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Wirtschaft: Rüstungsindustrie warnt vor steigenden Preisen

Umbaupläne für die Bundeswehr könnten teuer werden, wenn Verteidigungsminister Peter Struck Bestellungen kürzt

Berlin (fo). Die Rüstungsindustrie reagiert mit Zurückhaltung auf die bekannt gewordenen Umstrukturierungspläne von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD). Unternehmen und Verbände setzen vor allem darauf, dass Struck nicht in bestehende Verträge eingreift. In Branchenkreisen wird auch davor gewarnt, weil dann der Einzelpreis für bereits bestellte Flugzeuge, Landfahrzeuge oder Waffensysteme steigen müsse. Branchenbeobachter rechnen zudem damit, dass der Konzentrationsprozess in der europäischen Industrie, insbesondere in der Heerestechnik, durch den Umbau der Bundeswehr beschleunigt wird. Aktien von EADS und Rheinmetall kamen am Montag an den Börsen unter Druck.

Obwohl von Einsparungen bis zu 26 Milliarden Euro im Beschaffungsetat der Bundeswehr die Rede ist, lautet der inoffizielle Kommentar der Industrie am Montag: „keine große Überraschung“. Als Begründung heißt es, dass eine Reihe von Projekten auf einer möglichen Streichliste des Ministers bislang das Planungsstadium noch gar nicht verlassen hätten. Die Folgen für die Hersteller von Rüstungstechnik blieben daher in Grenzen. Offiziell Stellung nehmen wollen Verbände und Unternehmen frühestens am Dienstag, wenn der Verteidigungsminister Details seines Reformkonzeptes bekannt gegeben hat.

In den Industriekreisen wird davor gewarnt, laufende Verträge zu kürzen. „Das könnte teuer werden“, heißt es. Dabei wird vor allem auf das Gemeinschaftsprojekt Eurofighter verwiesen. Würde eines der Partnerländer weniger Flugzeuge abnehmen als vereinbart, müsste es laut Vertrag den Mehrpreis für sämtliche ausgelieferten Jagdflugzeuge übernehmen, also auch für die Maschinen anderer Länder. In Industriekreisen wird zudem auf die politischen Folgen verwiesen, sollte Struck beim Eurofighter sparen wollen. Das könnte die Partnerländer weiter in die Arme der Amerikaner treiben. Nach dem Hin und Her um das Transportflugzeug Airbus 300 M sei der Frust in den anderen Ländern schon jetzt groß.

An der Entwicklung des Eurofighter waren Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien beteiligt. Deutschland will 180 Stück anschaffen. Das Flugzeug hat eine Reichweite von 2500 Kilometern und fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit. In der Diskussion stehen als weitere Projekte:

Die Hubschrauber NH-90 und Tiger : Der Kampfhubschrauber Tiger und der Transporthubschrauber NH-90 werden vom deutsch-französischen Konsortium Eurocopter hergestellt, einer Tochter der EADS. NH-90 kann bis zu 20 Personen transportieren und kostet je nach Ausstattung 25 bis 40 Millionen Euro. Die Bundeswehr hat vorerst 80 Exemplare bestellt, die für Panzerabwehr, Bodenunterstützung und bewaffnete Aufklärung eingesetzt werden können.

Kampfdrohne Taifun : Mit diesem unbemannten Flugobjekt kann die Bundeswehr Ziele aus der Luft bekämpfen. Der Taifun wird von der Firma STN-Atlas-Elektronik in Bremen entwickelt.

Luftabwehrsystem MEADS : Das landgestützte und mobile Raketenabwehrsystem „Medium Extended Air Defense System“ (MEADS) soll vor Flugzeugen und Raketen mit einer Reichweite von 1000 Kilometern schützen. Die Kosten des deutsch-amerikanisch-italienischen Projektes schätzen Experten auf bis zu 20 Milliarden Euro.

Schützenpanzer Puma : Der Puma soll den mehr als 30 Jahre alten Schützenpanzer Marder ersetzen und ist seit 2002 in der Entwicklung.

Transportfahrzeug Mungo : Der 5,3 Tonnen schwere Truppentransporter passt in einen Hubschrauber und kann aus der Luft mit einem Fallschirm abgeworfen werden. Bislang ist die Lieferung von zunächst 388 Fahrzeugen der Variante „Personen- und Materialtransport“ geplant.

Die Pläne des Verteidigungsministers werden nach Einschätzung von Beobachtern die Konzentration in der Rüstungsindustrie verstärken. „Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann und Diehl könnten vom Produktspektrum her auf jeden Fall enger zusammenrücken“, sagte etwa Analyst Richard Schramm von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Kooperationen auf europäischer Ebene seien in zehn Jahren zu erwarten, sagte ein Analyst in Frankfurt am Main. „Langfristig werden wir in Europa wahrscheinlich ein, zwei große Heerestechnikkonzerne haben.“

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