch börsennotierte Unternehmen als eigenständige Form der Gewinnausschüttung - neben der Dividende - längst etabliert.

FRANKFURT .In den USA und in Großbritannien gehört es längst zum Unternehmens- und Börsenalltag - auch zur Freude der Anleger: Dort hat sich der Rückkauf eigener Aktien durch börsennotierte Unternehmen als eigenständige Form der Gewinnausschüttung - neben der Dividende - längst etabliert.Das Volumen ist beachtlich: 1997 etwa wurden allein in den USA Aktien- Rückkäufe im Wert von über 246 Mrd.Dollar angekündigt.Das sind etwa 1,5 Prozent der amerikanischen Marktkapitalisierung, also des Wertes der an der Börse gehandelten Unternehmen.Auch in Europa gab es 1997 Pläne über den Rückkauf von Aktien im Wert von 47 Mrd.Dollar.Ähnliche Programme deutscher Unternehmen würden der Börse hierzulande einen gewaltigen Schub geben: Gemessen am derzeitigen Kursniveau entspräche dies einem Rückkaufvolumen von fast 25 Mrd.DM, hat das Deutsche Aktieninstitut (DAI) errechnet.Mit anderen Worten: Die Kurse würden noch weiter in die Höhe schießen.

Seit 1.Mai, mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG), sind Aktienrückkäufe auch in Deutschland möglich."Endlich", sagen Börsianer, Banker, Manager und Analysten."Für die Aktienkultur und für den Finanzplatz Deutschland ist das ein großer Schritt nach vorne", sagt DAI-Geschäftsführer Rüdiger von Rosen.Dies sei ein Schritt zu mehr Shareholder Value, meinen Experten.Als erste Unternehmen haben sich die Metallgesellschaft, Schering und die BASF das Aktien-Rückkaufsrecht von den Aktionären auf der Hauptversammlung zubilligen lassen.Weitere Firmen werden dies in den nächsten Wochen tun.

Bis zu zehn Prozent der eigenen Aktien können die Unternehmen zurückkaufen.Damit gibt es weniger umlaufende Aktien mit der für den Aktionär erfreulichen Folge, daß der Kurs steigt, ebenso wie der Gewinn je Aktie.Dies eröffnet weitere Kurschancen nach oben.Um Unregelmäßigkeiten und Kursmanipulationen auszuschließen, gibt es die Obergrenze von zehn Prozent.Zugleich ist die Ermächtigung zum Rückkauf durch die Aktionäre auf 18 Monate begrenzt.Firmen dürfen nur Gewinnrücklagen für den Erwerb eigener Aktien einsetzen.Für die Unternehmen hat der Aktienrückkauf zwei Vorzüge: Sie können einem aus ihrer Sicht zu niedrigen Kurs Schub verleihen.In den USA steht gerade diese Argumentation hinter vielen Rückkäufen.Mit den damit verbundenen Kurssteigerungen soll das Unternehmen aufgewertet und teurer gemacht werden, um eine möglicherweise drohende Übernahme zu verhindern.Andererseits können die Unternehmen zurückgekaufte Aktien auch für Firmenübernahmen einsetzen: Statt bar zu bezahlen, geben sie eigene Aktien ab.Unternehmen nutzen den Rückkauf auch, um Geld, das sie nicht rentabel investieren können, an die Aktionäre auszuschütten.

Freilich: Die Unternehmen müssen die zurückgekauften eigenen Aktien nicht auf Ewigkeit halten.Sie können sie auch wieder abstoßen.Ein Handel mit eigenen Papieren aber ist untersagt.Den Verkauf werden sich die Unternehmen ohnehin gut überlegen, es könnte als negatives Signal und als Ausdruck mangelnder Zuversicht in die Entwicklung der Geschäfte interpretiert werden.Der Aktienkurs würde fallen.

Noch ist allerdings unklar, wie der Kauf eigener Aktien steuerlich eingestuft wird, vor allem bei den Aktionären.Wird ein Rückkauf als Veräußerungsgewinn gewertet, wäre er steuerfrei, gilt er als Ausschüttung, würde der Fiskus zur Kasse bitten.Mit dieser Lösung, sagen Experten, könne das Thema Aktien-Rückkauf gleich wieder zu den Akten gelegt werden.

ROLF OBERTREIS (MAIN)

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