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© dpa

Rüstungsauftrag: Boeing kündigt Protest gegen EADS-Auftrag an

Boeing will sich nicht geschlagen geben. Rechnungsprüfer sollen jetzt untersuchen, ob es bei der Auftragsvergabe an den Rivalen EADS mit rechten Dingen zuging. Boeing bemängelt "ernsthafte Fehler" im Vergabeverfahren. Die Politik stellt sogar die nationale Sicherheit in Frage.

Der US-Flugzeugbauer Boeing wehrt sich gegen die Vergabe eines milliardenschweren Rüstungsauftrags der US-Luftwaffe an den europäischen EADS-Konzern. Boeing werde vor dem Government Accountability Office (GAO) am Dienstag formell gegen die Entscheidung protestieren und deren Revision beantragen, teilte das Unternehmen mit. Das GAO ähnelt in seinen Aufgaben dem deutschen Bundesrechnungshof. Boeing-Chef Jim McNerney begründete den Schritt mit "ernsthaften Fehlern" im Vergabeverfahren. Einzelheiten wollte der Konzern nach dem Eingang des Protests bei der Behörde bekannt geben. Damit läge der Auftrag vorerst auf Eis.
  
McNerney sprach von einem "außergewöhnlichen Schritt" seines Unternehmens. Boeing sei nach wie vor der Ansicht, das bessere Angebot gemacht zu haben. Jetzt warte sein Unternehmen die Entscheidung der Rechnungsprüfer ab. Das Pentagon hatte die Auftragsvergabe an EADS zuvor als Ergebnis eines fairen Wettbewerbs verteidigt. Ein Sprecher nannte das Verfahren "transparent".
  
Die US-Luftwaffe hatte EADS vor zehn Tagen den Zuschlag für die Lieferung von 179 Tankflugzeugen des Typs KC-45A gegeben. Dem Airbus-Mutterkonzern gelang damit überraschend der Einstieg in den US-Rüstungsmarkt, den der Erzrivale Boeing beherrscht. Das Unternehmen war eigens für die Ausschreibung eine Partnerschaft mit Northrop Grumman eingegangen, da das Verteidigungsministerium den Auftrag nur an Firmen vergeben wollte, die ihre Flugzeuge in den USA bauen. Der Wert des Auftrages liegt bei 35 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro).

Nancy Pelosi stellt die nationale Sicherheit in Frage

Brancheninsider hatten es als Sensation gewertet, dass das europäische Unternehmen bei einem so großen militärischen Projekt den Vorzug bekam. Boeing beliefert die US-Streitkräfte seit 50 Jahren mit den Spezialflugzeugen. Die US-Luftwaffe hatte das Ausschreibungsverfahren nach einem Bestechungsskandal in Gang gesetzt, in dessen Folge ein Boeing-Spitzenmanager und eine Beschaffungsbeamtin der Luftwaffe ins Gefängnis mussten.

Vor allem Politiker aus dem Bundesstaat Washington, wo Boeing produziert, protestierten gegen die Entscheidung. So forderte die Präsidentin des US-Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, jüngst eine Untersuchung durch den US-Kongress. Die Entscheidung werfe "ernsthafte Fragen auf", so müssten etwa die Auswirkungen auf die nationale Sicherheit der USA untersucht werden. "Mit Blick auf die Konsequenzen dieser Entscheidung für die Vereinigten Staaten muss die Luftwaffe dem Kongress erläutern, wie sie die langfristigen Bedürfnisse unserer Streitkräfte und des amerikanischen Volkes erfüllt."

US-Militärs hatten betont, die EADS-Flugzeuge hätten den Vorzug erhalten, weil sie geeigneter seien: Sie seien größer als die von Boeing angebotenen Modelle und könnten mehr Treibstoff und mehr Passagiere transportieren, zudem hätten sie mehr Lazarettplätze. Außerdem würden die Airbus-Flugzeuge in den USA gemeinsam mit dem amerikanischen Partner Northrop Grumman gebaut. Northrop werde die Maschinen militärisch montieren, somit würden auch Arbeitsplätze in den USA geschaffen.

EADS-Chef Louis Gallois bezeichnete den Großauftrag für das Unternehmen als "Anlass, stolz zu sein". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem "Riesenerfolg für Airbus und die europäische Luftfahrtindustrie". In den USA hatte die Entscheidung für EADS dagegen Empörung ausgelöst. (nim/AFP/dpa)

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