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Rückversicherer zittern: Warnung vor dem Sturmtief

Tornados und Blitzeinschläge in Europa sind für Rückversicherer verkraftbar. Doch ein einziger heftiger Wirbelsturm über Amerika könnte die Branche dieses Jahr mächtiger durchschütteln als die Finanzkrise.

Langsam geht es los: Wenn sich das Wasser im Atlantik auf 26 Grad erhitzt hat, beginnt die Hurrikansaison und das große Zittern für jene, die große Schäden decken. Die Rückversicherer, die ab Dienstag ihre Quartalszahlen vorlegen, sind noch ordentlich durch das erste Halbjahr gekommen. Die Zahlen der ersten drei Monate waren solide, und im zweiten Quartal blieben die Katastrophen relativ überschaubar. Das Erdbeben in Italien verursachte Schäden bis zu 400 Millionen Euro, schätzt die Hannover Rück. 500 bis 600 Millionen Dollar kostet die Flutwelle in Zentraleuropa. Am teuersten war bisher Wintersturm "Klaus", der Ende Januar in Nordspanien und Südfrankreich Versicherungskosten von 2,5 Milliarden Euro verursachte. Insgesamt urteilt die Münchener Rück: "Im ersten Halbjahr 2009 lagen die versicherten Schäden im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre."

Die Finanzkrise hat keine großen Auswirkungen mehr auf die Branche. Analysten rechnen zwar mit weiteren Abschreibungen auf Kapitalanlagen. Dennoch sollte der Gewinntrend nach oben zeigen, weil die Prämien steigen. "Trotz Krise ein positiver Ausblick für 2009/10", urteilen daher die Analysten der WestLB. Sie loben die deutschen Rückversicherer Münchener und Hannover Rück und schauen kritisch auf die Swiss Re, weil die Schweizer stärker als andere unter der Krise leiden.

Übermäßigen Optimismus versprüht aber keiner. Hauptgrund ist die Hurrikansaison. Die Prognosen der amerikanischen Meteorologen klingen zwar gut, doch darauf geben die Profis nichts. Zu oft wurden alle überrascht, am stärksten 2005. Damals raste Hurrikan "Katrina" über New Orleans und färbte alle Bilanzen der Katastrophenversicherer tiefrot. Wie einschneidend das wirkte, hat die Hannover Rück für die vergangenen 20 Jahre ausgerechnet. Ergebnis: Nur zwischen 2006 und 2008 war mit der Versicherung von Stürmen Geld zu verdienen.

Inzwischen sind die Prämien für die Versicherung von Naturkatastrophen gestiegen, sie liegen sogar auf einem interessanten Niveau, wie Konrad Rentrup, Vorstandschef der Hannover Rück Bermuda feststellt. Der Markt stelle die nachgefragten Kapazitäten bereit. Wenn in dieser Hurrikansaison nichts passiere, würden die Raten daher trotz der Finanzkrise wohl nicht steigen. Ein kleiner Schaden könnte zu fünf bis zehn Prozent höheren Prämien führen. Erst ein heftiger Hurrikan wie Katrina würde ein kräftiges Anziehen der Preise um mehr als 30 Prozent bewirken.

Beobachter und Manager glauben: Ein teurer Sturm wäre nach der Finanzkrise der nächste Stresstest für die Rückversicherer. Womöglich sogar einer mit größeren Folgen: "Anders als 2005 könnte ein Großschaden auch bei einigen Rückversicherern zu Problemen führen, weil das Kapital in der Krise knapp ist und schnelle Kapitalerhöhungen nicht so leicht zu schaffen sein dürften wie nach Katrina", sagt Rentrup. "Einige Anbieter werden dann aus dem Markt ausscheiden." Thomas Schmitt (HB)

Thomas Schmitt (HB)

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