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Wirtschaft: Rückschlag für Daimler-Chrysler Chrysler Group macht eine Milliarde Verlust/Konzern reduziert Gewinnprognose

Berlin (alf). Die DaimlerChrysler AG muss bei der Sanierung der Chrysler Group einen herben Rückschlag hinnehmen.

Berlin (alf). Die DaimlerChrysler AG muss bei der Sanierung der Chrysler Group einen herben Rückschlag hinnehmen. „Die Chrysler Group wird im zweiten Quartal wahrscheinlich einen operativen Verlust von einer Milliarde Euro ausweisen“, teilte der Konzern im Anschluss an eine Vorstandssitzung in Stuttgart mit. Damit sind auch die diesjährigen Gewinnziele für den Gesamtkonzern nicht mehr zu halten. Ursprünglich wollte Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp mindestens das Vorjahresergebnis von 5,8 Milliarden Euro erreichen. Jetzt ist nur noch „von etwa fünf Milliarden Euro“ die Rede. Die Daimler-Chrysler-Aktie geriet daraufhin unter Druck. Zum Börsenschluss lag der Kurs bei 26,22 Euro rund zwei Prozent unter dem Vortagsniveau. Die Chrysler Group mit den Marken Chrysler, Dodge und Jeep sollte in diesem Jahr einen Gewinn von zwei Milliarden Euro zum Konzernergebnis beisteuern. Jetzt wird nur ein „leicht positiver operativer Profit“ erwartet.

Chrysler war bereits im Jahr 2000 in die Krise geraten. Damals wechselte Schrempp die Führungskräfte in Auburn Hills bei Detroit aus, und das Unternehmen wurde mit einem Milliardenaufwand saniert. Zu den Maßnahmen gehörten der Abbau von 26000 Arbeitsplätzen und die Schließung von sechs Fabriken. Die Sanierung zeigte bereits 2002 Wirkung, als Chrysler einen operativen Gewinn von 1,32 Milliarden Euro erreichte; 2001 hatte der Verlust noch mehr als zwei Milliarden Euro betragen.

Der Rückfall in die roten Zahlen wird von Daimler-Chrysler mit den Besonderheiten des nordamerikanischen Marktes erklärt. Um den Absatz einigermaßen halten zu können, gewähren die Hersteller ihren Kunden umfangreiche Rabatte. So geben die drei US-Hersteller meist zinslose Kredite und verbilligen die Autos um einige tausend Dollar. Zuletzt hat das unter anderem dazu geführt, dass der Wert von rund 500000 Fahrzeugen bei Chrysler-Händlern neu angesetzt werden musste. Diese Neubewertung dürfte maßgeblich zu dem befürchteten Milliardenverlust im zweiten Quartal beitragen.

Die Rabattschlacht auf dem US–Markt war unmittelbar nach dem 11. September 2001 von Marktführer General Motors begonnen worden. Seitdem sind zinslose Kredite mit einer Laufzeit von 60 Monaten keine Seltenheit; zusätzlich muss der Autokäufer in den USA häufig nicht einmal eine Anzahlung leisten. Nachdem Chrysler lange versuchte, ohne allzu große Nachlässe seinen Marktanteil zu halten, wird seit einigen Monaten umgesteuert. Das hängt auch mit dem Absatz zusammen. In den ersten fünf Monaten verkaufte die Chrysler Group in den USA mit 906000 Fahrzeugen rund sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mit „zusätzlichen, substanziellen Kostensenkungen“ will Chrysler-Chef Dieter Zetsche nun versuchen, das US-Unternehmen im laufenden Jahr in die schwarzen Zahlen zu bringen. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau ist aber nach Konzernangaben derzeit nicht geplant. Zetsche sagte dem Handelsblatt, mit „weiteren Qualitätsverbesserungen, der Senkung der Garantiekosten und neuen attraktiven Produkten haben wir einen überzeugenden Plan für den weiteren Verlauf des Jahres“.

Der Recklinghauser Autoprofessor Ferdinand Dudenhöfer sagte dem Tagesspiegel, auf Grund veralteter Produkte und hoher Lagerbestände werde auch das zweite Halbjahr für Chrysler „nicht einfach“. Im nächsten Jahr, spätestens jedoch 2005 sei mit der Einführung neuer Modelle Besserung zu erwarten. Für die nächste Fahrzeuggeneration würden dann auch erstmals gemeinsame Plattformen mit Mitsubishi Einsparungen und Effizienzgewinne bringen. Die Ausstattung von Chrysler-Autos mit Mercedes-Motoren wird Dudenhöfer zufolge die Wettbewerbsfähigkeit der US-Fahrzeuge erhöhen.

Die übrigen Bereiche der Daimler-Chrysler AG stehen nach Angaben des Unternehmens derzeit wesentlich besser da. Die Mercedes Car Group (inklusive Smart und Maybach) wird voraussichtlich an die „sehr guten Vorjahresresultate anknüpfen“. Und bei den Nutzfahrzeugen und im Geschäftsfeld Services erwartet der Konzern unverändert eine Steigerung des operativen Gewinns.

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